Inhaltsstoffe in Kosmetik Wie wir uns täglich selbst vergiften

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Die Summe der Stoffe schadet

Jeder einzelne Stoff ist für sich genommen nicht schädlich. "Für jeden Stoff gibt es einen oberen Grenzwert oder auch Unbedenklichkeitsempfehlungen", erklärt der Experte. "Und die werden in den einzelnen Kosmetikprodukten, Arzneimitteln und Lebensmitteln von den Herstellern auch meist nicht überschritten, sofern die Produktion in Ländern mit entsprechender Kontrolle stattfindet."

Aber wer täglich mehrere Produkte mit hormonellen Wirkstoffen nebeneinander konsumiert, überschreitet die Grenzwerte schnell. Besonders dramatisch: Die gleichzeitige Wirkung verschiedener Stoffe addiert sich nicht nur. "Es kann zu einer exponentiellen Verstärkung der Effekte kommen", sagt Liesenkoetter.

Darüber hinaus müssen die Effekte nicht sofort eintreten. „Die hormonell wirkenden Stoffe können im Fettgewebe gespeichert werden und erst unter bestimmten körperlichen Veränderungen aktiv werden“. Besonders häufig werde dies bei Frauen in der Schwangerschaft und jungen Müttern deutlich. Denn für die Milchbildung im Körper werden körpereigene Fette benötigt. Zunächst nutzt der Körper die Fettanteile, die für diesen Zweck im Zuge der Schwangerschaft extra aufgebaut werden. Stillt die Frau länger, werden auch Fettreserven genutzt, die mit den Wirkstoffen angereichert sind. Mit entsprechenden Auswirkungen für den Säugling.

Eine systematische Erforschung der Wechselwirkung aller Stoffe gibt es bisher nicht. Insgesamt müssten über 10.500 verschiedene Substanzen, die in Kosmetika enthalten sein können, in verschiedenen Dosierungen und Kombinationen miteinander abgeglichen werden. Ihre Erkenntnisse ziehen die Mediziner im Moment vor allem aus Langzeitstudien und Erfahrungswerten.

Wissenschaftler und Ärzte fordern daher, dass die Belastung der Menschen mit hormonell wirksamen Stoffen grundsätzlich reduziert werden muss. Wie zum Beispiel in Dänemark. Hier sind Parabene zumindest in allen Produkten für Kinder bis drei Jahre grundsätzlich verboten.

In Schweden gibt es ganz ähnliche Richtlinien. "Das zeigt deutlich, dass es Alternativen gibt. Viele Stoffe könnten ersetzt werden", sagt Liesenkoetter. Naturkosmetik etwa gilt in der Regel als unbedenklich.

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