Durchbruch für Kardiologen Weltweit erstes Kunstherz für Frauen und Jugendliche

Bislang waren Ersatzherzen aufgrund ihrer Größe meist nur für Männer geeignet. Eine US-Firma entwickelte deshalb ein kleines Herz. Nun wurde es erstmals erfolgreich eingepflanzt - von Duisburger Ärzten.

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Noch vor dem französischen Team gelang es einem Duisburger Team von Ärzten erstmals einer Frau erfolgreich ein Kunstherz einzusetzen.

Allein in Deutschland sterben pro Jahr 50.000 Menschen an Herzversagen. Denn selbst wenn die Herzschwäche zuvor bekannt ist, kommt eine Organtransplantation nur für die wenigsten Patienten in Frage.

Der Grund: Spenderorgane sind Mangelware - und auch die technische Ersatzlösung, ein Kunstherz, ist lediglich für Männer mit großer Statur geeignet.

Eine lebensrettende Lösung entwickelte daher die Firma SynCardia Systems im US-Bundesstaat Arizona: Ein besonders kleines Kunstherz, das auch in die meist deutlich kleineren Brustkörbe von Frauen und jungen Menschen passt.

Nun hat der Duisburger Herzchirurg Gero Tenderich das Mini-Ersatzherz weltweit erstmals erfolgreich eingesetzt - bei einer 72-Jährigen. „Das neue, deutlich kleinere System eröffnet komplett neue Perspektiven. Jetzt können wir auch weibliche und jugendliche Patienten behandeln“, sagt der Arzt.

von Karin Finkenzeller, Susanne Kutter

Das neue Herz funktioniert im Prinzip ganz ähnlich wie das größere Modell aus dem Hause Syncardia: Die Ärzte setzen den Herzkranken nur eine zweikammerige Pumpeinheit aus Kunststoff ein. Den Antrieb selbst, einen ziemlich lauten Druckluftkompressor, müssen die Patienten in einem Wägelchen oder Rucksack mit sich führen.

Die Maschine ist mit der Pumpe im Brustkorb über zwei Schläuche verbunden, die aus dem Bauch ragen. Die Infektionsgefahr ist erheblich, die Bewegungsfreiheit begrenzt.

Deshalb arbeitet Tenderich am Evangelischen Krankenhaus Duisburg-Nord eng mit Deutschlands führendem Herzchirurgen Rainer Körfer zusammen. Gemeinsam mit der RWTH Aachen entwickeln sie ein vollständig implantierbares Kunstherz. Das ist bisher aber lediglich an Schweinen erprobt. Die ersten Tests an Menschen sollen bald beginnen.

Bei diesem Projekt liefert sich das deutsche Team eine Art Wettrennen mit einer französischen Gruppe um Alain Carpetier in Paris und seine Firma Carmat.

Und auch diesmal gab es wieder ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Die Pariser implantierten ebenfalls eines der neuen, kleinen Syncardia-Herzen – und das sogar zwei Tage vor den Duisburgern. Allerdings überlebte der Pariser Patienten den Eingriff nicht. Daher können Tenderich und sein Team nun von sich behaupten, das neue Herz für Freuen erstmals erfolgreich eingepflanzt zu haben.

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