In Deutschland wird Passagieren, die aus den Ebola-Gebieten einreisen, Infomaterial mitgegeben. Darin erfahren sie, "was sie tun müssen, wenn sie in den nächsten drei Wochen Symptome bekommen". So lange dauert die Inkubationszeit, also die Zeit zwischen Ansteckung und Ausbruch der Krankheit. Wer Symptome wie Fieber, Unwohlsein, Durchfall und Erbrechen bei sich feststellt, solle sich sofort - zunächst telefonisch - bei einem Arzt melden, sagt Schaade.
Nach Empfehlungen des Robert Koch-Instituts soll der Arzt dann zunächst fragen, ob der Patient tatsächlich in einem solchen Staat war - derzeit Guinea, Sierra Leone, Liberia, Nigeria, Senegal oder der Demokratischen Republik Kongo. Denn grundsätzlich können viele Krankheiten derartige Beschwerden verursachen.
Chronologie der aktuellen Ebola-Epidemie
Experten nehmen rückblickend an, dass es in der Region Guéckédou in Guinea den ersten Fall dieser Epidemie gibt.
In Guinea sind laut einem Radiobericht etwa 60 Menschen an Ebola gestorben, es gibt fast 100 Infizierte. Zwei Tage später wird Ebola auch in Liberia nachgewiesen, mindestens fünf Menschen sind bereits gestorben.
Am 23. Juni warnen die ersten Experten, dass die Epidemie außer Kontrolle sei.
In Nigeria bricht ein Regierungsberater Liberias am Flughafen zusammen. Tage später stirbt er, der Test ergibt: er hatte sich mit Ebola infiziert.
Erstmals wird ein Ebola-Infizierter nach Europa gebracht: Spanien fliegt den Geistlichen Miguel Pajares ein. Er stirbt kurz darauf. Am 8. August stuft die WHO die Epidemie als Internationalen Gesundheitsnotfall ein.
Erstmals kommt ein Ebola-Patient aus Westafrika nach Deutschland. Er wird in der Uniklinik Hamburg-Eppendorf behandelt. Zwei Tage später erreicht die Seuche mit einem erkrankten Studenten aus Guinea den Senegal. Der Patient gilt inzwischen als geheilt.
Eine UN-Sondermission (UNMEER) eröffnet ihr Hauptquartier in Ghana. Im US-Staat Texas wird bei einem Mann aus Liberia Ebola diagnostiziert.
In Spanien hat sich eine Krankenschwester mit Ebola infiziert. Damit hat sich erstmals ein Mensch in Europa angesteckt. Die Krankenschwester hatte einen an Ebola erkrankten spanischen Priester betreut, der zur Behandlung aus Sierra Leone nach Madrid gebracht worden war und dort wenige Tage später verstarb.
Der Ebola-Patient Thomas Eric Duncan in Texas stirbt. Der 42-Jährige hatte sich in Liberia infiziert, war aber erst in den USA erkrankt. Einen Tag später trifft ein dritter Ebola-Patient in Deutschland ein. Die Ärzte im Leipziger Klinikum bezeichnen den Zustand des aus dem Sudan stammenden UN-Mitarbeiters als „hochgradig kritisch“.
In Liberia droht ein Streik im Gesundheitswesen die Krise zu verschärfen. Pflegekräfte fordern mehr Geld und Schutz. Am Tag darauf wird bekannt, dass der Leipziger Patient tot ist.
Bei Fieber sollte man immer auch an Malaria denken. Nach RKI-Angaben hat noch kein Tourist Ebola nach Deutschland mitgebracht. Es seien aber in den vergangenen Sommern im Durchschnitt über 40 Malaria-Fälle pro Monat bei Rückkehrern aus Westafrika aufgetreten. Auch andere schwere Fieber-Erkrankungen seien möglich.
RKI: Ebola-Epidemie in Deutschland ausgeschlossen
Ein begründeter Ebola-Verdacht liegt vor, wenn ein Betroffener mit Fieber sich bis zu 21 Tage vor Krankheitsbeginn in einem der Epidemieländer aufgehalten hat und möglicherweise direkten Kontakt zu Körperflüssigkeiten von erkrankten oder toten Menschen oder Tieren hatte. Wichtig sei dann, dass der Arzt bereits die nötigen Vorkehrungen trifft und der Patient in einen isolierten Raum kommt.
