Gedacht, getan! Was die Hirnforschung möglich macht

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Spurensuche im Kernspin-Tomografen

Gehirnaktivität Quelle: dapd

Einblicke ins Gehirn

Doch um wirklich zu verstehen, was die Menschen bewegt, reicht es den Forschern nicht, nur Hirnströme von außen abzugreifen. Sie müssen direkt verfolgen, welche Spuren das Denken im menschlichen Gehirn hinterlässt. Solche Einblicke ermöglichen Kernspin-Tomografen. Diese röhrenförmigen Geräte sind so groß wie Kleintransporter. Sie können Aufnahmen aus dem Körperinneren erzeugen, ähnlich schichtweisen Röntgenbildern. Zwei davon stehen in einem Backsteingebäude auf dem Gelände der Berliner Uniklinik Charité. Vor der runden Öffnung jedes Tomografen steht eine Liege, auf der Probanden in die Röhre geschoben werden. Sie erzeugt ein starkes Magnetfeld, das zwar für den Menschen ungefährlich ist, es aber dennoch erlaubt, genaue Bilder von der Struktur und der Aktivität des Denkapparates zu erzeugen. Bilder, auf denen das Gehirn aussieht wie eine flache walnussartige Scheibe mit bunten Flecken.

Die zeigen, welche Hirnareale gerade viel oder wenig Sauerstoff verbrauchen. Da bei denselben Gedanken ähnliche Muster entstehen, können Forscher im Lauf der Versuche immer besser erkennen, woran der Proband gerade denkt.

Gedankenlesen im Hirn-Scan

Sie sehen sogar, welche Entscheidung er treffen wird. Das hat John-Dylan Haynes in mehreren Experimenten gezeigt. Der renommierte Hirnforscher leitet das Berlin Center for Advanced Neuroimaging, in dem die Scanner stehen. In einem Experiment bat der Professor seine Probanden, sich eine Sportart vorzustellen. Ihre Hirnaktivität signalisierte, wofür sie sich entschieden hatten, noch bevor ihnen selbst der Entschluss bewusst wurde.

Auf ähnliche Weise konnten auch der Informatiker Tom Mitchell und der Psychologe Marcel Just erstaunliche Ergebnisse erzielen. Die Forscher von der Carnegie Mellon University in Pittsburgh zeigten ihren Probanden acht verschiedene Bilder – etwa ein Flugzeug oder einen Lastwagen. Ein Tomograf registrierte derweil ihre Gehirnströme.

Schlaue Computer

Später konnte ein Computer anhand der Daten richtig ermitteln, welches Bild die Versuchspersonen angesehen hatten – unabhängig davon, welcher Proband gerade die Bilder betrachtete. „Das bedeutet, dass unsere Gehirne sehr ähnliche Denkmuster besitzen“, ist Tom Mitchell überzeugt. „Das war bisher völlig unklar.“

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