Wie kommt es, dass Männer gefühlt deutlich mehr unter einem Schnupfen leiden? Gibt es geschlechtsspezifische Unterschiede bei Entstehung und Verlauf von Infektionskrankheiten? Diese Frage hat Forscher der Johns Hopkins Bloomberg Schoon of Public Health beschäftigt. Und tatsächlich fanden sie in ihrer Untersuchung Hinweise darauf, dass Frauen besser vor Grippe geschützt sind.
Die Wissenschaftler untersuchten Proben von Nasen-Schleimhautzellen männlicher und weiblicher Spender und verfolgten, wie sie auf eine Infektion mit Influenza-A-Viren reagieren. Diese Zellen werden besonders von den Schnupfen-Viren angegriffen. Dabei zeigte sich, dass die weiblichen Zellen einen natürlichen Schutz vor Grippe-Viren haben.
Fakten zur Grippe: Das sollten Sie wissen
Eine Grippe kann man auf verschiedenen Wegen bekommen. Zum einen durch Schmierinfektionen (Übertragung von Oberfläche zu Oberfläche). Dieser Infektionsweg funktioniert besonders gut, wenn es im Winter kalt ist; dann kann das Virus auf Oberflächen mehrere Wochen lang überleben. Zum anderen überträgt sich der Erreger per Tröpfcheninfektion durch winzige Tröpfchen in der Luft direkt von Mensch zu Mensch, etwa beim Husten oder Niesen.
Quelle: https://www.impfen-info.de/grippeimpfung/fragen-und-antworten/, Wikipedia
Gemeinsam ist der echten Grippe und der Erkältung (grippaler Infekt), dass beide von Viren ausgelöst werden. Allerdings können viele unterschiedliche Viren für eine Erkältung verantwortlich sein (Rhino-, Entero- und Mastadenoviren oder die Familien der Corona- und Paramyxoviridae), während die echte Grippe immer von einem Influenzavirus ausgelöst wird. Eine echte Influenza beginnt schneller und heftiger als eine "normale" Erkältung, verläuft typischerweise schwerer und kann Komplikationen (wie eine Lungenentzündung) auslösen, die vor allem für schon geschwächte Personen lebensbedrohlich sein können. Symptomatisch für eine echte Grippe sind starke Glieder- und Muskelschmerzen, ebenfalls starke Kopfschmerzen, Halsschmerzen und trockener Husten.
Grippewellen gibt es meist im Januar und Februar, wenn es besonders kalt ist. Ganz genau datieren kann man den Beginn einer Grippewelle jedoch nicht. Auch die Schwere einer Grippewelle lässt sich nicht gut vorhersagen.
Die Grippe tritt vor allem in den kalten Monaten Januar und Februar vermehrt auf. Woran das liegen könnte, ist noch nicht zweifelsfrei erforscht. Allerdings scheint die Kälte die Fähigkeit der Viren, sich auszubreiten, zu begünstigen. Außerdem halten sich im Winter oft viele Menschen in geschlossenen Räumen auf, was die Ansteckungsgefahr erhöht.
Die WHO und andere internationale Organisationen rechnen damit, dass auch 2015/2016 die "Schweinegrippe" (Influenza-Virus A, Typ H1N1) in Deutschland anzutreffen sein wird. Mutationen werden erwartet beim A-Virus des Subtyps H3N2 und beim Influenza-B-Virus. Veränderungen in den Viren sind jederzeit möglich - und deshalb kann auch keine Grippeimpfung einen hundertprozentigen Schutz vor einer Influenzaerkrankung versprechen. Impfstoffe stehen für alle drei oben genannten, erwarteten Virusvarianten zur Verfügung - und zusätzlich ein Impfstoff gegen ein weiteres Influenza-B-Virus.
Grund dafür ist der Studie zufolge das weibliche Geschlechtshormon Östrogen. Egal, ob es in natürlicher Form zugesetzt wurde oder als ein künstlicher Stoff, der im Körper eine ähnliche Wirkung wie das Hormon hat: Die Zellkulturen aus weiblichen Nasenschleimhaut-Zellen zeigten deutlich geringere Konzentrationen an Grippeviren nach einer herbeigeführten Infektion.
Um das zu verstehen, muss man wissen, dass Viren die Körperzellen des Infizierten zur Fortpflanzung benutzen. Viren können sich, anders als Bakterien, nicht eigenständig vermehren - sie sind dazu auf einen Wirts-Organismus angewiesen. Dessen Zellen bringen sie dazu, das Erbmaterial des jeweiligen Virus herzustellen. Wenn die Virus-Partikel aus der infizierten Zelle freigesetzt werden, können sie weitere Zellen befallen und auch andere Menschen anstecken. Die Konzentration der Viruspartikel erhöht sich, je mehr die Zellen des infizierten Organismus' davon herstellen. Wie stark ein Virus repliziert wird, bedingt also auch die Schwere der Infektion.
