Gentechnik in Deutschland Biotechnik verbreitet sich immer schneller

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Genveränderte Produkte lassen bei Bayer die Kassen klingeln

Widerstand gibt es besonders bei der Anwendung der Gentechnik in der Landwirtschaft. So stellte der Chemieriese BASF nach langem Streit Anbau und Vermarktung seiner Industrie-Kartoffel Amflora ein. Das Unternehmen verlegte 2012 seine Gentechnik-Sparte in die USA - wegen fehlender Akzeptanz bei Verbrauchern, Bauern und Politikern. Nun will BASF Investitionen auf dem Gebiet reduzieren und die Hälfte der Jobs streichen. Nur besonders aussichtsreiche Projekte laufen weiter.

Auch Bayer hat seine Forschungszentren mit dem Schwerpunkt Saatgut vor allem in den USA und in Belgien angesiedelt. Eingesetzt wird Gentechnik inzwischen bei Baumwolle, Raps und Soja. Für den europäischen Markt entwickelt Bayer aber nichts, auch Feldversuche finden hier nicht statt. Dennoch lassen gentechnisch veränderte Produkte die Kassen bei Bayer klingeln: Ihr Anteil am Saatgut-Umsatz von insgesamt rund einer Milliarde Euro liegt bei etwa 60 Prozent.

Kritiker wie der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) bemängeln, die Versprechen, mit gentechnisch veränderten Pflanzen höhere Erträge und weniger Chemie auf dem Acker zu haben und den Hunger zu bekämpfen, hätten sich nicht erfüllt. Mehr Spritzmittel würden eingesetzt, bei Unkraut und Insekten entwickelten sich Resistenzen. Die Gesundheit von Mensch und Tier sei in Gefahr.

Neue Verfahren führen aber auch dazu, dass der Einsatz der Gentechnik genauer und einfacher wird - und sich somit in den Laboren schneller verbreitet. Was einerseits ein Fortschritt ist, muss nach Meinung von Christoph Then, promovierter Tierarzt und Leiter eines Instituts für die Folgenabschätzung in der Biotechnologie, kontrolliert werden: „Ohne geregelte Zulassungsverfahren und Kennzeichnungen verlieren wir den Überblick.“ In den USA sei das der Fall. Er weist darauf hin, dass es mit den neuen Methoden wenig Erfahrung gebe. „Nur wenn ich es prüfe, kann ich feststellen, was gefährlich ist und was nicht.“

Befürworter mahnen dagegen, neue Methoden in der Gentechnik nicht gleich im Keim zu ersticken. „Man kann nicht eine Technologie per se regulieren, das beeinflusst unser Innovationspotenzial“, sagt Matthias Braun, DIB-Vorstand und Mitglied der Geschäftsführung bei Sanofi Deutschland. Vorbehalte in der Nahrungsmittelindustrie sollten nicht eins zu eins auf die Medizin übertragen werden. „Wir haben heute drei bis fünf Jahre Wissensvorsprung. Wenn wir nicht bald mitziehen, haben wir in fünf Jahren nur noch die rote Laterne.“

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