Nach insgesamt 15 Monaten Studie mit wöchentlich drei Sitzungen gelangen Proband Ian Burkhart insgesamt sechs verschiedene Handbewegungen, wie Hand öffnen und schließen, Gegenstände wie ein Glas oder eine Kreditkarte packen und festhalten oder Knöpfe für ein Videospiel drücken.
Wie fein sich Bewegungen via Gedanken steuern lassen, ist aktuell auch Gegenstand des EU-Forschungsprojekts "MoreGrasp" (deutsch: Mehr Griff), das von der TU Graz koordiniert wird. Im nächsten Jahr sollen ähnliche Tests wie in Ohio mit rund 15 Patienten starten. Anders als die Amerikaner setzten die Grazer Forscher allerdings auf nicht-invasive Technik, also auf Elektroden, die auf dem Kopf liegen, anstatt ins Hirn verpflanzt zu werden.
Die gemessenen Signale sind durch die Dämpfung der Schädeldecke zwar deutlich schwächer als durch implantierte Elektroden. Die riskante OP, die Blutungen oder Infektionen zur Folge haben kann, wird so aber umgangen. "Außerdem stößt das Gehirn die Fremdkörper nach einiger Zeit ab, sie verlieren ihre Funktion", erklärt Gernot-Müller Putz von der TU Graz die Nachteile der eingepflanzten Elektroden.
Langwierige Testphasen nötig
Dass der Weg hin bis zu einem Massenprodukt noch weit ist, weiß Studienautor Chad Bouton: "Wir sind noch am Anfang mit der Entwicklung unter Laborbedingungen". So ist wie bei allen andern Vorstößen zum Thema Gedankensteuerung beispielsweise unklar, wie robust die Technik im Alltag ist. Hinzu kommt, dass bisher vor jeder Anwendung individuelle, langwierige Einstellungs- und Testphasen nötig sind.
Noch in diesem Sommer wollen die Forscher mit einem zweiten Probanden in Versuche gehen.
Trotz vieler bestehender Hürden und Einschränkungen ist Studienteilnehmer Ian Burkhart glücklich. "Ich habe viel mehr Hoffnung für die Zukunft. Ich weiß jetzt aus erster Hand, dass es Ansätze in Forschung und Technologie gibt, die mein Leben irgendwann besser machen können", sagt er.