Experten Ebola ist keine Gefahr für Deutschland

In Westafrika sind bereits fast tausend Menschen durch die Ebola-Epidemie gestorben. Doch Experten beruhigen: Für Deutschland ist die Seuche keine Bedrohung. Gleichzeitig kritisieren sie das Vorgehen in Westafrika.

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Ein Mann in Liberia liest Zeitung. 961 Menschen starben bisher an dem Ebola-Virus. Die meisten in Guinea, Sierra Leone und Liberia. Quelle: ap

Berlin Die Ebola-Epidemie in Westafrika ist nach Experteneinschätzung keine Bedrohung für die Bevölkerung in Deutschland. Das Risiko einer Weiterverbreitung bestehe hier nicht, „weil es in Deutschland und Europa alle Voraussetzungen zur sicheren Versorgung Betroffener gibt“, sagte der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), Reinhard Burger, der „Passauer Neuen Presse“ (Samstag). Der Leiter des Gesundheitsamtes von Frankfurt am Main, René Gottschalk, sagte auch mit Blick auf die Vorkehrungen am dortigen Flughafen der „Frankfurter Rundschau“: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir da irgendetwas übersehen.“

Bis zum 6. August waren der Weltgesundheitsorganisation (WHO) von den betroffenen Ländern 1779 Ebola-Fälle gemeldet worden, die entweder schon bestätigt waren oder bei denen es einen Verdacht gab. 961 Menschen starben bis dahin, die meisten in Guinea, Sierra Leone und Liberia. Um die bislang schwerste bekannte Ebola-Epidemie einzudämmen, rief die UN-Organisation am Freitag den Internationalen Gesundheitsnotfall aus.

Dies bedeute in erster Linie, „dass die Weltgesundheitsorganisation für die betroffenen und die angrenzenden Staaten eine Reihe von nachdrücklichen Empfehlungen zur Eindämmung und Kontrolle des Ebolaausbruchs ausgesprochen hat“, erklärte RKI-Präsident Burger in der „Passauer Neuen Presse“. Für Deutschland habe die WHO-Einstufung keine direkte Folge. Das RKI ist die zentrale Einrichtung der Bundesregierung auf dem Gebiet der Krankheitsüberwachung und -prävention.


„Unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich“

„Es ist unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich, dass Reisende die Krankheit nach Deutschland oder Europa mitbringen“, sagte Burger. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch sei durch direkten Kontakt oder mit Blut oder anderen Körperflüssigkeiten von erkrankten Menschen oder Verstorbenen möglich. Personen im engsten Umfeld dieser Erkrankten hätten ein Ansteckungsrisiko. Eine Gefährdung der Bevölkerung in Deutschland durch Weiterverbreitung besteht nach Einschätzung Burgers dank der guten Versorgungslage jedoch nicht.

Für das „seuchenhygienische Management“ gebe es hierzulande ein Netzwerk von Kompetenz- und Behandlungszentren, sagte Burger. Sprecher dieses Ständigen Arbeitskreises der Kompetenz- und Behandlungszentren für hochkontagiöse und lebensbedrohliche Erkrankungen (STAKOB) ist der Frankfurter Gesundheitsamtsleiter Gottschalk. Er kritisiert die Bekämpfung der Epidemie in Westafrika.

„Man hätte das in den Griff gekriegt, wenn man frühzeitig eingegriffen hätte“, sagte Gottschalk der „Frankfurter Rundschau“. „Ich mache mir Sorgen um die Afrikaner, die es betrifft.“ Man habe die betroffenen afrikanischen Stämme und Dörfer nicht eingebunden, sondern an ihnen vorbeigearbeitet. „Es werden bestimmt noch viel mehr Leute erkranken und sterben, als jetzt schon gestorben sind.“ Auch die Organisation Ärzte ohne Grenzen hatte moniert, dass zu langsam gehandelt worden sei. Dies habe Leben gekostet.

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