Depressionen Training gegen das Dauertief

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Stromschläge und Antidepressiva versprechen Heilung

Antidepressiva: Medikamente sind langfristig sehr erfolgreich. Aber nicht immer ohne Nebenwirkungen. Quelle: dpa

Licht gegen Depression

Bei saisonal abhängigen Depressionen, wie zum Beispiel Stimmungsschwankungen im trüben Winter, kann eine Lichttherapie helfen. Die heimische Glühbirne in der Wohnzimmerlampe reicht allerdings nicht aus, um das Gemüt langfristig zu erhellen. Gewöhnliche Beleuchtung erreicht nämlich nur ein Zehntel der Lichtintensität, die man draußen bei Tageslicht abbekommt. Für die Therapie werden deswegen spezielle Tageslichtlampen eingesetzt, die durch ihr Licht Botenstoffe im Gehirn freisetzen.

Mit Stromschlägen gegen Stimmungsschwankungen

Im Gegensatz zur Lichttherapie, wirkt die Therapie mit Stromschlägen schon fast brachial. In den Anfängen der Psychiatrie traktierte man Patienten sogar mit Elektroschockern, um die Depressionen zu vertreiben. Diese Methode hat sich heute grundlegend geändert, auch, wenn das Prinzip das gleiche geblieben ist. Bei der Therapie wird der Patient in acht bis zehn Sitzungen in Kurznarkose versetzt und mit Elektroden am Kopf vernetzt. Durch die kontrollierten Stromschläge wird dann eine Art epileptischer Anfall ausgelöst, den der Patient allerdings nicht mitbekommt. "Die Ärzte lösen zwar einen Krampfanfall aus, doch das geschieht nur im Kopf und führt nicht zu Verkrampfungen der Muskeln", erklärt Michael Grözinger, Psychiater am Universitätsklinikum Aachen. Diese Therapie hilft vor allem Menschen, bei denen Medikamente und Psychotherapie versagt haben.

Medikamentöse Behandlung

Weniger angsteinflößend, dafür langwieriger, ist die Einnahme von Antidepressiva. Die Medikamente bringen die Hirnbotenstoffe wieder ins Gleichgewicht und versprechen so 50 bis 70 Prozent der Behandelten Erfolg. Allerdings dauert es eine Weile, bis die Behandlung anschlägt. Und ohne Nebenwirkungen sind sie auch nicht. Deswegen ist es wichtig, sie immer genau nach Verordnung des Arztes zu nehmen. Ausreichend lange genommen, können sie so die Wahrscheinlichkeit eines Rückfalls mindern.

Ganz ohne Medikamente soll das Trainingsprogramm der Wissenschaftler auskommen. „Auf dem Programm stehen beispielsweise Walking, leichtes Lauftraining und spielerische Übungen. Die Teilnehmer erhalten außerdem Informationen, wie sie langfristig ihr Training sinnvoll selbst gestalten können", erklärt Dr. Olaf Hoos vom Institut für Sportwissenschaften und Motologie der Philipps-Universität Marburg. So soll ermittelt werden, welche Belastungsart und welche Trainingsintensität für eine begleitende Therapie von Depressionen besondes geeignet seien. Am Ende wird das Trainingsprogramm auch anderen Kliniken, Sportvereinen und Gesundheitseinrichtungen zur Verfügung stehen. Und so hoffentlich Menschen von ihren Depressionen befreien.

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