Notfallpläne und Ausrüstung in Deutschland gelten als vorbildlich. Auch der Virologe Alexander Kekule hält es daher für "nahezu ausgeschlossen", dass das Virus aus einer Sonderisolierstation entweichen kann. Überhaupt werde Ebola in Europa wegen der guten Vorbereitung auf den Ernstfall nie eine Epidemie auslösen. Ein begrenzter Ausbruch mit zehn oder 20 Fällen sei jedoch nicht auszuschließen.
Ein Problem sieht Kekule bei der geographischen Verteilung der speziellen Isolierstationen, wie er in der "Süddeutschen Zeitung" schrieb. In Berlin etwa seien in kurzer Zeit bis zu 24 solcher Behandlungsplätze verfügbar, im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen gebe es jedoch nur drei und in anderen Bundesländern mitunter gar keine. Auch die bundesweit rund ein Dutzend Spezialfahrzeuge hält er für nicht ausreichend.
Die wichtigsten Infos zur Ebola-Ansteckung in Texas
Die exakte Ausrüstung kann variieren. Zu einer Ausstattung für den Umgang mit gesundheitsgefährdenden Stoffen gehören in der Regel ein Kittel, zwei Paar Handschuhe, eine Gesichtsmaske und ein Augenschutz. Es gibt strenge Protokolle dafür, wie diese Schutzausrüstung richtig angewendet wird. Die Kleidung wird im Rahmen eines „Buddy-Systems“ jeweils mit einem Kollegen an- und ausgezogen. Dieser passe auf, dass das korrekt laufe, erklärt Dr. Dennis Maki, Spezialist für Infektionskrankheiten von der University of Wisconsin in Madison.
Die Behörden konzentrieren sich auf zwei Aspekte: Darauf, wie die Schutzkleidung entfernt wurde und auf die medizinischen Verfahren bei der Behandlung von Thomas Eric Duncan. Dazu gehörten eine Dialyse und der Einsatz eines Atmungsgeräts. Bei beiden Vorgängen werden Schläuche eingeführt - entweder in Blutgefäße oder in einen Atemweg. Dies erhöht die Gefahr, dass Klinikbeschäftigte in Kontakt mit den Körperflüssigkeiten des Patienten kommt - die Voraussetzung für eine Ebola-Übertragung.
„Die Entfernung der Ausrüstung kann wirklich die höchste Gefahr darstellen“, sagt Dr. Eileen Farnon von der Temple University. „Man muss äußerst vorsichtig sein und jemanden haben, der einen beobachtet, um sicherzugehen, dass man sich an alle Schritte erinnert.“ Nach jedem dieser Schritte würden in der Regel die Hände mit Desinfektionsmittel oder Chlorspray gereinigt, erklärt Farnon.
Ein Teil der Schutzkleidung könnte beim Ausziehen mit einer Oberfläche in Berührung kommen und diese verunreinigen. Neues Datenmaterial legt nahe, dass selbst winzige Tropfen einer Körperflüssigkeit eines Patienten das Virus enthalten könnten, sagt Maki. „Ich kann den Anzug anhaben und sehr vorsichtig sein, aber ich kann irgendwelche Sekrete oder Körperflüssigkeiten an einer Oberfläche aufnehmen“, und auf diesem Weg verbreiten, erklärt er.
Spezialabteilungen sind das Ideal, aber in den USA gibt es davon weniger als ein halbes Dutzend. Zudem verfügen diese nicht über eine unbegrenzte Anzahl an Betten. „Die Verlegung von Patienten stellt auch selbst ein hohes Risiko dar“, sagt Farnon. Dabei würden potenziell mehr Personen dem Virus ausgesetzt.
Die Seuchenbehörde CDC rät dazu, dass eine Klinik die Zahl der Mitarbeiter verringert, die einen Ebola-Patienten betreuen. Zudem sollten sich diese auf die unbedingt nötige Behandlung des Patienten beschränken. Des Weiteren sollte laut CDC ein Vollzeitbeauftragter für Infektionskontrolle ernannt werden, während in einem Krankenhaus ein Ebola-Patient behandelt wird.
CDC-Leiter Tom Frieden hat angekündigt, dass sich die Behörde auch mit der persönlichen Schutzausrüstung befassen werde. Es sei nicht zwangsläufig sicherer, mehr Ausrüstung anzuziehen, da dies es erschweren könnte, „effektive Pflege zu leisten“, erklärt Frieden.
Das Gesundheitsressort forderte Aufklärung von den USA und Spanien. Dort hatten sich eine Krankenschwester und eine Pflegehelferin trotz Schutzkleidung angesteckt. Geklärt werden müsse, wie das passieren konnte, wie die Sprecherin deutlich machte. Die Spanierin soll sich beim Ausziehen des Schutzanzugs mit einem Handschuh versehentlich ins Gesicht gefasst haben. Zudem häufen sich die Anzeichen, dass es in der Klinik deutliche Mängel bei der Ausrüstung gibt: Ein unter Quarantäne stehender Arzt beklagte etwa, die Ärmel seines Schutzanzugs seien zu kurz gewesen.
Bei der infizierten US-Krankenschwester wird mit Hochdruck nach der genauen Ursache geforscht. Der Chef der US-Gesundheitsbehörde CDC (Centers for Disease Control and Prevention), Tom Frieden, sagte am Sonntag, "an irgendeinem Punkt gab es einen Verstoß im Protokoll und der Verstoß führte zur Infektion.“ US-Gesundheitsexperten beklagen gar, in allen Kliniken des Landes werde die Schulung der Mitarbeiter für den Umgang mit der Krankheit vernachlässigt.
Ansteckungsrisiko war in beiden Fällen hoch
Sowohl der Patient in Spanien als auch der in den USA hätten bereits starke Symptome und damit eine sehr hohe Viruslast gehabt, erläuterte Christian Drosten vom Institut für Virologie des Universitätsklinikums Bonn. Damit sei das Risiko für eine Übertragung in beiden Fällen vergleichsweise hoch gewesen. Das Ausziehen des Schutzanzuges sei ein komplexer Prozess, bei dem die Reihenfolge einzelner Handgriffe exakt eingehalten werden müsse.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat inzwischen weit über 8000 Ebola-Fälle in den drei am stärksten von Ebola betroffenen Ländern Guinea, Liberia und Sierra Leone registriert. Mehr als 4000 Menschen starben. Experten gehen zudem von einer hohen Dunkelziffer aus.
Hochrangige Vertreter der EU-Staaten sollen am Donnerstag in Brüssel über bessere Abstimmungen bei Vorkehrungen gegen Ebola beraten. „Die Idee ist, insbesondere über die Frage von Ankunftskontrollen in der EU zu diskutieren“, sagte ein Sprecher. Er verwies darauf, dass Großbritannien Untersuchungen auf den gefährlichen Erreger bei der Einreise angekündigt hat. In den USA werden Reisende am New Yorker John F. Kennedy-Flughafen auf mögliche Symptome untersucht, vier andere große US-Flughäfen sollten folgen. Die EU-Staaten könnten solche Vorkehrungen für Reisende an Flughäfen oder Bahnhöfen treffen, sagte der Sprecher. Dabei sollten sie sich aber grundsätzlich abstimmen.