Mit Innovationen aus Glas ist das so eine Sache: Als ein Handwerker im antiken Rom ein unzerbrechliches Glas erfand, kam er nicht weit. Er schenkte Kaiser Tiberius eine Vase aus dem Material und warf sie zum Beweis auf den Boden. Das Gefäß blieb wie erwartet heil. Doch Tiberius argwöhnte, seine kostbaren Vorräte an Silber und Gold würden durch das unverwüstliche Material an Wert verlieren, und ließ den Erfinder kurzerhand töten.
Historiker streiten zwar darüber, ob sich die Geschichte tatsächlich so zugetragen hat. Der Ruf des Glases aber ist seither angekratzt: Es gilt als steinaltes Material, das sich Innovationen widersetzt. Es sei zerbrechlich, heißt es, Form und Farbe ließen sich kaum variieren und es sei unflexibel.
Doch mit derlei Urteil unterschätzt man eines der faszinierendsten Produkte der High-Tech-Industrie. Neue, unverwüstliche Scheiben machen sensiblere berührungsempfindliche Displays möglich, High-Tech-Fenster erzeugen selbstständig Strom und lassen sich überdies via Knopfdruck abdunkeln.
Und bald schon soll biegsames Glas den Alltag erobern, mit dem eine neue Generation elektronischer Lesegeräte möglich wird. Höchste Zeit also, mit den größten Vorurteilen gegenüber dem uralten Material aufzuräumen.