Kaffeeduft, Tageslicht und Vibration Diese Wecker hassen wir nicht fürs Klingeln

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Der „biologische“ Wecker, der Schlaf-Phasen misst


Eine umstrittene Weckmethode, die mittlerweile auch den Smartphone-Markt erobert, ist der Schlafphasenwecker. Er soll den Schlafenden genau dann wecken, wenn er ohnehin schon im Aufwachen begriffen ist - ein Herausreißen aus tiefen Traumphasen, das von vielen Menschen als besonders unangenehm empfunden wird, soll so vermieden werden.

Das funktioniert so: In einer Nacht durchläuft der Mensch während des Schlafs mehrfach vier verschiedene Phasen. Die Leichtschlafphase, die Tiefschlafphase, die Übergangsphase und den REM-Schlaf. Am leichtesten wacht man aus der Übergangsphase auf, da der Mensch dann eher döst als schläft. Es gibt immer wieder „Fast-Wach-Momente“, in denen zum Beispiel die Liegeposition geändert, die Decke hochgezogen oder das Kissen zurechtgerückt wird.

Die Schlafphasenwecker sollen messen können, wann sich der Schlafende in welcher Phase befindet. Das geschieht in der Regel über die Bewegung – in der Tiefschlafphase bewegt der Mensch sich fast gar nicht. Gemessen wird zum Beispiel über Sensoren am Kopf oder am Handgelenk. Bewegt sich der Schlafende stärker, befindet er sich wahrscheinlich in in einer Übergangsphase. Der Wecker soll dies erkennen und so den richtigen Moment zum Wecken finden, damit man sich so ausgeschlafen wie möglich fühlt.

Doch Schlafforscher Grüger ist skeptisch. „Die Vorstellung, dass ich durch einen sozusagen biologisch steuerbaren Wecker auch besser schlafe, ist medizinisch unrealistisch und in aller Regel eher schädigend“, sagt Grüger. Der Grund: Die Wecker verkürzen die potenziell mögliche Schlafzeit und machen die Weckzeit variabel – zwei Dinge, die gegen einen gesunden Schlaf sprechen. „Um das Gefühl zu haben, ausgeschlafen zu sein, muss man vor allem ausreichend Schlafzeit gehabt haben“, erklärt Grüger. Die sei wiederum genetisch bedingt und bei jedem Menschen anders. Ob man wirklich ausgeschlafen sei, habe am Ende nichts damit zu tun, ob man aus einer Leicht- oder Tiefschlafphase aufwache.

So schlafen Sie besser ein - und durch
Auf Matratzen und Kissen achtenWie man sich bettet, so liegt man: Passen Matratze und Kissen nicht, wird es auch nichts mit dem erholsamen Schlaf. Deshalb sollten Sie beim Kauf auch einmal Probe liegen und Ihre Matratze alle fünf bis zehn Jahre gegen eine neue tauschen. Kissen sollten alle zwölf bis 18 Monate ausgewechselt werden. Experten raten Paaren außerdem dazu, auch im gemeinsamen Bett getrennte Matratzen zu haben, da die Ansprüche an die Matratze verschieden sind. Bei einer durchgehenden Matratze besteht die Gefahr, dass einer zu weich und der andere zu hart liegt. Quelle: Blumenbüro Holland/dpa/gms
Ein Paar schaut im Bett Fernsehen Quelle: Fotolia
Ernährung beachtenAlkohol kann helfen, schneller einzuschlafen. Dafür wird die Nacht unruhiger. Faustregel: maximal ein Glas Bier oder Wein. Besser ist ein Glas warme Milch, denn sie enthält die Aminosäure Tryptophan – und die fördert den Aufbau des Schlafhormons Serotonin. Zu viel Eiweiß und Proteine sind schwer verdaulich. Und das Nikotin der Gute-Nacht-Zigarette stimuliert das Gehirn. Quelle: dpa
Bahnhofsuhr Quelle: dpa
Sport machenWer tagsüber Sport macht, schläft abends leichter ein. Dafür muss es kein dreistündiges Krafttraining sein, ein Spaziergang bewirkt auch schon einiges. Wichtig ist allerdings, sich nicht kurz nach Trainingsende ins Bett zu legen. Kurz nach dem Sport ist der Kreislauf noch sehr aktiv. Quelle: dpa
Eine Frau macht eine Yoga-Übung Quelle: obs
Auf die Temperatur achtenIst es im Schlafzimmer zu heiß oder zu kalt, ist das ebenfalls nicht gut für den Schlaf. Deshalb darauf achten, dass es in dem Raum, in dem man schläft, zwischen 15 und 19 Grad hat. Wenn der Partner mit im Bett schläft, empfiehlt es sich außerdem, zwei Decken zu benutzen. Dann erspart man sich das Aufwachen mitten in der Nacht, weil der Mitschläfer die Bettdecke geklaut hat. Quelle: dpa

„Intelligentere Weckersysteme scheinen vor allem dem Wunsch entgegenzukommen, sich selbst immer weiter zu optimieren und mit so wenig Schlafzeit wie möglich auszukommen – das gelingt aber nicht“, sagt Grüger. Ob der Wecker mich aus der Tief- oder Leichtschlafphase heraushole unterscheide sich lediglich darin, dass man sich im ersten Moment wacher fühle, wenn man nicht aus einer Traumschlafphase gerissen wurde.

Zudem bezweifelt der Arbeitsforscher die Genauigkeit der Messungen: Die meisten Wecker messen die Schlafphasen über die Bewegung des schlafenden Körpers. Die Sensoren sind aber noch nicht ausgeklügelt genug und daher ungenau.

„Der Wecker macht dann Sinn, wenn er den Schlaf richtig erkennen würde – was aber nur eingeschränkt funktioniert – und mir so auch mehr Schlaf ermöglicht“, lautet Grügers Fazit. „Er macht auf keinen Fall Sinn, wenn er immer den Aufwachzeitpunkt aufgrund der Schlafphasen vorverlegt, weil ich mich dann vielleicht etwas besser fühle. Denn dann habe ich wichtigen Schlaf verpasst.“

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