Kaffeeduft, Tageslicht und Vibration Diese Wecker hassen wir nicht fürs Klingeln

Innovative Wecker sollen uns sanfter wecken und entspannter aufstehen lassen: Mit Düften, frisch gekochtem Kaffee oder sanftem Licht. Was die Alternativen zum penetranten Piepen taugen.

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Zehn Dinge, die uns den Schlaf rauben
Trennung von Arbeit und FreizeitSchlafstörungen haben sich nach Einschätzung von Medizinern zu einer Volkskrankheit entwickelt. „Wir schätzen, dass zwischen 5,7 und 6 Prozent der Bevölkerung an behandlungsbedürftigen Ein- und Durchschlafstörungen leiden“, sagte Hans-Günter Weeß, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM). Es gebe wissenschaftliche Hinweise, dass heute weniger geschlafen werde als vor Jahrzehnten. Ein Grund ist die mangelnde Trennung von Arbeit und Freizeit: Abends noch schnell E-Mails für die Arbeit beantworten oder am PC noch an einem Projekt feilen – die ständige Erreichbarkeit und die technischen Möglichkeiten, auch von daheim zu arbeiten, lassen die Grenzen von Arbeit und Freizeit verschwimmen. Das hindert daran, den Kopf frei zu bekommen und entspannt, einschlummern zu können. Quelle: Fotolia
Aktivierung statt Entspannung beim Internet-SurfenPCs und Smartphones verändern unser Freizeitverhalten: Statt vorm Einschlafen ein Buch zu lesen oder Fernzusehen – und dabei passiv Informationen aufzunehmen – surfen Menschen zunehmend vorm Schlafengehen im Internet. Doch beim Online-Shopping, E-Mail-Verkehr, Facebook-Chats oder Online-Spielen  muss das Gehirn sehr viele Informationen verarbeiten. Dabei wird es eher aktiviert als auf den Schlaf vorbereitet zu werden. Dabei kann helfen die Hintergrund-Beleuchtung der Displays zu dimmen, um sich auf die anstehende Nachtruhe einzustellen. Außerdem sollte nicht im Schlafzimmer gesurft werden, um den Raum gedanklich nicht mit Aktivität in Verbindung zu bringen. Eine Stunde vor dem Schlafengehen sollte man komplett auf PCs, Smartphones und Co. verzichten. Quelle: obs
Zu viel StressStressige Lebensphasen wühlen den Körper auf, und machen es nachts schwieriger, einzuschlafen. Um so wichtiger ist, es für Entspannung zu sorgen. Quelle: Fotolia
Die Angst vor Schlafstörungen verstärkt sie nurJe mehr man sich Gedanken, um die Schlafstörungen macht, desto stärker fördert man sie. So wird die Angst zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung. Da man denkt, in der Nacht nicht einschlafen zu können, stellt sich der Körper auf diesen Zustand ein – und man bekommt tatsächlich kein Auge zu. Quelle: Fotolia
Unruhiger Schlaf kann zur Gewohnheit werdenWenn Menschen lange Zeit einen unruhigen Schlaf haben, etwa weil sie gerade ein Kind bekommen haben, wird dieser Zustand für den Körper irgendwann zur Gewohnheit. So können Menschen auch Jahre nachdem ihr Baby das letzte mal nach der Flasche geschrien hat, immer noch einen unruhigen Schlaf haben. Dagegen kann eine Verhaltenstherapie helfen. Quelle: dpa
Es fehlt ein EinschlafritualMenschen sollen über ihre Schlafprobleme nicht grübeln, sondern ihr Verhalten ändern. Dies kann etwa ein Einschlafritual sein. So stellt etwa die obligatorische Tasse Tee oder Milch vor dem Gang zum Bett, den Körper irgendwann darauf ein, dass nun die Schlafenszeit ansteht. Dadurch kann das Einschlafen mit der Zeit leichter fallen. Quelle: dpa/dpaweb
Verschiedene Wecker Quelle: dpa

Unbarmherzig rappelt, piepst oder dröhnt es zur Aufstehzeit auf Deutschlands Nachttischen. Egal ob das klassische Klingeln, der Smartphonealarm oder das Radiogedudel – der Wecker ist nicht gerade des Menschen bester Freund. Sanft wecken geht – wenn nicht gerade die Lieblingsmusik aus dem Radio klingt – definitiv anders. Aber wie? Neue Technologien haben in den vergangenen Jahren viele Neuerungen auf den Markt der Weckmethoden gebracht.