Dem RKI-Plan zufolge muss umgehend unter anderem das zuständige Gesundheitsamt und eines der speziellen Behandlungszentren informiert werden. Der Patient sollte möglichst bald auf eine Sonderisolierstation in einem der Behandlungszentren kommen. Ein Virentest auf Ebola kann meist innerhalb einiger Stunden Gewissheit verschaffen.
„Es ist absolut unvorstellbar, dass ein Erkrankter wochenlang etwa durch Hamburg läuft“, ergänzte der Experte. Auch eine Ebola-Epidemie in Deutschland schließt er infolgedessen aus.
Deutschland hat Sonderisolierstationen
In Deutschland gibt es eine Reihe von Behandlungszentren mit Sonderisolierstationen für Patienten mit Verdacht auf hochansteckende, lebensbedrohliche Krankheiten wie Ebola. Sie sind so verteilt, dass sie ein Krankentransport von jedem Ort der Bundesrepublik aus binnen weniger Stunden erreichen kann. Solche Zentren gibt es in Berlin, Düsseldorf, Frankfurt (Main), Hamburg, Leipzig, München und Stuttgart. In der Missionsärztlichen Klinik in Würzburg besteht ein bundesweites Ausbildungszentrum. Dies kann allerdings keine Patienten aufnehmen und ist kein ausgewiesenes Behandlungszentrum für Ebola.
Auf einer Sonderisolierstation wird der Patientenbereich durch ein Schleusensystem betreten. Der erste Raum dient Pflegern und Ärzten zum Duschen und Anlegen der Schutzkleidung. Erst dann gehen sie durch eine weitere Schleusenkammer in den Patientenraum. Beim Verlassen des Behandlungszimmers müssen sie die Schutzkleidung desinfizieren.
Im gesamten Bereich herrscht Unterdruck, so dass über die Luft keine Erreger herausgelangen können. Die Abluft wird gefiltert. Für die Aufbereitung von Abwasser und Müll gibt es besondere Vorschriften. In den Behandlungszentren arbeitet speziell geschultes Personal.
"Am falschen Platz in der Welt geboren"
So wird überdeutlich: Die Ebola-Seuche hängt entscheidend mit den ungleichen Lebensverhältnissen in der Welt zusammen. Das Wissen und die Infrastruktur, um gegen solche Krankheiten zu kämpfen, seien am ehesten in den gut entwickelten Ländern vorhanden, sagte Weltbank-Präsident Jim Yong Kim am Mittwoch.
Die armen Länder wie Guinea, Liberia oder Sierra Leone hätten oft keinen Zugang dazu. Das bedeutet: Tausende von Menschen sterben an Ebola, "weil sie unglücklicherweise am falschen Platz in der Welt geboren" seien, sagte Jim Yong Kim. Die Ebola-Welle zeige die Folgen des ungleichen Zugang zu grundlegenden Gesundheitsdiensten und -leistungen.
Unterdessen sieht die Weltgesundheitsorganisation (WHO) leichte Anzeichen für eine Besserung der Ebola-Situation in Westafrika. In den drei am stärksten betroffenen Ländern Guinea, Liberia und Sierra Leone sei die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen die zweite Woche in Folge gesunken, teilte die Organisation in Genf mit. Grund für den Rückgang sei in erster Linie Monrovia. In der vergangenen Woche sei in der Hauptstadt Liberias keine einzige Neuerkrankung gemeldet worden. Allerdings würden nicht alle Infektionen den Behörden mitgeteilt, hieß es weiter.
Mindestens 1500 Dosen eines experimentellen Ebola-Impfstoffes sollen Anfang 2015 für medizinisches Personal und andere Helfer in Westafrika eingesetzt werden. Kanada spendete der Weltgesundheitsorganisation die Substanz, die erstmals in den nächsten Tagen in den USA an gesunden Probanden getestet werden soll. Tests mit einem zweiten erfolgversprechenden Impfstoff laufen bereits seit September in den USA und Großbritannien.