Bisphenol A In unserem Blut fließt Plastik

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Frankreich verbietet BPA

270.000 Tonnen Plastikmüll treiben auf den Weltmeeren
Fast 270.000 Tonnen Plastikmüll treiben einer neuen Studie zufolge auf den Ozeanen der Erde. Das sei so viel Abfall, wie nicht einmal in 38 500 Müllwagen passen würde, schätzt eine am Mittwoch in dem Fachjournal „Plos One“ veröffentlichte Studie. Es handele sich dabei um mehr als fünf Billionen Einzelteile, heißt es in der Untersuchung. Um zu den Zahlen zu kommen, hatten Forscher zu See mit einem Maschennetz kleine Abfallteilchen gesammelt. Beobachter auf Booten zählten größere Gegenstände auf dem Wasser. Mit Computermodellen wurde für nicht untersuchte Gebiete hochgerechnet, wie viel Müll auch dort schwimmt. Die Studie bezieht sich lediglich auf Plastikabfall an der Wasseroberfläche. Wieviel Material auf dem Meeresboden liegt, erforschten die Wissenschaftler nicht.Foto: NOAA/PIFSC Quelle: Presse
Im Meer vor Griechenland treiben Plastiksäcke. Das Bild stammt aus dem Jahr 2008.Foto: Gavin Parson/Marine Photobank Quelle: Presse
Plastikmüll als Habitat für Meeresbewohner im Pazifik.Foto: Lindsey Hoshaw Quelle: Presse
Angeschwemmter Plastikmüll vor der Küste von Tromsø in Norwegen.Foto: Bo Eide Quelle: Presse
Angeschwemmter Plastikmüll vor der Küste von Kanapou in den USA.Foto: NOAA/Marine Debris Program Quelle: Presse
Vor der Küste von Hawaii sind etliche Netze angeschwemmt worden.Foto: Chris Pincetich/Marine Photobank Quelle: Presse
Kein seltener Bild: Eine Robbe hat sich in einem Treibnetz verfangen, USA, 2009.Foto: Kanna Jones/Marine Photobank Quelle: Presse

Das Thema wird Behörden, Unternehmen und Verbraucher noch lange beschäftigen. Zum einen dauert es 500 Jahre, ehe Plastik in seine Bestandteile zerfällt. Zum anderen sind die aktuellen Erkenntnisse sind noch frisch, Langzeitstudien fehlen. Auch das Bundesinstitut für Risikoforschung hat sich dem Thema angenommen und in einem Positionspapier aus dem Jahr 2012 klargestellt: „Grundsätzlich gilt, dass die Entwicklung und Bewertung von Alternativen zu BPA mehrere Jahre (ca. 5) dauert.“

Die Europäische Union ist an dem Thema dran. Aktuell berät die Kommission über neue Regelungen im Umgang mit oder sogar das Verbot von hormonell wirksamen Chemikalien. Die Auswirkungen wären gigantisch, da sich alle Unternehmen, die Produkte in Europa verkaufen, an diese Vorschriften halten müssten. Entsprechend gab es schon erste kritische Stimmen gegen das Vorhaben.

18 Wissenschaftler haben sich in einem Editorial einer Fachzeitschrift kritisch zu den Plänen geäußert. Sie seien „wissenschaftlich nicht zu begründen“. Mittlerweile hat sich herausgestellt, dass 17 der 18 Forscher mit der Chemie- und Pharmaindustrie, Biotechnologie-Unternehmen oder Herstellern von Kosmetika, Tabak und Pestiziden zusammengearbeitet haben.

Wann es auf europäischer Ebene zu einer Einigung kommen könnte, ist derzeit nicht klar. Entsprechend werden einige Länder selbst aktiv. Die französische Regierung will Bisphenol A in Lebensmitteldosen ab 2015 komplett verbieten. Und auch das schwedische Parlament strebt derzeit ein Verbot der Chemikalie an. In welchem Ausmaß ist noch nicht bekannt. In Deutschland gibt es derartige Pläne bisher nicht.

Eines ist klar: Eine Welt ohne Plastik wird es nicht mehr geben. Entsprechend bleibt den Verbrauchern nur, sich selbst so gut es geht zu schützen. Verbraucherschützer raten daher dazu, auf Dosen oder Plastik-Verpackungen zu verzichten. Joghurt und Tomatensauce gibt es auch im Glas. Auch Dosenfrüchte sollten Verbraucher meiden. Getränke, die es auch in Flaschen gibt, sollten eher als Dosen gekauft werden. Ein weiterer Tipp: Von Plastikdosen absehen und Wurst, Käse und Butter eher in Glas- oder Porzellan-Dosen aufbewahren.

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Ursprünglich war im Text von 65 statt 19,5 Millionen Tonnen Plastik die Rede, die jährlich in Deutschland produziert werden. Wir haben den Fehler korrigiert und bitten um Entschuldigung.

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