Forschungsfälschung Persiflage entlarvt Wissenschaftsbetrieb

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Eleganter Unsinn

Denen warfen die Autoren vor, aus naturwissenschaftlichen Begriffen und Konzepten, die sie nicht verstanden haben, eine Art Einschüchterungsprosa hervorzubringen. In Langversion erschien 1999 ein Buch der beiden Autoren mit dem Titel: "Eleganter Unsinn. Wie die Denker der Postmoderne die Wissenschaften mißbrauchen."

Gelegentlich erscheinen allerdings auch in hochseriösen Wissenschaftsmagazinen Artikel, die nicht ganz ernst gemeint sind und mit denen sich die Forscher – gerne in den Ausgaben um den 1. April herum – selbst ein wenig auf die Schippe nehmen. So sezierten Ärzte der Düsseldorfer Universitätsklinik hochwissenschaftlich 34 Asterix-Bände. Der Titel der in bier-ernster Wissenschaftssprache gehaltenen Studie, die Marcel Kamp, Philipp Slotty, Sevgi Sarikaya-Seiwert, Hans-Jakob Steiger und Daniel Hänggi 2011 im Fachmagazin "Acta Neurochirurgica" veröffentlichten: "Schädel-Hirn-Traumata im Comic: Erfahrungen aus einer Serie von mehr als 700 Kopfverletzungen in den Asterix-Bänden".

Auch diese Form der Parodie hat durchaus Tradition, seit der Karlsruher Zoologie-Professor Gerolf Steiner alias Harald Stümpke 1961 in einem pseudo-wissenschaftlichen Fachbuch mit dem Titel "Bau und Leben der Rhinogradentia" eine köstliche Monographie über den frei erfundenen Tierstamm der Naslinge heraus brachte - vom "Goldene Nasenhops Hopsorrhinus aureus" bis hin zum fleischfressenden "Tyrannonasus imperator" . Inspiriert hatte ihn dazu Christian Morgensterns Gedicht vom Nasobem: "Auf seinen Nasen schreitet einher das Nasobem, von seinem Kind begleitet. Es steht noch nicht im Brehm. Es steht noch nicht im Meyer. Und auch im Brockhaus nicht. Es trat aus meiner Leyer zum ersten mal ans Licht."

Während sich Generationen von Biologen über die Naslinge amüsiert haben, dürfte im aktuellen Fall den Machern der Metalurgia International das Lachen wohl vergangen sein.

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