Ebola Wie gut ist Deutschland vorbereitet?

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Virologe: Begrenzer Ebola-Ausbruch in Deutschland möglich

Notfallpläne und Ausrüstung in Deutschland gelten als vorbildlich. Auch der Virologe Alexander Kekule hält es daher für "nahezu ausgeschlossen", dass das Virus aus einer Sonderisolierstation entweichen kann. Überhaupt werde Ebola in Europa wegen der guten Vorbereitung auf den Ernstfall nie eine Epidemie auslösen. Ein begrenzter Ausbruch mit zehn oder 20 Fällen sei jedoch nicht auszuschließen.

Ein Problem sieht Kekule bei der geographischen Verteilung der speziellen Isolierstationen, wie er in der "Süddeutschen Zeitung" schrieb. In Berlin etwa seien in kurzer Zeit bis zu 24 solcher Behandlungsplätze verfügbar, im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen gebe es jedoch nur drei und in anderen Bundesländern mitunter gar keine. Auch die bundesweit rund ein Dutzend Spezialfahrzeuge hält er für nicht ausreichend.

Die wichtigsten Infos zur Ebola-Ansteckung in Texas

Das Gesundheitsressort forderte Aufklärung von den USA und Spanien. Dort hatten sich eine Krankenschwester und eine Pflegehelferin trotz Schutzkleidung angesteckt. Geklärt werden müsse, wie das passieren konnte, wie die Sprecherin deutlich machte. Die Spanierin soll sich beim Ausziehen des Schutzanzugs mit einem Handschuh versehentlich ins Gesicht gefasst haben. Zudem häufen sich die Anzeichen, dass es in der Klinik deutliche Mängel bei der Ausrüstung gibt: Ein unter Quarantäne stehender Arzt beklagte etwa, die Ärmel seines Schutzanzugs seien zu kurz gewesen.

Bei der infizierten US-Krankenschwester wird mit Hochdruck nach der genauen Ursache geforscht. Der Chef der US-Gesundheitsbehörde CDC (Centers for Disease Control and Prevention), Tom Frieden, sagte am Sonntag, "an irgendeinem Punkt gab es einen Verstoß im Protokoll und der Verstoß führte zur Infektion.“ US-Gesundheitsexperten beklagen gar, in allen Kliniken des Landes werde die Schulung der Mitarbeiter für den Umgang mit der Krankheit vernachlässigt.

Ansteckungsrisiko war in beiden Fällen hoch

Sowohl der Patient in Spanien als auch der in den USA hätten bereits starke Symptome und damit eine sehr hohe Viruslast gehabt, erläuterte Christian Drosten vom Institut für Virologie des Universitätsklinikums Bonn. Damit sei das Risiko für eine Übertragung in beiden Fällen vergleichsweise hoch gewesen. Das Ausziehen des Schutzanzuges sei ein komplexer Prozess, bei dem die Reihenfolge einzelner Handgriffe exakt eingehalten werden müsse.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat inzwischen weit über 8000 Ebola-Fälle in den drei am stärksten von Ebola betroffenen Ländern Guinea, Liberia und Sierra Leone registriert. Mehr als 4000 Menschen starben. Experten gehen zudem von einer hohen Dunkelziffer aus.

Hochrangige Vertreter der EU-Staaten sollen am Donnerstag in Brüssel über bessere Abstimmungen bei Vorkehrungen gegen Ebola beraten. „Die Idee ist, insbesondere über die Frage von Ankunftskontrollen in der EU zu diskutieren“, sagte ein Sprecher. Er verwies darauf, dass Großbritannien Untersuchungen auf den gefährlichen Erreger bei der Einreise angekündigt hat. In den USA werden Reisende am New Yorker John F. Kennedy-Flughafen auf mögliche Symptome untersucht, vier andere große US-Flughäfen sollten folgen. Die EU-Staaten könnten solche Vorkehrungen für Reisende an Flughäfen oder Bahnhöfen treffen, sagte der Sprecher. Dabei sollten sie sich aber grundsätzlich abstimmen.

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