Dabei sind manche sinnvoll, andere albern und am Ende geht es vielleicht um etwas ganz anderes beim allmorgendlichen Aufstehen. Eines ist aber klar: Geweckt werden müssen die meisten und für jeden gibt es dabei die individuell beste Methode – nur kennt man sie vielleicht noch nicht.

Falsche Volksweisheiten rund um den Schlaf

Eine Möglichkeit: Statt eines lauten Alarm-Gepiepses können Sie schon bald von Ihrem Lieblingsduft geweckt werden. Das ist die Idee des französischen Start-ups SensorWake. Ihr gleichnamiges Produkt versprüht zur Weckzeit einen gewünschten Geruch und soll Schlafmützen so sanfter aus den Träumen holen. Croissant- oder Kaffeegeruch in der Nase wecken dann die Lebensgeister.

"Menschen sind nicht für Alarm-Wecker gemacht"

„Vom Alarmton geweckt zu werden, war immer so fürchterlich”, erzählt Erfinder Guillaume Rolland. „Deshalb habe ich beschlossen, dass es im 21. Jahrhundert etwas Besseres geben muss.“ Menschen seien nämlich nicht dafür gemacht, vom Smartphone-Alarm geweckt zu werden, meint Rolland.

Der Geruchswecker

Der französische Ingenieurstudent bekam 2014 viel Aufmerksamkeit auf Googles „Science Fair“ im kalifornischen Mountain View, als er seinen Duftwecker vorstellte. Inzwischen konnte der 18-Jährige auf einer Crowdfunding-Plattform das nötige Kleingeld einsammeln, um die Produktion anzustoßen. 50.000 Euro waren sein Ziel. Am Ende kamen 192.453 Euro von 1504 Unterstützern zusammen. Die konnten den Wecker für 80 Euro vorbestellen. Im Handel soll er etwas über 100 Euro kosten.

Der Duftwecker wird ähnlich wie eine Kaffeekapsel-Maschine bedient: Der Nutzer sucht sich einen Duft aus und steckt eine recycelbare Kapsel in die Uhr. Das soll für 60 Mal wecken reichen. Geht der Alarm los, öffnet sich eine Klappe, aus der der Duft versprüht wird – solange, bis der Aufgeweckte das Knöpfchen drückt. Zur Wahl stehen die Duftnoten Kaffee, Schwarze Vanille, Schokolade, Teebaumextrakt, Meeresküste und in einer Sonderedition auch der Geruch von Dollar-Noten.

Wie viele Stunden verschiedene Personengruppen im Durchschnitt schlafen

Aufwachen von Gerüchen - das soll funktionieren? Prinzipiell ja, sagt Hartmut Grüger, Schlafmediziner und Chefarzt der Düsseldorfer Klinik für Schlafmedizin. „Das Gehirn reagiert im Schlaf auf verschiedene Reize“, erklärt er. Das können auch Gerüche sein. Allerdings sind Menschen in erster Linie darauf gepolt, gefährliche Gerüche zu erkennen und durch sie zu erwachen. „Bei den Düften ist es sicher sehr viel schwieriger, gezielte Weckreaktionen auszulösen, als mit einem Geräusch“, schätzt Grüger. „Es ist keineswegs sicher, dass man von diesen Duftstoffen geweckt wird. Wenn jemand sie wiederholt im Schlaf wahrnimmt und weiß, dass sie keine Gefahr darstellen, bin ich mir nicht sicher, ob man sich darauf wirklich mit einer Weckreaktion konditionieren kann.“

SensorWake verspricht, dass seine Weckmethode funktioniert - getestet wurde allerdings eher zurückhaltend. Von 100 Leuten hat es laut Unternehmen bei 99 innerhalb von zwei Minuten geklappt – ein Proband mit verstopfter Nase hat den Duftwecker ignoriert. Dafür hat Rolland sich aber eine Sicherheit überlegt: Wer nach drei Minuten noch nicht wach ist, bekommt es doch mit dem althergebrachten Alarm zu tun.