Fragen und Antworten zur Grippe-Impfung
Eine Grippe-Erkrankung vereint typischerweise Kopf- und Gliederschmerzen, hohes Fieber und meist auch Symptome einer Atemwegsinfektion wie Schnupfen, Husten, Heiserkeit oder Halsschmerzen. Wer sich mit einem Grippe-Erreger aus der Familie der Influenza-Viren angesteckt hat, ist tagelang völlig matt und abgeschlagen – anders als bei sogenannten grippalen Infekten, die in der Regel sehr viel harmloser verlaufen und von anderen Viren verursacht werden.
Die Zahl der unterschiedlichen Grippe-Viren ist riesig, und das Erbgut dieser sogenannten Influenza-Viren verändert sich rasch – es mutiert. Verschärfend kommt hinzu: Weil Grippeerreger neben dem Menschen aber auch andere Tiere wie etwa Vögel und Schweine befallen, kommt es immer wieder zu einem Zusammentreffen mehrerer unterschiedlicher Grippe-Viren in einem Tier oder Menschen. Da Viren keinen eigenen Stoffwechsel haben, sondern ihr Erbgut von den Körperzellen des von ihnen befallenen Organismus vervielfältigen lassen, kommt es auch dabei immer wieder zu einem Austausch von Gen-Bruchstücken, was das Tempo der Veränderung enorm beschleunigt.
Deshalb grassieren in jeder Grippe-Saison andere Grippe-Viren, gegen deren drei oder vier wichtigste Vertreter die jeweiligen Impfstoffe gerichtet sind. Deshalb hält der Impfschutz auch nur eine Saison lang. An einem länger wirksamen Schutz arbeiten die Pharmafirmen gerade erst.
Wie bei jeder Impfung können Rötungen oder Schwellungen an der Einstichstelle der Impfnadel entstehen. Manche Menschen reagieren allerdings auch mit Symptomen, die man als Mini-Grippe bezeichnen könnte. Sehr selten treten auch schwere Nebenwirkungen auf.
Die Ständige Impfkommission des Robert Koch-Instituts (RKI) empfiehlt die Impfung vor allem für ältere Menschen und solche, deren körpereigene Abwehrkräfte (das Immunsystem) geschwächt sind. Denn dort schlagen Grippe-Viren am heftigsten zu und können auch zum Tod führen.
Bisher ja, weil die derzeit üblichen Impfstoffe immer nur vor den Grippe-Viren der aktuellen Winter-Saison schützen. Weiter Vorteil: Wer sich jedes Jahr impfen lässt, hat große Chancen, dass er über die Jahre einen breiteren Impfschutz gegen viele Grippe-Virentypen aufbaut. Das schützt ihn mitunter selbst dann, wenn die Voraussage der Weltgesundheitsorganisation über die drei bis vier Haupt-Grippe-Typen der Saison einmal daneben geht.
In der aktuellen Studie wiesen die Wissenschaftler nach, dass die weiblichen Nasenschleimhaut-Zellen deutlich weniger Virus-Partikel produzierten als die männlichen. Die Forschergruppe geht davon aus, dass das zugesetzte weibliche Östrogen maßgeblich an dieser "Produktions-Bremse" beteiligt ist.
Dabei zeigte sich, dass die Verringerung der Viren-Vermehrung umso besser funktionierte, wenn die Östrogen-Gabe bereits vorab erfolgte und nicht erst nach der Infektion. Die Wissenschaftler glauben, so ein Einsatzgebiet für künstliche Stoffe gefunden zu haben, die dem Geschlechtshormon ähneln.
Einschränkend muss man jedoch feststellen: Die Ergebnisse wurden erstmal nur an einer Zellkultur im Reagenzglas erzielt. Ob sich die gleiche Wirkung im hochkomplexen menschlichen Organismus zeigen würde, bleibt vorerst fraglich. Zudem war die Zahl der Proben gering: Untersucht wurden die Zellkulturen von zehn männlichen und 42 weiblichen Spendern.
Männer wären bei einer eventuell hieraus entstehenden Behandlungsmethode ohnehin außen vor: Die Dämpfung der Viren-Replikation war nur in weiblichen, nicht aber in den männlichen Schleimhautzellen nachweisbar. Die Forscher zeigten, dass dies an fehlenden Rezeptoren der männlichen Nasenschleimhaut-Zellen für östrogen-ähnliche Stoffe liegt: Den männlichen Zellen fehlt schlicht die Bindungsstelle für das Geschlechtshormon.