Der Sommer ist nach Deutschland zurückgekehrt, die Freibäder locken – doch von Strand-Figur keine Spur? Kann man jetzt noch ganz schnell einige Kilo abspecken, ohne dem Körper zu schaden?
Irina Baumbach meint dazu: Es gibt durchaus die Möglichkeit, in kurzer Zeit ein paar Kilo abzunehmen. Durch drei- bis viertägiges Fasten ist es möglich, zwischen zwei und vier Kilogramm zu verlieren. Was man verliert, ist jedoch größtenteils Wasser und auch Muskulatur, nur ein geringer Prozentsatz ist Fett. Das lässt sich logisch erklären, da ein Kilogramm Körperfett etwa 9000 Kilokalorien liefert! Wir haben im Schnitt jedoch nur einen Tagesbedarf von etwa 2000 Kilokalorien.
Stefan Kabisch ist skeptisch: Schnell abnehmen ist in der Regel sinnlos, weil wir fast nur Wasser verlieren und die Kilos schnell wieder drauf kommen. Der Grund: Wird die Kalorienzufuhr drastisch eingeschränkt – und nur so kann man schnell abnehmen – reagiert der Körper, indem er die Energieaufnahme nach unten regelt. Nach der Diät ist die Energieaufnahme dann noch auf niedrig gestellt. Das heißt, wir nehmen schnell zu, obwohl wir gar nicht so viel essen.
Nicolai Worm sagt dagegen: Ja, natürlich geht das. Wenn der Körper verfettet ist und vor allem wenn das Fett auch schon in den inneren Organen sitzt, wird der Stoffwechsel gesundheitlich profitieren.
Zu den Personen
Baumbach ist Geschäftsführerin der Fachgesellschaft für Ernährungstherapie und Prävention (FET) in Kronbach im Taunus.
Kabisch ist Mitarbeiter am Deutschen Institut für Ernährungsforschung in Potsdam-Rehbrücke. Er leitet zudem am Berliner Universitätsklinikum Charité Ernährungsstudien.
Worm ist Ökotrophologe, Diät-Experte und Buchautor aus München.
Wie kann das blitzschnelle Abnehmen gelingen?
Irina Baumbach rät: Am effektivsten in Bezug auf das reine Körpergewicht ist logischerweise das Fasten. Das ist jedoch nicht immer empfehlenswert, da erstens der Grundumsatz verringert werden könnte und zweitens nicht Fett, sondern Flüssigkeit und Muskulatur verloren gehen – beides ist - gerade im Sommer - eher nicht gewünscht. Effektiv und eher empfehlenswert ist das sogenannte intermittierende Fasten. Dabei lässt man eine Mahlzeit aus und zwischen den Mahlzeiten müssen mehr als sechs Stunden liegen. Oder aber auch der begrenzte Konsum von Kohlenhydraten, sogenannte Low-Carb-Ernährungsformen. Gemüse-, Reis- und Obsttage können geringe Effekte erzielen, die sind meist jedoch nach kurzer Zeit wieder verpufft.
Nicolai Worm empfiehlt als effektivste Diätformen strenge Low-Carb- (ketogene Diät) oder sogenannte Very-Low-Energy-Diäten: Das heißt 600 bis 800 Kilokalorien pro Tag mit drei Formula-Mahlzeiten pro Tag. Allerdings sollte man ein hochwertiges Produkt nehmen. Viele der Formula-Mahlzeiten – darunter auch Marktführer – enthalten minderwertiges Protein, zu viele Kohlenhydrate und zu wenig oder keine Ballaststoffe.
Stefan Kabisch warnt zudem: Fasten führt ohne anschließende Ernährungsumstellung und Kalorienreduktion bei fast allen Menschen zum Jo-Jo-Effekt.
Wäre es besser, statt faulen Strand-Tagen einen Aktiv-Urlaub zu machen und dabei abzuspecken?
Nicolai Worm sagt dazu: Bei jeder Diät ist Muskelaktivität eigentlich Plicht, damit möglichst wenig Muskelgewebe abgebaut wird. Am besten macht man Kraftübungen.
Irina Baumbach rät: Aktiv sein sollte man immer. Grundsätzlich gilt die Regel: je weniger Sport, umso weniger Kohlenhydrate. Denn Kohlenhydrate können ausschließlich „verbrannt“ werden. Gibt es keinen akuten Energiebedarf, werden die „überschüssigen“ Kohlenhydrate zu einem großen Teil in Körperfett umgewandelt. Für den Urlaub heißt das: An Strandtagen Gemüse mit Käse als Salat, Auflauf oder ähnliches verspeisen, an Wander- und aktiven Tagen nach Lust und Laune essen. Oft wird auch vergessen, dass Sport und Bewegung einen appetit-hemmenden Effekt ausüben – zumindest für den Zeitraum der Aktivität.