Springt er oder springt er nicht? Das war die große Frage, die sich alle am Dienstag stellten. Gegen 20 Uhr deutscher Zeit tickerten die Agenturen dann, dass der Wind zu heftig wehe für einen sicheren Start. Der 43-Jährige saß mit seinem Druckanzug bereits in der Kapsel, als das Aus vom seinem Teammitglied und Mentor Joe Kittinger kam. Baumgartner war über den Abbruch sichtlich enttäuscht. Der Wind war für den Heliumballon, der Baumgartner in 36 Kilometer Höhe bringen sollte, zu stark.
Immer wieder hatten die Windverhältnisse den Start des Sprungs im Laufe des Dienstags verzögert. Außerdem habe das Team von Baumgartner Probleme mit dem Navigationssatellitensystem GPS gehabt. Nach Freigabe der Mission sollte es rund eineinhalb Stunden dauern, um die nötigen Vorbereitungen zu treffen, wie Sprecher Robert Hager sagte. Unter anderem müsse der Heliumballon gefüllt werden, der Baumgartner in seiner Spezialkapsel in die Stratosphäre befördern werde. Der Ballon ist so dünn, dass er nur abheben kann, wenn die Windgeschwindigkeit unter 3,2 Kilometern pro Stunde liegt.
Sein Team teilte mit, dass ein neuer Versuch nun am Donnerstag gestartet werden soll.
Erblindung, Genickbruch, Blutgerinnsel oder Ohnmacht
Der 43-jährige Basejumper Baumgartner will aus einer Höhe von 36 Kilometern aus einer Spezialkapsel springen. Wenn es soweit ist, wird er dabei eine Geschwindigkeit von 1100 Stundenkilometern erreichen.
Entsprechend groß ist der Druck auf den Körper des Sportlers. Erblindung, Genickbruch, Blutgerinnsel oder Ohnmacht könnte bei seinem Rekordversuch auftreten und für den 43-Jährigen zu einem fatalen Ende führen. Schafft er es jedoch, den Fallschirm nach über fünf Minuten freiem Fall rechtzeitig zu öffnen und sicher zu landen, wird er mit seinem Sprung in die Geschichte eingehen und vier Weltrekorde auf einmal aufstellen: die höchste bemannte Ballonfahrt, der höchste freie Fall, der längste freie Fall und als erster Mensch ohne Flugzeug die Schallmauer zu durchbrechen.
In etlichen Tests über eine Vorbereitungszeit von fünf Jahren hatte der Österreicher sich Schritt für Schritt an das Projekt, als erster Mensch schneller als der Schall zu sein, herangewagt. Erst im Sommer sprang er aus 30 Kilometern auf die Erde. Unterstützt wird Felix Baumgartner bei dem Rekordversuch im US-Bundesstaat New Mexico von einem Team aus rund hundert Experten. Der Hauptsponsor Red Bull soll über 20 Millionen Euro in das Projekt gesteckt haben.
Skydiver schafft Testsprung aus fast 30 Kilometern Höhe
Das Vorhaben beginnt mit einer Ballon-Fahrt. Kein Raumschiff, sondern ein Helium-Ballon groß ist wie die Freiheitsstatue bringt Baumgartner an den Rand der Stratosphäre. Die Fahrt dauert etwa drei Stunden.
Die Spezial-Plane des Ballons ist an der dicksten Stelle nicht einmal einen Millimeter dick. Aufgrund seiner Größe wiegt er dennoch 1682 Kilogramm. Fast 5000 Kubikmeter Helium werden vor dem Aufstieg in die Hülle gepumpt.
Der letzte Sprung
Darunter hängt die hochtechnisch ausgestattete Kapsel, in der der 43-jährige Extremsportler an den Rand der Stratosphäre gebracht wird. Sie ist besonders gut isoliert, um Außentemperaturen von über minus 50 Grad Celsius standzuhalten. Außerdem wird der Druck in der Kapsel auf 0,5 bar gehalten, so dass Baumgartner während dem Aufstieg auf einen Helm verzichten kann. Die Druckregulierung übernimmt er selbst.
Außerdem mischt der Extremsportler künstlichen Stickstoff bei. Um der Depressionskrankheit vorzubeugen, atmet Felix Baumgartner in den letzten beiden Stunden vor dem Sprung reinen Sauerstoff ein. Dadurch wird die Luft besonders sauerstoffreich. Die künstliche Zufuhr von Stickstoff ist nötig, damit die Kapsel aufgrund des hohen Sauerstoffgehalts kein Feuer fängt.
Ausblick auf die Erdkrümmung
Vier mal so hoch wie der Mount Everest ist der Punkt, an dem Baumgartner springen will. Die Erdkrümmung ist von hier aus zu sehen. Von dort stürzt er sich dann mit einem Nasa-Druckanzug und einem Helm bekleidet wieder gen Erde. Der Schutzanzug, den sonst nur Astronauten tragen, schützt den Sportler vor den eisigen Temperaturen im All. Über den Helm wird Baumgartner mit Sauerstoff versorgt.
Der gesamte Sprung wird mit zahlreichen Kameras, die Baumgartner am Körper trägt, live übertragen und im Internet zu sehen sein.
Das riskante Unterfangen ist stark vom Wetter abhängig. Regen und zu starker Wind machen den Sprung unmöglich. Wegen einer Kaltfront war Baumgartners bereits für Montag geplanter Sprung aus der Stratosphäre auf Dienstag verschoben worden - und nun erneut. Am Donnerstag will der "furchtlose Felix" jetzt also den nächsten Versuch starten. Sicher ist jedoch, dass diese Rekord-Aktion aus der Stratosphäre seine letzte sein wird. Baumgartner hat bereits angekündigt, dass danach Schluss sein soll.