Die Vergabe des „Preises für Wirtschaftswissenschaften der Schwedischen Reichsbank in Gedenken an Alfred Nobel“, kurz des Nobelpreises für Wirtschaftswissenschaften, hat die Öffentlichkeit nur wenig bewegt. Dabei ist die diesjährige Vergabe nicht ohne eine pikante Note. Schließlich sind mit Eugen Fama aus Chicago und Robert Shiller aus Yale zwei Finanzmarktökonomen mit recht unterschiedlichen, sogar widerstreitenden Ansichten geehrt worden. Der Preis für Shiller war lange schon erwartet worden, die Ehrung Famas kommt für viele etwas überraschend. Verdient sind sie allemal.
Aus Sicht des Kolumnisten ist die eigentliche Nachricht, dass mit Lars Peter Hansen aus Chicago ein Ökonometriker ebenfalls unter den Preisträgern ist. Die Ökonometrie, also die Menge der statistischen Methoden zum Testen von ökonomischen Theorien, hat in den vergangenen Jahrzehnten erheblich an Bedeutung gewonnen. Junge Volkswirte mit profunden Kenntnissen in Ökonometrie haben auf dem Arbeitsmarkt gute Chance. Nun gibt es zahlreiche innovative Ökonometriker; Lars Peter Hansen ist zudem an Finanzmärkten interessiert, so dass die drei Preisträger gut zusammenpassen.
Hansen ist einer der der wesentlichen Ideengeber der sog. Generalized Method of Moments (GMM), bei der es nicht nötig ist, genaue Annahmen über die Verteilung der Beobachtungen zu treffen. Letztlich lassen sich durch das (einfache) GMM Probleme in der Analyse von Finanzmarktdaten lösen. Zentralbanken verwenden diese Methode für Modelle des allgemeinen Gleichgewichts.
Die Methode hat zu Weiterentwicklungen geführt, die zur Anwendung kommen, wenn Probleme über die Zeit und über viele Länder, Menschen oder Firmen untersucht werden. Jede derartige sog. Panel-Struktur verlangt nach dieser Methode bzw. den Varianten davon. Lars Peter Hansen hat neben den Grundlagen auch Testverfahren entwickelt, um die Güte der Schätzungen zu bestimmen. Somit sind die Möglichkeiten, wirtschaftspolitisch relevante Theorien über viele Länder und Jahre empirisch zu überprüfen, erheblich gestiegen.
Will man beispielweise herausarbeiten, welche Determinanten das Investitionsverhalten in den OECD-Ländern seit dem Ende des Bretton-Woods-Systems treiben, kann man mit dieser Methode arbeiten, weil sie erlaubt, die zu bestimmende Größe, in diesem Fall die Investitionen wiederum als erklärende Variable des nächsten oder übernächsten Jahres einzubauen.