Delegierte unter den Opfern Absturz überschattet Welt-Aids-Konferenz

Am Sonntag beginnt in Melbourne die Welt-Aids-Konferenz, doch schon jetzt ist ein tiefdunkler Schatten über die Veranstaltung gefallen: Viele Opfer der Katastrophe in der Ukraine waren auf dem Weg zu der Konferenz.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Die Absturzstelle, an der die Boeing 777 der Malaysia Airlines aufschlug. Quelle: dpa

Canberra Die australische Außenministerin Julie Bishop hat bestätigt, dass sich unter den Opfern des in der Ukraine abgestürzten malaysischen Flugzeugs Teilnehmer der Welt-Aids-Konferenz in Melbourne befinden. Die Aids-Forscher und Gesundheitsexperten hätten in Kuala Lumpur den Flug HM129 nehmen wollen, der sie nach Melbourne bringen sollte.

Nach Medienberichten sollen sich über 100 Passagiere von MH17 auf dem Weg zur Konferenz in Australien befunden haben. Die Konferenzführung wollte diese Zahl zunächst nicht bestätigen. Sie meinte jedoch, unter den Opfern befänden sich wahrscheinlich mehrere prominente Wissenschaftler und Aids-Aktivisten, darunter auch der frühere Präsident der International Aids Society (IAS), Joep Lange.

Wie Michael Kessler von der IAS in einer Mitteilung erklärte, seien „eine Reihe von Kollegen und Freunden an Bord von HM17 gewesen, die über Ukraine abgestützt ist“. Unter den Opfern ist auch der Medienberater der Weltgesundheitsorganisation WHO, Glenn Thomas.

Laut dem Gesundheitsforscher Clive Aspin hat die Nachricht die Teilnehmer der am Sonntag beginnenden Konferenz schwer getroffen. Im Presseclub in Canberra hielt die Aids-Forscherin Françoise Barré-Sinoussi unter Tränen eine im Vorfeld der Konferenz geplante Rede. Freunde und Kollegen des niederländischen HIV-Forschers Joep Lange reagierten  über Facebook und Twitter auf die tragische Nachricht.

„Er war ein gütiger Mann und eine echter Menschenfreund“, schrieb die amerikanische Medizinprofessorin Seema Yasmin. „Wie können wir messen, was so ein Mensch für die Menschheit getan hat?“ Der neue Präsident der IAS, Chris Beyrer, meinte, die Bewegung gegen Aids und HIV habe einen „echten Giganten“ verloren.


Abbott macht Russland verantwortlich

Unter den Todesopfern befinden sich 28 Australierinnen und Australier. Der australische Premierminister Tony Abbott reagierte sichtlich wütend auf die Nachricht vom Absturz. Er machte indirekt Russland für die Tragödie verantwortlich, ohne Moskau direkt zu nennen.

Vor dem australischen Parlament erklärte er: „Das Schikanieren kleiner Länder durch große, das Herumtrampeln auf Recht und Anstand, alles im Streben nach nationaler Selbstverherrlichung, und die rücksichtslose Gleichgültigkeit gegenüber Menschenleben sollten in unserer Welt keinen Platz haben“.

Australien verlange „eine umfassende unabhängige Untersuchung mit vollen Zugang zum Absturzort, zu den Trümmerteilen, zum Flugschreiber und zu allen Personen, die die Ermittlungen voranbringen können"

Laut Außenministerin Julie Bishop hat der russische Botschafter in Canberra, Wladimir Morosow, „bestritten“, das prorussische Rebellen das Flugzeug abgeschossen haben. Sie habe Morosow gefragt, ob russischen Ausrüstung wie etwa Boden-Luft-Raketen eine Rolle spielten. „Er sagte, nicht, dass er wüsste“, so Bishop.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%