Gefahr für Deutschland gering Warum die Furcht vor Ebola unnötig ist

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So wird bei Ebola-Verdacht in Deutschland verfahren

In Deutschland wird Passagieren, die aus den Ebola-Gebieten einreisen, Infomaterial mitgegeben. Darin erfahren sie, "was sie tun müssen, wenn sie in den nächsten drei Wochen Symptome bekommen". So lange dauert die Inkubationszeit, also die Zeit zwischen Ansteckung und Ausbruch der Krankheit. Wer Symptome wie Fieber, Unwohlsein, Durchfall und Erbrechen bei sich feststellt, solle sich sofort - zunächst telefonisch - bei einem Arzt melden, sagt Schaade.

Nach Empfehlungen des Robert Koch-Instituts soll der Arzt dann zunächst fragen, ob der Patient tatsächlich in einem solchen Staat war - derzeit Guinea, Sierra Leone, Liberia, Nigeria, Senegal oder der Demokratischen Republik Kongo. Denn grundsätzlich können viele Krankheiten derartige Beschwerden verursachen.

Chronologie der aktuellen Ebola-Epidemie

Bei Fieber sollte man immer auch an Malaria denken. Nach RKI-Angaben hat noch kein Tourist Ebola nach Deutschland mitgebracht. Es seien aber in den vergangenen Sommern im Durchschnitt über 40 Malaria-Fälle pro Monat bei Rückkehrern aus Westafrika aufgetreten. Auch andere schwere Fieber-Erkrankungen seien möglich.

RKI: Ebola-Epidemie in Deutschland ausgeschlossen

Ein begründeter Ebola-Verdacht liegt vor, wenn ein Betroffener mit Fieber sich bis zu 21 Tage vor Krankheitsbeginn in einem der Epidemieländer aufgehalten hat und möglicherweise direkten Kontakt zu Körperflüssigkeiten von erkrankten oder toten Menschen oder Tieren hatte. Wichtig sei dann, dass der Arzt bereits die nötigen Vorkehrungen trifft und der Patient in einen isolierten Raum kommt.

Dem RKI-Plan zufolge muss umgehend unter anderem das zuständige Gesundheitsamt und eines der speziellen Behandlungszentren informiert werden. Der Patient sollte möglichst bald auf eine Sonderisolierstation in einem der Behandlungszentren kommen. Ein Virentest auf Ebola kann meist innerhalb einiger Stunden Gewissheit verschaffen.

„Es ist absolut unvorstellbar, dass ein Erkrankter wochenlang etwa durch Hamburg läuft“, ergänzte der Experte. Auch eine Ebola-Epidemie in Deutschland schließt er infolgedessen aus.

Deutschland hat Sonderisolierstationen

In Deutschland gibt es eine Reihe von Behandlungszentren mit Sonderisolierstationen für Patienten mit Verdacht auf hochansteckende, lebensbedrohliche Krankheiten wie Ebola. Sie sind so verteilt, dass sie ein Krankentransport von jedem Ort der Bundesrepublik aus binnen weniger Stunden erreichen kann. Solche Zentren gibt es in Berlin, Düsseldorf, Frankfurt (Main), Hamburg, Leipzig, München und Stuttgart. In der Missionsärztlichen Klinik in Würzburg besteht ein bundesweites Ausbildungszentrum. Dies kann allerdings keine Patienten aufnehmen und ist kein ausgewiesenes Behandlungszentrum für Ebola.

Mit Masken und Spezialanzügen schützen sich Pflegekräfte auf der

Auf einer Sonderisolierstation wird der Patientenbereich durch ein Schleusensystem betreten. Der erste Raum dient Pflegern und Ärzten zum Duschen und Anlegen der Schutzkleidung. Erst dann gehen sie durch eine weitere Schleusenkammer in den Patientenraum. Beim Verlassen des Behandlungszimmers müssen sie die Schutzkleidung desinfizieren.

Im gesamten Bereich herrscht Unterdruck, so dass über die Luft keine Erreger herausgelangen können. Die Abluft wird gefiltert. Für die Aufbereitung von Abwasser und Müll gibt es besondere Vorschriften. In den Behandlungszentren arbeitet speziell geschultes Personal.

"Am falschen Platz in der Welt geboren"

So wird überdeutlich: Die Ebola-Seuche hängt entscheidend mit den ungleichen Lebensverhältnissen in der Welt zusammen. Das Wissen und die Infrastruktur, um gegen solche Krankheiten zu kämpfen, seien am ehesten in den gut entwickelten Ländern vorhanden, sagte Weltbank-Präsident Jim Yong Kim am Mittwoch.

Jim Yong Kim Ebola Quelle: AP

Die armen Länder wie Guinea, Liberia oder Sierra Leone hätten oft keinen Zugang dazu. Das bedeutet: Tausende von Menschen sterben an Ebola, "weil sie unglücklicherweise am falschen Platz in der Welt geboren" seien, sagte Jim Yong Kim. Die Ebola-Welle zeige die Folgen des ungleichen Zugang zu grundlegenden Gesundheitsdiensten und -leistungen.

Unterdessen sieht die Weltgesundheitsorganisation (WHO) leichte Anzeichen für eine Besserung der Ebola-Situation in Westafrika. In den drei am stärksten betroffenen Ländern Guinea, Liberia und Sierra Leone sei die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen die zweite Woche in Folge gesunken, teilte die Organisation in Genf mit. Grund für den Rückgang sei in erster Linie Monrovia. In der vergangenen Woche sei in der Hauptstadt Liberias keine einzige Neuerkrankung gemeldet worden. Allerdings würden nicht alle Infektionen den Behörden mitgeteilt, hieß es weiter.

Mindestens 1500 Dosen eines experimentellen Ebola-Impfstoffes sollen Anfang 2015 für medizinisches Personal und andere Helfer in Westafrika eingesetzt werden. Kanada spendete der Weltgesundheitsorganisation die Substanz, die erstmals in den nächsten Tagen in den USA an gesunden Probanden getestet werden soll. Tests mit einem zweiten erfolgversprechenden Impfstoff laufen bereits seit September in den USA und Großbritannien.

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