Das Ergebnis, so die Krebsforscherin: „Kein einziges dieser Produkte wird eingeatmet.“ Genau daraus ergebe sich aber die besondere Problematik, so Pötschke-Langer. Denn die E-Zigaretten-Raucher, die sich selbst als „Dampfer“ bezeichnen, inhalierten in großen Mengen eine Substanz, die ganz sicher in den Atemwegen und der Lunge nichts verloren habe.
„Die Hersteller von Propylenglykol warnen in ihren Sicherheitsdatenblättern ausdrücklich vor dem Einatmen und empfehlen als Erste-Hilfe-Maßnahme ausreichende Frischluftzufuhr oder die Nutzung von Atemschutz“, so Pötschke-Langer.
Auch die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie warnt ganz aktuell mit Hinweis auf eine gerade im Fachmagazin „Chest“ veröffentlichte Studie an E-Zigaretten-Rauchern: Darin werde erstmals der vermutete schädliche Effekt von E-Zigaretten auf die Atmungsorgane nachgewiesen, wofür die Autoren in erster Linie Propylenglykol, aber auch andere Substanzen in den inhalierten Dämpfen verantwortlich machten.
Selbst nikotinfreie Aromakartuschen betrachtet die NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) deshalb mit Argwohn: „Über die spezielle Wirkungsweise von nikotinfreien Liquids mit ätherischen Ölen und Aromen wissen wir noch zu wenig, aber dass ätherische Öle und Aromen Allergien auslösen können, ist bekannt.“
Fakten zum Tabakkonsum
Knapp 30 Prozent der Deutschen zwischen 18 und 79 Jahren rauchen. Zwischen den Geschlechtern gibt es Unterschiede: 33 Prozent der Männer und 27 Prozent der Frauen greifen zu Zigarette und Co.
Quelle: dpa, Stand 2014
Je höher der soziale Status, desto geringer ist laut Studien das Interesse am Nikotin.
Bei 996 Zigaretten lag der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch im Jahr 2013 - ein Rückgang von 1,2 Prozent im Vergleich zu 2012. Im Jahr 2000 hatten die Deutschen noch 1699 Zigaretten pro Kopf konsumiert. Der Gesamtverbrauch lag 2013 bei 80,3 Milliarden. Hinzu kamen knapp 3,6 Milliarden Zigarren und Zigarillos.
Bis zu 120.000 Menschen in Deutschland sterben jährlich an den Folgen, mehr als 3000 durch Passivrauchen. EU-weit sterben pro Jahr fast 700.000 Raucher.
Gut 24,3 Milliarden Euro gaben die Deutschen im vergangenen Jahr für Tabakwaren aus.
Die Einnahmen aus der Tabaksteuer lagen 2013 bei 14,1 Milliarden Euro. Damit ist sie ist nach der Energiesteuer (39,4 Milliarden Euro) die zweitergiebigste der Verbrauchsteuern.
Rund 200 Millionen Euro jährlich investiert die Tabakindustrie in die Werbung.
Für Steffens heißt das: „Ein klassisches Erkältungsdampfbad kann die Nase frei machen, Lungenzüge aus einer E-Zigarette mit nicht ausreichend erforschten Inhaltsstoffen könnten riskant sein.“ Nikotinhaltige Liquids unterlägen zudem dem Arzneimittelrecht. Ein freier Verkauf sei strafbar.
Der Lüge bezichtigt und beschimpft
Seither herrscht Kampfstimmung in der E-Dampfer-Szene: Die sechs größten deutschen E-Zigarettenvertreiber taten sich Ende Dezember zum Interssenverband VdeH zusammen. Als erste Amtshandlung ließ der Verband der BZgA-Direktorin Pott und Ministerin Steffens von einem Anwalt Unterlassungserklärungen zuschicken.
Die über Internetforen gut vernetzte E-Dampfer-Szene stürzt sich zudem auf jeden online publizierten Artikel, der sich kritisch mit dem Thema auseinandersetzt. Wissenschaftler, Politiker und Journalisten werden der Unwissenschaftlichkeit und Lüge bezichtigt und beschimpft.
Volker Kunze, Vorsitzender des Kreisverbandes der Piratenpartei im bayrischen Freising, ist selbst seit vier Jahren E-Dampfer. Er entschuldigt sich für den Ton mancher Mitstreiter, kann die hochschlagenden Wellen aber sehr gut verstehen: „30 Jahre lang habe ich geraucht, da hat mich niemand auf offener Straße darauf angesprochen, wie gefährlich das für mich und andere ist.“