Fortschritt Diese Technik-Trends kommen 2014

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Paketzustellung per Drohne

Amazon will künftig seine Pakete per Drohne zu versenden. Quelle: dpa

Wer künftig ein Buch beim US-Internet-Händler Amazon bestellt, soll nicht mehr lange auf den Paketboten warten. Spätestens 30 Minuten nach der Bestellung wird der Schmöker per Drohne vor der Haustür landen. Noch ist der gerade erst werbewirksam vorgestellte Lieferdienst nicht mehr als ein Konzept – dem unter anderem die US-Luftaufsichtsbehörde erst noch zustimmen muss, bevor er frühestens 2015 an den Start geht. Doch die Transporttechnik, die auch die Deutsche Post erprobt, ist alles andere als eine Luftnummer.

So will etwa der australische Buchhändler Zookal schon kommendes Jahr zusammen mit dem Startup Flirtey in Sydney Bücher per Minihubschrauber ausliefern. Das soll die Kosten für Expresslieferungen von 8,60 auf 0,80 australische Dollar senken. Auch das US-Startup Matternet arbeitet intensiv an einem sich selbst steuernden Drohnenschwarm, der etwa Medikamente in abgelegene Dörfer in Entwicklungsländern transportieren könnte.

Damit werden Drohnen, die bisher nur als Spielzeug, fliegende Filmkameras oder sündhaft teures Militärgerät unterwegs waren, plötzlich zu einer Option für die Logistiker. Ganze Schwärme unbemannter Fluggeräte könnten Waren ausliefern – ohne die Straßen zusätzlich zu belasten. Der Online-Einkauf wäre dann mitunter sogar schneller als die Fahrt zum nächsten Shoppingcenter. Und selbst in Dörfern mitten in Afrika, die bisher kein Lkw erreichte, könnten Menschen bald Handel treiben.

Technisch steht dieser Vision nicht mehr viel entgegen. Sogar Spielzeugdrohnen wie die AR Drone 2.0 des französischen Anbieters Parrot sind schon jetzt mit GPS-Sensoren ausgestattet, die die Position der Fluggeräte metergenau bestimmen. Aufsichtsbehörden könnten also Flugkorridore bestimmen, durch die sich die Drohnen bewegen dürfen. Zudem sind die Geräte versierte Flieger: Computerchips und die Bildverarbeitung sind so weit entwickelt, dass Drohnen sich in der Luft gegenseitig Bälle zuwerfen, in Formation fliegen und sogar im Flug wie digitale Greifvögel Dinge aufschnappen können. Und schließlich können die Mikroflieger ihre Umgebung mit Radarsensoren und Kameras scannen und so Hindernissen ausweichen. Schneller als Lastwagen, die an jeder roten Ampel halten und in Staus stehen, sind sie ohnehin. Noch aber fehlen Umladestationen, an denen Drohnen entweder die Batterien tauschen oder die Fracht an Flieger mit frischem Akku weitergeben.

Amazon plant Drohne statt Postbote

Ein solches Netzwerk soll etwa der Wettbewerb schaffen, der kommendes Jahr in Kenia startet: Beim Flying Donkey Challenge sollen Teams Drohnen bauen, die bis zu 60 Kilogramm Last tragen und durch vorgegebene Flugkorridore selbstständig von Dorf zu Dorf fliegen. Bauern könnten dann beispielsweise per Drohne Gemüse zum nächsten Markt schicken, glaubt Ausrichter Jonathan Ledgard, Leiter von Afrotech – einer neuen Forschungseinrichtung an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (EPFL), die Technologien für Afrika entwickelt. „Der Lastenesel“, sagt Ledgard, „muss fliegen lernen.“

Viel Zeit haben die Teams nicht. Schon 2018 sollen die fliegenden Esel im Finale gegeneinander antreten – in einem Rennen rund um den Mount Kenia. Die Drohnen sollen Ostafrikas zweithöchsten Berg in maximal 24 Stunden umrunden. Auf der 200 Kilometer langen Strecke müssen sie drei Pakete aufsammeln, die jeweils 20 Kilogramm wiegen, und sie an festgelegten Punkten abliefern. Den Teams, deren Flieger am besten abschneiden, winken zwei Millionen Dollar Preisgeld.

Die Aufmerksamkeit der Medien wird Ledgard mit dem Projekt sicher sein. Aber dem Briten, der jahrelang als Journalist für den „Economist“ aus Afrika berichtet hat, geht es keineswegs um ein irres Casting in der Savanne. „Wenn es gelingt, Transportdrohnen für unter 2.000 Dollar zu bauen“, sagt der Afrika-Kenner, „kann sich die Technik rentieren.“ Im Jahr 2030, so seine Vision, transportiert ein globales Drohnennetzwerk Güter so sicher, wie es heute nur mit bemannten Flugzeugen möglich ist.

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