Globalisierung Verwandlung der Nachmacher

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Aufsteiger schließen zum Westen auf

Private Nachwuchsförderung Indische Unternehmen betreiben eigene Hochschulen – und bilden Zehntausende Studenten aus Quelle: Laif

Wenn Chinas Regierung in Suzhou das größte Nanotechnologiezentrum des Landes baut, indische Forscher in Neu-Delhi neue Malariamedikamente entwickeln und Unternehmen aus Mexiko weltweit Raumfahrttechnik wie Turbinenteile oder Verbundwerkstoffe absetzen, verändert das den weltweiten Atlas der Ideen und die Geografie des Wissens radikal. Für Holger Görg, Globalisierungsforscher des Instituts für Weltwirtschaft an der Universität Kiel, sind die Folgen klar: "In manchen Wissenschaftsfeldern und Hochtechnologien schließen die Aufsteiger rapide zum Westen auf." In Zukunft könnten sie diesen sogar überholen, so wie es Südkorea und Taiwan bei Unterhaltungselektronik und Halbleitertechnik schon gelang.

Zum größten Innovationssprung setzt China an, wo an unzähligen Orten Kräne und Bagger im wahrsten Wortsinn eine neue Forschungslandschaft erschaffen.

So auch in Suzhou, einer Vier-Millionen- Stadt 80 Kilometer westlich von Shanghai. Hier errichtet ein Heer von Bauarbeitern unter Leitung von Christian Bechtle vom deutschen Architektenbüro Henn derzeit das größte Nanotechnologiezentrum Chinas. Wenn Bechtle seine Besucher – umtost vom Baulärm und anrollenden Lastern – über das 140 Fußballfelder große Gelände mit seinen künstlichen Kanälen führt, kann er ihnen schon die ersten bis zu 25-stöckigen Glasbauten zeigen.

Milliarden Euro für Nano-Forschung

Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung und die Technologie-Exporte im Vergleich.

Ab Herbst sollen dort chinesische und westliche Unternehmen und Wissenschaftler Nanoforschung betreiben. Die Technik, die winzige Metall- oder Kohlenstoffpartikel nutzt, gilt als einer der wichtigsten Zukunftsmärkte. Die Zwergmaterialien machen Flugzeuge stabiler, Autoteile leichter und Solaranlagen effizienter.

Um dieses Wissensfeld voranzutreiben, pumpte Chinas Regierung in den vergangenen Jahren Milliarden von Euro in die Forschung. Mit Erfolg: 2011 publizierten chinesische Wissenschaftler 20 Prozent mehr Artikel zum Thema als ihre US-Kollegen. Mit Forschungschancen in Suzhou will die staatliche Betreibergesellschaft nun auch deutsches Know-how werben.

Das, sagt Michael Schumann, der beim Bundesverband für Wirtschaftsförderung und Außenwirtschaft Kontakte nach China und Suzhou herstellt, machten die Chinesen "hochprofessionell und mit viel Kapital". Insgesamt stellen sie mehr als eine Milliarde Euro zur Verfügung. Geld, das Einrichtungen wie Fraunhofer-Institute, Unternehmen und Startups anlocken soll, die daheim keine Finanzierung bekommen.

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