Die Ergebnisse werden Forschern neue Hinweise über die Geschichte des Sonnensystems geben. „Wir wissen noch immer nicht genau, wie die Erde zu ihrem Mond gekommen ist“, sagt Ralf Jaumann, Planetenforscher am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Berlin. Aber nicht nur die Forschung über den Mond dürfte große Sprünge machen – sondern auch die Forschung auf ihm.
Den Anfang könnte die Fähre der Berliner Part-Time Scientists machen. Sie soll mit einer Spezialkamera den Boden untersuchen. Im Auftrag der Nasa wird sie sogar Pflanzensamen mitnehmen. Per Web-Cam wollen die US-Forscher prüfen, wie gut sie bei geringer Schwerkraft keimen. Das könnte wichtige Hinweise für den Bau von Gewächshäusern auf Mond oder Mars liefern.
Ein 3-D-Drucker auf dem Landegerät wiederum wird Mondstaub aufsammeln, schmelzen und daraus ein Bauteil drucken. Es wäre ein erster Beweis, dass eine Fabrik auf dem Mond machbar ist. Zugleich will Böhme einen Rover zum Mondauto von Apollo 17 schicken. Um herauszufinden, wie gut dessen Materialien 45 Jahre Vakuum, Hitze und Strahlung überstanden haben.
So lebensfeindlich der Mond ist, für Teleskope ist er ein idealer Standort. Auf seiner Rückseite, fern von Wolken und irdischem Funkverkehr, könnten sie ungestört ins All spähen. Im Jahr 2018 will das Start-up Moon Express die ersten zwei Riesenferngläser absetzen: eine Zwei-Meter-Schüssel, die Radiowellen empfängt, und einen Spiegel, der sichtbares Licht sammelt.
Stehen sollen die Lauscher auf dem Mons Malapert – einem etwa 4700 Meter hohen Berg am Südpol. Hier, in einer bizarren Kraterlandschaft, wäre auch der ideale Standort für eine Mondbasis. Denn während die Nacht am Mondäquator 14 Tage dauert, scheint auf den Kraterrändern am Südpol fast immer die Sonne. Solarzellen auf dem Gipfel könnten Maschinen und Teleskope am Hang des Berges mit Strom versorgen. Zugleich steht die Erde immer über dem Horizont, der Funkkontakt zur Heimat risse nie ab.
Hangabwärts könnten Rover die tiefen Krater erkunden – und einen begehrten Rohstoff suchen: Wasser. Astronauten brauchen es zum Trinken, Raketen für Treibstoff, Mondbasen als Schild gegen kosmische Strahlung. Auf der Erde reichlich vorhanden, ist es im All kostbar wie ein Edelmetall: Einen Liter Wasser auf die ISS zu bringen kostet rund 20 000 Dollar.
Seit 2009 sind sich die Forscher sicher: In der ewigen Dunkelheit der Südpolschluchten liegt seit Ewigkeiten Eis vergraben. „Auf dem Mond gibt es in etwa so viel Wasser wie im Bodensee“, sagt Planetenforscher Jaumann. Das ist allerdings nur eine grobe Schätzung. Neue Missionen sollen ab 2018 genauere Daten liefern: Dann schickt die Nasa Lunar Flashlight und Lunar IceCube los, die die Vorkommen mit Radar und anderen Methoden kartieren.
Im Jahr 2020 wagen die Amerikaner dann ein besonderes Experiment: Der Rover Ressource Prospector soll aus der lockeren oberen Bodenschicht, Regolith genannt, Wasserstoff und Sauerstoff gewinnen. Aus beiden lässt sich Wasser erzeugen – oder Treibstoff für Raumschiffe, wie es Shackleton Energy plant.
Der Mond wird zum Luxusurlaubsziel
Zapfsäulen im Erdorbit und zwischen Mond und Erde könnten künftig Satelliten betanken, damit sie länger im Orbit bleiben, oder Raumschiffe mit Sprit versorgen. Das käme erheblich billiger, als mit vollem Tank von der Erde aus zu starten. Mit dem Treibstoffhandel könnten private Unternehmen eine Mondbasis nahezu rentabel betreiben, wie eine aktuelle Nasa-Studie ergab. Die Raumfahrtagentur müsste dann nicht 100 Milliarden Dollar zahlen, um Astronauten auf den Mond zu bringen, sondern nur noch zehn.
So ließe sich der Mond zum Standort für Forschung und Fertigung ausbauen. Aus Regolith könnten Astronauten auch Solarzellen, Satelliten, ja ganze Raumschiffe herstellen. Von hier ins Sonnensystem oder in eine Erdumlaufbahn zu starten wäre viel billiger als von der Erde aus, weil die Gravitation geringer ist und es keine Atmosphäre gibt. „Der Mond“, sagt X-Prize-Teilnehmer Böhme, „ist ein ideales Sprungbrett ins All.“
Die Station böte ein attraktives Nebengeschäft: Pauschaltrips in den Weltraum. „Die Warteliste für eine Mondreise wäre ellenlang“, ist DLR-Experte Jaumann überzeugt. Hotel-Tycoon Robert Bigelow plant schon eine aufblasbare Herberge für die Zwanzigerjahre – noch dieses Jahr will er einen Prototypen an der ISS testen. Es wäre eine unvergleichliche Reise: Anflug über die Mondkrater, Expeditionen zum Südpol, ein Zimmer mit Aussicht auf die Erdkugel.
Einen ersten Eindruck können sich Interessierte verschaffen, wenn Astrobotic seinen Rover auf dem Mond gelandet hat. Denn der soll eine 3-D-Kamera an Bord haben und die Videos live zur Erde schicken. Mit einer Virtual-Reality-Brille wirkt es dann so, als stünde der Betrachter selbst dort, wo bisher nur zwölf Menschen waren.