Erneuerbare Energie Wie Anleger am Ökoboom in China mitverdienen

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Ähnliche Probleme hatte auch der World Alternative Energy Index der französischen Bank Société Générale. Vor allem Vestas und die spanischen Unternehmen Gamesa und Iberdrola Renovables zogen den Index der Franzosen nach unten. Nicht verwunderlich, dass das entsprechende Zertifikat auf den Index um 24 Prozent abstürzte.

Ein weiteres Problem der Indizes war zuletzt, dass sie unter den krisenbedingt sinkenden Energiepreisen litten. Die Rechnung ist einfach: Werden Öl oder Gas billiger, räumen Anleger den Windturbinen- und Solarzellenherstellern geringere Gewinnchancen ein. Entsprechend mies ist die Kursentwicklung der betroffenen Unternehmen. Sollte sich die Konjunktur dagegen weiter erholen, dann ist mit steigenden Energiepreisen zu rechnen, und Solar- und Windkraftaktien werden für Anleger wieder attraktiv.

Politischer Einfluss

Index-Produkte mit engem Anlagefokus eignen sich wegen starker Kursschwankungen nur für risikofreudige Anleger, die auf Sicht von ein bis zwei Jahren Gewinne einfahren wollen. Solar- und Windaktien werden nicht nur vom Auf und Ab der Konjunktur, sondern auch von politischen Entscheidungen durchgeschüttelt.

Bisher hat die aus Langs Sicht längst überfällige Kürzung der Einspeisevergütung für Solarstrom im Juli und Oktober 2010 den deutschen Solarzellenherstellern noch wenig zu schaffen gemacht. Jedoch wird eine weitere Kürzung im Januar kommenden Jahres für einen Knick bei der in Deutschland installierten Leistung von Solarparks sorgen: Statt der erwarteten sieben Gigawatt sei nur noch mit fünf Gigawatt zu rechnen.

Wer ruhiger schlafen und sein Investment mehr als drei Jahre halten will, sollte daher breiter investierende Zertifikate oder Fonds kaufen. So schließt das Zertifikat auf den Index DaxGlobal Alternative Energy (siehe Tabelle) die Branchen Erdgas, Ethanol und Batterien ein und büßte im Jahresvergleich nur 3,1 Prozent ein.

Noch besser machte es der SAM Smart Energy mit einem Plus von 14,5 Prozent in den vergangenen zwölf Monaten. Ein Erfolgsrezept des Fondsmanagers Lang ist es, in der krisenanfälligen Solarbranche nach Nischen mit weniger Wettbewerbsdruck zu suchen. In einer dieser Nischen sieht Lang den deutschen Siliziumhersteller Wacker Chemie. Das Unternehmen habe einen deutlich niedrigeren Personalkostenanteil und müsse die asiatische Billigkonkurrenz nicht so fürchten wie die Solarzellenproduzenten.

Deutsche Nischen

Auch der Julius Bär Energy Transition bescherte den Anlegern mit 12,2 Prozent im Jahresvergleich einen klaren Zuwachs. Hauptgrund für den Erfolg: Fondsmanager Roberto Cominotto investiert nicht stur in Solar und Wind. Er steckt auch Geld in Autogastechnik: Vor allem in den USA rechne er mit einem Boom für den Gasantrieb, sagt der Investmentmanager.

Zwar sei Erdgas nicht erneuerbar, doch hätten US-Förderunternehmen im eigenen Land neue Gasquellen erschlossen, die den Autoverkehr unabhängiger von Ölimporten machen könnten. Dieses Gas stammt aus Schiefergestein in den USA und kann durch neue Fördertechniken wirtschaftlich erschlossen werden.

Doch auch in dieser Sparte spielen die Chinesen schon mit: Der Ölkonzern CNOOC ist an Schiefer-Gasfeldern in Texas beteiligt.

In Deutschland spürt Cominotto ebenfalls lukrative Nischen auf – zum Beispiel den Energietechniker ABB. Wer mehr Ökostrom wolle, müsse die Stromnetze ausbauen. ABB rüstet Umspannwerke aus, baut Schaltanlagen und wird allein schon deshalb vom Netzausbau profitieren. Da gibt es viel zu tun: Nach Schätzungen der Deutschen Energieagentur (Dena) seien in der Bundesrepublik bis zu 3500 Kilometer neue Stromleitungen nötig. Das Investitionsvolumen betrage laut Dena sechs Milliarden Euro bis 2020.

Nicht zufällig forderten auch die Aussteller der „Husum WindEnergy“ den Ausbau der Netze. Ohne zusätzliche Stromleitungen ließe sich die Energie aus den neuen Windparks in der Nordsee nicht in die deutschen Haushalte bringen.

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