Geheimprojekt Google baut die Cyberbrille

Google soll an einer neuartigen Computerbrille arbeiten. Auch Apple tüftelt an solchen Geräten, doch Google hat einen wichtigen Trumpf beim Wettlauf um das Display der Zukunft. 

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Terminator-Darsteller Arnold Schwarzenegger: Ein Teil der Science-Fiction-Vision könnte bald real werden. Quelle: dapd

Bekannt ist die Technik seit mehr als 20 Jahren. Schon als Arnold Schwarzenegger den „Terminator“ spielte, konnten die Zuschauer die Welt mit seinen Augen sehen: Der Cyborg scannte die in Rottönen scheinende Welt, in seinem Blickfeld tauchten Informationen zu Personen, Autos oder Gebäuden auf.

Was lange eine Vision für Science-Fiction-Filme war, scheint nun Realität zu werden. Google soll an einer Brille arbeiten, in die Display und Kamera integriert sind. Die Nutzer müssten dann nicht mehr unbedingt auf ihre Smartphone-Bildschirme starren, sondern könnten beispielsweise direkt auf dem Brillendisplay angezeigt bekommen, wer sie gerade anruft.

Von der Terminator-Vision zur Augmented Reality

Und die Möglichkeiten sind noch viel weitreichender. Augmented reality, die erweiterte Realität durch Computer, ist ein Trend an dem viele Unternehmen arbeiten. In Studien von Autobauern wie Mercedes oder General Motors wird die Frontscheibe zum Display, auf dem beispielsweise Daten zur Route eingeblendet werden. In Kampfjets sind solche Head-Up- oder Frontsicht-Displays schon lange Standard.

Für den zivilen Normaleinsatz bietet Google mit Goggles auch schon lange einen Dienst dafür an. Nutzer können mit ihrem Smartphone beispielsweise Fotos von Sehenswürdigkeiten machen, die kostenlose Goggles-App liefert zusätzliche Informationen dazu. Musste man dazu bislang immer einzelne Bilder machen, bietet ein jüngst erfolgtes Update zudem die Möglichkeit, die Umgebung permanent abzuscannen. Die Terminator-Vision rückt damit wieder ein Stück näher.

Gerüchte über die Pläne gab es bereits im Vorjahr, nun berichtet die "New York Times" dass die Brille noch in diesem Jahr auf den Markt kommen soll. Weitere Details waren bereits im Blog „9to5Google“ zu lesen: So soll der tragbare Computer einer Oakley-Sonnenbrille ähneln, mit einer Minikamera und Blitzlicht ausgestattet sein und nur vor einem Auge ein Display bieten. Durch Kopfbewegungen könnte dabei navigiert werden.

Prototypen von Apple und Motorola

Die Computerbrille von Golden-i und Motorola soll ende des Jahres auf den Markt kommen.

Doch nicht nur Google experimentiert mit solch neuartigen Geräten. Motorola präsentierte bereits den Prototypen eines Headset-ähnlichen Geräts, mit einem Display vor dem Auge. Der mit der Firma Golden-i entwickelte Minicomputer soll Ende des Jahres auf den Markt kommen.

Und auch Apple soll an solch neuartigen Gadgets arbeiten. Ein möglicher Prototyp könnte aussehen, wie ein gebogener iPod, den man um das Handgelenk trägt. Die Steuerung würde per Spracheingabe erfolgen.

Spezialist von Apple abgeworben

Allerdings musste Apple im Wettrennen um die Cyberbrille einen herben Rückschlag hinnehmen. Im Vorjahr gelang es Google, einen der profiliertesten Spezialisten auf diesem Gebiet abzuwerben: Richard DuVaul. Er arbeitete am Massachusetts Institute of Technology (MIT) an tragbaren Mensch-Computer-Interaktions-Technologien und schrieb seine Doktorarbeit über eine „Gedächtnis-Brille“. Nun tüftelt DuVaul im Geheimlabor Google X am „nächsten großen Ding“ für Google.  

Skizze eines

Es spricht einiges dafür, dass das eine Computerbrille sein könnte. Die notwendigen Technologien dafür sind schon vorhanden und langsam alltagstauglich: Apples Sprachassistent Siri hat sich bereits beim iPhone zu einem wichtigen Verkaufsargument entwickelt, Bilderkennung selbst von Gesichtern ist für Google oder Facebook eine Standardfunktion und transparente Displays werden regelmäßig auf Technikmessen gezeigt.

Nun müssen sie nur noch in neuen Geräten kombiniert werden. Forscher wie Michael Liebhold vom Institute for Future in Palo Alto gehen davon aus, dass in zehn Jahren Brillen mit eingebauten Displays normal sein werden.

Und auch für Apple ist noch nichts verloren: Am 17.April 2008 patentierte die Firma ein "Head Mounted Display System". Die Patentstreitigkeiten der Zukunft könnten damit programmiert sein.

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