Wenn echter Kaffeeduft weckt

Kaffeeduft – und zwar im Original – gibt es beim Wecker mit dem virtuosen Namen „The Barisieur“. Er brüht dem Besitzer eigenständig Kaffee auf. Entwickelt wurde das Gerät vom britischen Industrie-Designer Joshua Renouf. Die Idee: Eine Uhr gibt der kleinen selbsttätigen Kaffeemaschine rechtzeitig das Signal zum Kaffeekochen. So wird der Schlafende vom Kaffeeduft wach und kann gleich im Bett ein Tässchen genießen - ein doppelter Muntermacher.

Wichtig: Kaffee und Wasser müssen natürlich am Vorabend aufgefüllt werden. Ist es morgens an der Zeit, den Kaffeefan aus seinen Träumen zu reißen, heizt eine Induktionsplatte kleine Edelstahlkugeln im Glas auf, die wiederum das Wasser zum Kochen bringen. Durch ein Röhrchen wird der Wasserdampf hinüber in den Kaffeefilter gedrückt und so der Kaffee gebrüht.

Der französische Designerwecker von Joshua Renouf soll mit echtem, frischen Kaffeeduft wecken. Quelle: PR

Preislich soll der "Kaffee im Bett" bei bis zu 300 Euro liegen, aktuell steckt das Designerstück in der Entwicklung und ist daher noch nicht zu haben.

Für den Kaffeewecker gilt schlafmedizinisch dasselbe wie für SensorWake: Ob er (auf Dauer) funktioniert, ist unklar. Ungewöhnlich und schick ist er allemal.

Der Wecker für den Sehnerv

Wer statt des Geruchssinns lieber das Auge anregen möchte, für den könnten Lichtwecker ideal sein.
Die Idee basiert auf dem Botenstoff Melatonin, der uns müde macht und für einen tiefen Schlaf sorgt. Je dunkler es ist, desto höher ist der Melatonin-Spiegel im Blut. In der Nacht und am frühen Morgen ist der Melatonin-Anteil im Körper noch sehr hoch, wird aber durch Tageslicht automatisch abgebaut – und hier kommen die Tageslichtwecker ins Spiel. Durch nach und nach heller werdendes Licht soll das körpereigene Schlafhormon abgebaut werden und das Wecken so besonders sanft machen. Das Licht soll den Körper schon während des Schlafs aufs Aufwachen vorbereiten.

