Innovationspreis Die Finalisten im Überblick

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Eintracht im Technikzoo

Zukunftsideen à la Star Trek begeisterten Holger Knöpke schon als Jugendlichen. Heute arbeitet er als Leiter Connected Home der Telekom daran, sie wenigstens zum Teil Wirklichkeit werden zu lassen. Quelle: Christof Mattes für WirtschaftsWoche

Die Qivicon-Plattform der Deutschen Telekom beendet die babylonische Sprachverwirrung im Smart Home.

Der Kühlschrank offen; die Dusche kalt, weil die Heizung stillsteht; das ungute Gefühl, wenn beim Heimkommen das Küchenfenster gekippt ist: Holger Knöpke kennt sie alle, die kleinen und größeren Schrecken der Hausbesitzer.

Weil er selbst eines hat, vor allem aber, weil der Innovationsmanager bei der Deutschen Telekom es nicht beim Klagen über Technik oder Vergesslichkeit belassen wollte. Das Haus gehört vernetzt, beschloss der 47-Jährige vor drei Jahren beim Einzug in sein neues Haus. „Immerhin gibt es die nötige Technik fürs vernetzte Heim längst; Sensoren, Schalter, Stellmotoren, die bei Bedarf Türen oder Fenster schließen.“

Doch was er fand, war entweder Technik für Gewerbebauten und zu teuer. „Oder die Komponenten funktionierten, weil über verschiedene Funktechniken verbunden, nicht zusammen“, beschreibt Knöpke seine Erkenntnis: „Was nützt es, wenn die Heizungssteuerung nicht mitbekommt, dass das Fenster offen steht?“

Andere hätten entnervt aufgegeben. Der Technikfan, der sich seit seiner Jugend für Roboter und Star Trek begeistert, dagegen wurde erst recht aktiv. Gemeinsam mit Kollegen aus der Innovationsabteilung der Telekom beschloss Knöpke 2011, der babylonischen Sprachverwirrung in der Hausvernetzung ein Ende zu bereiten.

Statt aber selbst ein Portfolio aus vernetzbarer Technik zu entwickeln, wollte die Smart-Home-Truppe der Telekom die technischen Hürden zwischen vorhandenen Systemen überwinden. Das Ergebnis: die Qivicon genannte Plattform zur Heimvernetzung. Sie präsentierte Knöpke, heute Leiter der Connected-Home-Sparte, im vergangenen Jahr auf der Elektronikmesse IFA in Berlin einem Millionenpublikum.

Herzstück ihrer Lösung ist eine zentrale Schaltbox, die mehrere Funktechniken beherrscht und sich für weitere nachrüsten lässt. Damit fungiert dieses Home Gateway als Übersetzer und ermöglicht es zudem, ganze Schaltfolgen zu definieren; es kann also etwa den Küchenherd ausstellen, wenn ein Bewohner die Haustür abschließt. Dank integriertem Web-Zugang lässt sich der Technikzoo zudem von außen über eine Smartphone-App bändigen.

„Die Vielzahl inkompatibler Technologien war eines der größten Hemmnisse für den Markterfolg des Smart Home“, analysiert Frank Riemensperger, Deutschland-Chef der Unternehmensberatung Accenture und Juror beim Deutschen Innovationspreis. Die Qivicon-Entwickler hätten das Problem besonders geschickt gelöst. Weil die Intelligenz der Plattform nicht in der Schaltbox steckt, sondern als Software in den Rechenzentren der Telekom läuft – als passwortgeschützter Cloud-Service –, ist die Qivicon-Plattform für Erweiterungen offen. „So bietet das Angebot die Chance, dem Markt als Ganzes durch Netzwerkeffekte Wachstumsimpulse zu geben, die weit über das Geschäftspotenzial von Qivicon selbst hinausgehen“, lobt Accenture-Mann Riemensperger.

Inzwischen ist der Start geglückt, hat Knöpke – vom Steuertechnikproduzenten Bitron über den Hausgerätehersteller Miele bis zum Energiekonzern EnBW – die ersten Systempartner gewonnen. Und ab Herbst will die Qivicon-Truppe die Plattform auch für externe Entwickler öffnen. Das soll es ermöglichen, ganz neue Funktionen zu programmieren.

Wie das aussehen kann, da hat Roboter-Fan Knöpke schon ganz konkrete Vorstellungen: „Wenn etwa der Wetterdienst im Internet für meinen Wohnort eine Sturmwarnung herausgibt, dann fahren ohne mein Zutun, die Jalousien rein und die Stellmotoren schließen die Dachfenster.“

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