Mit dem Milliardengebot von Bayer für den US-Saatgutriesen Monsanto flammt in Deutschland auch die Gentechnik-Debatte wieder auf. Als größter Saaten-Hersteller steht der Konzern aus St. Louis (Missouri) wegen genetischer Veränderungen bei Lebensmittel-Pflanzen wie Mais und Soja seit Jahren in der Kritik.
Insgesamt spielt die Gentechnik hierzulande nach anfänglichen Widerständen aber eine immer größere Rolle. „Grüne Biotechnologie“ auf dem Acker kämpft weiter um Akzeptanz - ihre „rote“ Schwester, bei der es um Medikamente geht, hat sich dagegen oft schon durchgesetzt.
In der Medizin kommt Gentechnik vielfach zum Einsatz: Zahlreiche Arzneien und Impfstoffe werden mit ihr hergestellt, und die Forschung arbeitet auf Hochtouren an neuen Mitteln. Kernfelder sind schwerwiegende Leiden wie Krebs- oder Autoimmunerkrankungen. Der Markt wächst stark. Aktuell liegt der Jahresumsatz mit „roter“ Biotechnologie in Deutschland nach Schätzungen der Industrievereinigung Biotechnologie (DIB) bei rund 20 Milliarden Euro - Exporte mit eingerechnet.
Biotech in Deutschland: Die spannendsten börsennotierten Unternehmen
Gegründet: 1998 (Berlin)
Anzahl Mitarbeiter: 43
Börsenwert: 99 Millionen Euro
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Der Einsatz der Gentechnik in der Medizin hat einen steinigen Weg hinter sich. Beispiel Insulin: Das unverzichtbare Medikament für zuckerkranke Menschen wird seit 1999 in Frankfurt (Höchst) vom heutigen Pharmaunternehmen Sanofi gentechnisch hergestellt. Schon seit den 1980er Jahren wäre die Herstellung hier möglich gewesen - aber wegen der Diskussion über die Risiken der Gentechnik bekam die damalige Hoechst AG keine Lizenz dafür.
Dies sei das „Aus für die Gentechnik in der Bundesrepublik“ gewesen, schrieb das Unternehmen 2008 in einer Festschrift zum 125-jährigen Bestehen des Standortes. „Deutschland verliert für Jahrzehnte den Anschluss an die internationale Spitzenforschung auf diesem wichtigen Gebiet.“
Ganz entgehen lassen wollten sich viele die Chancen aber nicht. Bayer etwa ist in der Pharmaforschung seit Jahren auf dem Gebiet aktiv. So wird das Blutermittel Kovaltry biotechnologisch hergestellt. Doch wurde der Bereich gezielt im US-Bundesstaat Kalifornien aufgebaut. Erst jetzt baut Bayer auch in Wuppertal eine Produktion auf.
Auch Boehringer Ingelheim und die Darmstädter Merck produzieren Medikamente auf biotechnologischer Basis oder arbeiten daran - auch in Deutschland. Dazu kommen Firmen, die allen Finanzierungssorgen zum Trotz zum Teil aussichtsreiche Ergebnisse liefern.