Die Reihe der Erfolgsmeldungen nimmt kein Ende. Laut dem Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) geben deutsche Unternehmen so viel für Forschung und Innovationen aus wie nie zuvor: Einen Rekordwert von knapp 140 Milliarden Euro steckten sie nach ersten Schätzungen 2012 in Innovationsaktivitäten. Das hat Folgen. In einem EU-weiten Ranking landet Deutschland hinter Schweden auf dem zweiten Platz der innovativsten Länder Europas. Der Grund für das gute Abschneiden: 80 Prozent der deutschen Betriebe entwickeln neue Produkte und Ideen. In Spanien etwa tun dies laut der EU-Studie nur 40 Prozent.
Folgerichtig gilt die deutsche Industrie europaweit als Vorbild und Hoffnungsträger zugleich. Vor allem auf klassischen Feldern wie dem Maschinenbau oder der Autoproduktion hat sie Weltrang.
Doch daneben gibt es eine andere, schmerzhafte Realität. Mit der Solarbranche erleben wir den Abstieg einer einstigen Hoffnungsindustrie; deutsche Schiffsbauer betteln um Staatshilfe; bei konsumentenorientierten Internet-Innovationen haben wir bis heute nicht einen einzigen Champion hervorgebracht – und selbst die viel gelobte Autoindustrie zeigt Zeichen der Schwäche: Sie startet ziemlich zögerlich in das Zeitalter der Elektromobilität.
Dieses Auseinanderdriften zeigt: Wir sind gut darin, Dinge zu verbessern und zu verfeinern, die wir schon können. Der Sprung in neue Felder dagegen fällt uns schwer. Womöglich weil es Mut und Weitblick erfordert, alte Pfade zu verlassen?
Auf Dauer kann Deutschland seine starke Position auf den Weltmärkten nur behaupten, wenn wir Neues wagen. Dieses Querdenken zu fördern ist Ziel des Deutschen Innovationspreises, den die WirtschaftsWoche jedes Jahr mit der Unternehmensberatung Accenture, dem Chemiekonzern Evonik und dem Energieversorger EnBW auslobt.
Der Preis soll die mutigen Ideenschmieden bekannt machen, die unsere Wirtschaft und unser Leben mit ihren Innovationen verändern. Wir prämieren dabei aber nicht nur die großen Konzerne. Der Deutsche Innovationspreis würdigt auch die besten Ideen von Mittelständlern und Startups, die – oft unbemerkt von der Öffentlichkeit – in einer Nische den Weltmarkt erobern.
Zeit der Veränderungen
Denn ob groß oder klein: Die Wirtschaft steht vor enormen Veränderungen. Neue, spezialisierte Elektrosportwagenhersteller wie Tesla aus den USA drängen ins angestammte Geschäft der etablierten Anbieter. Sparsame Maschinen, Transportmittel und Fabriken werden im Zeitalter steigender Rohstoffpreise zur Überlebensfrage – und damit zu einer gigantischen Umsatzquelle für Technologieunternehmen. Zugleich wird durch die Vernetzung von Autos, Uhren und ja: Brillen das Internet die letzten Winkel unseres Alltags erobern und ebenso die Fertigungswelt verändern. Etwa in Gestalt der 3-D-Druck-Technologie: Sie hat das Potenzial, die Industrie komplett zu revolutionieren.
In fast allen diesen Feldern sind die Sieger und Finalisten des Deutschen Innovationspreises aktiv. MTU hat eine supereffiziente Flugzeugturbine entwickelt. Bosch Sensortec liefert Sensoren, die wie ein Computer rechnen können. Und ein Stromspeicher des Mittelständlers Michael Koch senkt drastisch den Energieverbrauch von Maschinen.
Die Preisträger zeigen, dass die Industrie Antworten auf die großen Zukunftsfragen hat. Mit welchen Innovationen die Ideenschmieden die Wirtschaft und unser Leben verändern wollen und von welchen Innovatoren wir noch hören werden, lesen Sie auf den nächsten Seiten.