Es ist ein andauernder Konkurrenzkampf: Der Wettlauf um die Rohstoffe des Mondes. Der Weltraumvertrag von 1967 setzt dem Abbau jedoch klare Grenzen: Kein Staat darf eigene Besitzansprüche auf den Mond und seine Rohstoffe erheben. Doch wie jeder Vertrag hat auch dieser seine Schwächen und die nutzt die Nasa jetzt für sich. Gemeinsam mit Privatunternehmen will die US-Weltraumbehörde die Rohstoffförderung auf dem Erdtrabanten anstoßen.
Dazu hat sie ein Förderprogramm entworfen, mit dem futuristisch klingenden Namen: „Catalyst“, ein Akronym für „Lunar Cargo Transportation and Landing by Soft Touchdown“. Das bedeutet so viel wie Warentransporte zum Mond mit weicher Landung, ein Förderprogramm für das sich Unternehmen bis zum 17. März bewerben können. Der Gewinner soll Roboterfahrzeuge konstruieren, sie sich für den Abbau der lunarischen Bodenschätze und Rohstoffe eignen.
Davon hat der Mond einige: Seltene Metalle wie Gold, Platin, Iridium und Rhenium und das Gas Helium-3 warten auf dem Mond auf die Forscher. Helium-3 gilt als wertvollster Rohstoff auf dem Erdtrabanten. Es enthält im Kern zwei Protonen aber nur ein Neutron und hat dadurch die größte bekannte chemische Reaktionsträgheit. Dadurch wird Helium-3 erst nahe dem absoluten Nullpunkt flüssig und behält sich auch bei sehr tiefen Temperaturen seinen gasförmigen Zustand. Das macht es zu einem idealen Brennstoff für Kernreaktoren, da dort der Energiegewinn ohne den Umweg über verdampftes Wasser erfolgen könnte. Für die Fusionsforscher gilt Helium-3 deshalb als eine wichtige Energiequelle für die Zukunft.
Auf der Erde kommt Helium-3 nur in geringen Mengen vor, auf dem Mond dagegen lagern große Mengen der geladenen Teilchen. Der US-Physiker Gerald Kulcinski, Leiter des Fusion Technology Institutes (FTI) an der University of Wisconsin, geht von einer Million Tonnen Helium-3 auf der Mondoberfläche aus. Welche gewaltige Mengen das sind, zeigt der Vergleich: Alleine 40 Tonnen würden reichen, um die gesamte USA ein Jahr lang mit Energie zu versorgen.
Multimilliarden-Geschäft im All
Kurz und gut: Für Forscher lagert auf dem Mond ein kleiner Schatz und den gilt es jetzt zu entdecken. Dass das möglich ist, liegt an einer Lücke im Weltraumvertrag von 1967. Eigentlich verbietet er, einen Eigentumsanspruch auf Asteroide, Monde oder Planeten zu erheben, doch gilt das explizit nur für Staaten. Durch die Zusammenarbeit mit Privatunternehmen versucht die Nasa nun die Gesetzeslücke zu nutzen. Ein Multimilliarden-Geschäft für das amerikanische Weltraumunternehmen.
Versuche durch die Vereinten Nationen, die Vertragslücke zu schließen, sind bislang gelungen. Ein 1979 verabschiedeter „Mondvertrag“ verabschiedet, der auch Privatleute und Firmen in das Verbot einschließt, wurde bislang weder von den USA noch von Russland oder China ratifiziert.
Die Mitwirkung privater Konzerne an der Weltraumforschung ist keine Seltenheit mehr. So wird die Versorgung der Internationale Raumstation (ISS) seit der Abwrackung der NASA-Spaceshuttles von amerikanischen Privatunternehmen finanziert. Auch mit der Firma Planetary Resources, die von Google-Gründer Larry Page unterstützt wird, arbeitet die Nasa eng zusammen. Auf lange Sicht soll durch die Kooperation eine neue Schnittstelle von Weltraumerkundung und Rohstoffförderung geschaffen werden.
Doch noch stehen Pläne zur Rohstoffförderung auf wackeligen Beinen, wie das Beispiel Virgin Galactic zeigt. Die Firma für Weltraumtourismus hatte schon für 2007 erste Flüge ins All für Touristen angekündigt, musste das Projekt aber immer wieder nach hinten verschieben. Zwar gelang es dem Gründer Richard Branson 2011 einen Weltraumbahnhof in der Wüste des US-Bundesstaats New Mexico zu eröffnen, aber Flüge starten von dort nicht. Ende 2014 will Branson einen neuen Versuch starten, Weltraumtouristen ins All zu fliegen. Viele der 200.000 Dollar teuren Flugtickets wurden bereits verkauft.
Ein Stück weiter bei der Erschließung des Weltraums ist der Amerikaner Dennis Hope, der 1980 Besitzansprüche auf dem Mond beim Grundstücksamt von San Francisco anmeldete. Auch er nutzte die Gesetzeslücke des Weltraumvertrags – denn gegen Gebietsansprüche für Privatpersonen steht darin nichts. Dennis Hope machte aus der Vertragsschwäche ein Immobiliengeschäft der besonderen Art. Er vermarktet über das Unternehmen „Lunar Embassy“ Anwesen auf dem Erdtrabanten.
Ob sich auch die Zukunftsvisionen der Nasa erfüllen wird sich im März zeigen, wenn der Gewinner des Förderprogramms feststeht, und erste Roboter zur Rohstoffförderung ins All geschickt werden.