Zehn Apps für eine geruhsame Nacht
AlarmyDas Motto dieser App lautet „Schlaf, wenn du kannst“: Aktivierte Wecker lassen sich nur ausschalten, wenn man eine vorher festgelegte Aktion durchführt. Möglich ist das Ausschalten mittels Schütteln, alternativ können Sie das Ausschalten mit Foto aktivieren – einen vorher festgelegten und abfotografierten Ort müssen Sie dann morgens noch einmal fotografieren. Kosten: 1,79 Euro (Android, iPhone) Quelle: App Store
Nightstand CentralEine echte Alternative zur iPhone-eigenen Weckerapp ist Nightstand Central. Neben der üblichen Weckfunktion gibt es einen eingebauten Sleep Timer, der die Musikwiedergabe automatisch nach einer vorher angegebenen Zeit ausschaltet. Für den Weckruf am Morgen können Sie einen von zehn integrierten Tönen benutzen. Alternativ können Sie sich auch von Ihrer eigenen Musik wecken lassen. Die Basisapp ist gratis, für einige Funktionen muss man zusätzlich zahlen. (iPhone) Quelle: App Store
Pzizz SleepLaut Beschreibung ist Pzizz Sleep eine Lösung für Schlaflosigkeit. Die Entwickler nutzen wissenschaftlich erwiesene Techniken der Neurolinguistik, Klänge in speziellen Frequenzbereichen sollen beim Einschlafen helfen. Mit 4,49 Euro ist die App recht teuer, dafür ist das Funktionsspektrum groß. (Android, iPhone) Quelle: App Store
Relax and Sleep WellWer des Englischen mächtig ist, kann sich vom britischen Hypnotherapeuten Glenn Harrold in den Schlaf reden lassen. Die Gratisversion enthält einen 27 Minuten langen Audioclip, weitere müssen dazugekauft werden. (Android, iPhone) Quelle: App Store
Relax MelodiesRelax Melodies enthält eine Mischung aus verschiedenen Geräuschkulissen, von Musik bis Meeresrauschen. Eine Alarmfunktion und ein Timer helfen beim Aufwachen, egal ob nach einem kurzen Nickerchen oder einer langen Nacht. (Android, iPhone, Windows Phone) Quelle: App Store
Sleep CycleSleep Cycle ist ein Schlafphasenwecker, der nach und nach das Schlafverhalten des Nutzers lernt. Anhand von Bewegungen des Schläfers findet die App nach und nach die Schlafphase, in der Sie ohnehin fast schon wach sind – und holt Sie sanft aus dem Schlaf. Für 89 Cent einen Kauf wert. (Android, iPhone) Quelle: PR
Sleep Time Alarm ClockSleep Time verbindet Hintergrundbeschallung und Schlafphasenwecker: Die App liefert abends sanfte Klänge und analysiert nach dem Einschlafen das Schlafverhalten. Genau wie Sleep Cycle weckt Sleep Time in der optimalen Phase. Die App ist gratis. (Android, iPhone) Quelle: App Store

Die meisten Wecker starten etwa eine halbe Stunde vor der eigentlichen Weckzeit. Sie imitieren den Sonnenaufgang im eigenen Schlafzimmer. „Wenn es heller wird, nehme ich das auch durch die geschlossenen Augenlider war und das stoppt meine Melatonin-Produktion“, erklärt Schlafmediziner Grüger. Das mache den Weckvorgang auf natürliche Art sanfter. Das Ganze ist laut Grüger aber eher ein psychologischer Effekt: In erster Linie sprechen solche Wecker das Wohlgefühl an. „Wenn jemand einen solchen Lichtwecker einfach als weicher und angenehmer empfindet, weil er meint, freundlicher geweckt zu werden, kann das psychologisch eine deutliche Verbesserung für das eigene Aufwachen sein“, so Grüger.

Preislich ist die Spanne groß: Gibt es einige Modelle schon für 20 bis 30 Euro, können Dämmerlicht-Fans auch bis zu 200 Euro für ein solches Weckermodell auf den Tisch legen.

Bei der Wahl sollten neben dem Preis insbesondere zwei Dinge bedacht werden: Zum einen sind LED-Lampen zu empfehlen, da so Lebensdauer und Leuchtkraft länger garantiert sind. Zum anderen sollte der Wecker für den Fall der Fälle zusätzlich einen akustischen Alarm haben.

Der „biologische“ Wecker, der Schlaf-Phasen misst


Eine umstrittene Weckmethode, die mittlerweile auch den Smartphone-Markt erobert, ist der Schlafphasenwecker. Er soll den Schlafenden genau dann wecken, wenn er ohnehin schon im Aufwachen begriffen ist - ein Herausreißen aus tiefen Traumphasen, das von vielen Menschen als besonders unangenehm empfunden wird, soll so vermieden werden.

