Laumann ist Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium und Kopf hinter der geplanten Reform. Einer der seltenen Politiker, die noch klare Sätze sprechen. So redet Laumann auch nicht drumherum, dass auch zusätzliches Geld die Probleme bei der Versorgung von Demenzkranken nicht lösen wird. Ohne die Angehörigen werde auch künftig nicht viel gehen. Ein pharmazeutischer Durchbruch?
Laumann hat da nicht viel Hoffnung. Er glaubt: Die hohen Anforderungen an Pflege und Betreuung bleiben. „Und auch wenn wir sie bezahlen könnten, wir finden gar nicht so viele Pflegeprofis, wie wir brauchen können“, sagt Laumann. Laut Schätzungen wären jährlich 20.000 Pflegekräfte zusätzlich in Deutschland nötig.
„So wie wir flächendeckend für Kinderbetreuung auch für ganz Kleine gesorgt haben, müssen wir tagsüber überall im Land Angebote für Hochbetagte schaffen“, fordert der Staatssekretär, „die mittlere Generation ist tagsüber im Beruf eingespannt.“ Wie das bezahlt werden soll, sagt Laumann nicht. Letztendlich sagt der Sozialpolitiker: „Wir werden uns alle an das Bild Demenzkranker gewöhnen müssen, auf der Straße, beim Einkaufen, im Bekanntenkreis. Enge Angehörige sollten keine Scheu haben, den Partner mit in die Öffentlichkeit zu nehmen.“
Bis 2025 Kampf gegen Alzheimer gewonnen haben
Das alles klingt wenig hoffnungsvoll; nach dem typisch deutschen Zögern, Zaudern und Zerreden. Dabei ist die Hoffnung auf wesentliche Durchbrüche nicht komplett aufgegeben. In Deutschland nicht, noch weniger aber in einigen anderen Ländern.
So fördern deutsche Ministerien seit Jahren und auch weiterhin die Erforschung der Ursachen von Demenz und möglicher Therapien dagegen mit Millionenbeträgen. Noch ein bisschen pfiffiger stellt das derzeit der britische Premierminister David Cameron an: Der Konservative stellt einen Millionen-Pfund-Betrag bereit, um in einer Art staatlich-privater Partnerschaft einen Risikokapitalfonds zu gründen. Neben der britischen Regierung zahlen dort in diesen Wochen auch viele große Pharma- und Biotech-Konzerne ein. Ihr Ziel: bis 2025 den Kampf gegen Alzheimer endgültig gewonnen zu haben. Cameron hatte dazu auch die G7-Staaten schon verpflichtet.
Und auch die Börse ist, wie es in überhitzten Zeiten nicht überrascht, optimistisch: Als in den USA Axovant, das über gerade mal einen medikamentösen Hoffnungswert verfügt, an den Markt ging, erzielte es eine Rekord-Erstbewertung von 2,2 Milliarden Dollar. Natürlich, kein Land hat ein Patentrezept für den Umgang mit Millionen Altersdementen. Und Investitionen allein können den Erfolg eines Medikamentes nicht erzwingen.
Doch die Hoffnung stirbt zuletzt. Und wenn es nur die Hoffnung ist, dass die Kinder von Dieter Jorek oder Wilma Dohmeyer nicht auch dereinst im Pflegeheim sitzen und sich selbst verlieren.