Das funktioniert so: In einer Nacht durchläuft der Mensch während des Schlafs mehrfach vier verschiedene Phasen. Die Leichtschlafphase, die Tiefschlafphase, die Übergangsphase und den REM-Schlaf. Am leichtesten wacht man aus der Übergangsphase auf, da der Mensch dann eher döst als schläft. Es gibt immer wieder „Fast-Wach-Momente“, in denen zum Beispiel die Liegeposition geändert, die Decke hochgezogen oder das Kissen zurechtgerückt wird.

Die Schlafphasenwecker sollen messen können, wann sich der Schlafende in welcher Phase befindet. Das geschieht in der Regel über die Bewegung – in der Tiefschlafphase bewegt der Mensch sich fast gar nicht. Gemessen wird zum Beispiel über Sensoren am Kopf oder am Handgelenk. Bewegt sich der Schlafende stärker, befindet er sich wahrscheinlich in in einer Übergangsphase. Der Wecker soll dies erkennen und so den richtigen Moment zum Wecken finden, damit man sich so ausgeschlafen wie möglich fühlt.

Doch Schlafforscher Grüger ist skeptisch. „Die Vorstellung, dass ich durch einen sozusagen biologisch steuerbaren Wecker auch besser schlafe, ist medizinisch unrealistisch und in aller Regel eher schädigend“, sagt Grüger. Der Grund: Die Wecker verkürzen die potenziell mögliche Schlafzeit und machen die Weckzeit variabel – zwei Dinge, die gegen einen gesunden Schlaf sprechen. „Um das Gefühl zu haben, ausgeschlafen zu sein, muss man vor allem ausreichend Schlafzeit gehabt haben“, erklärt Grüger. Die sei wiederum genetisch bedingt und bei jedem Menschen anders. Ob man wirklich ausgeschlafen sei, habe am Ende nichts damit zu tun, ob man aus einer Leicht- oder Tiefschlafphase aufwache.

So schlafen Sie besser ein - und durch
Auf Matratzen und Kissen achtenWie man sich bettet, so liegt man: Passen Matratze und Kissen nicht, wird es auch nichts mit dem erholsamen Schlaf. Deshalb sollten Sie beim Kauf auch einmal Probe liegen und Ihre Matratze alle fünf bis zehn Jahre gegen eine neue tauschen. Kissen sollten alle zwölf bis 18 Monate ausgewechselt werden. Experten raten Paaren außerdem dazu, auch im gemeinsamen Bett getrennte Matratzen zu haben, da die Ansprüche an die Matratze verschieden sind. Bei einer durchgehenden Matratze besteht die Gefahr, dass einer zu weich und der andere zu hart liegt. Quelle: Blumenbüro Holland/dpa/gms
Ein Paar schaut im Bett Fernsehen Quelle: Fotolia
Ernährung beachtenAlkohol kann helfen, schneller einzuschlafen. Dafür wird die Nacht unruhiger. Faustregel: maximal ein Glas Bier oder Wein. Besser ist ein Glas warme Milch, denn sie enthält die Aminosäure Tryptophan – und die fördert den Aufbau des Schlafhormons Serotonin. Zu viel Eiweiß und Proteine sind schwer verdaulich. Und das Nikotin der Gute-Nacht-Zigarette stimuliert das Gehirn. Quelle: dpa
Bahnhofsuhr Quelle: dpa
Sport machenWer tagsüber Sport macht, schläft abends leichter ein. Dafür muss es kein dreistündiges Krafttraining sein, ein Spaziergang bewirkt auch schon einiges. Wichtig ist allerdings, sich nicht kurz nach Trainingsende ins Bett zu legen. Kurz nach dem Sport ist der Kreislauf noch sehr aktiv. Quelle: dpa
Eine Frau macht eine Yoga-Übung Quelle: obs
Auf die Temperatur achtenIst es im Schlafzimmer zu heiß oder zu kalt, ist das ebenfalls nicht gut für den Schlaf. Deshalb darauf achten, dass es in dem Raum, in dem man schläft, zwischen 15 und 19 Grad hat. Wenn der Partner mit im Bett schläft, empfiehlt es sich außerdem, zwei Decken zu benutzen. Dann erspart man sich das Aufwachen mitten in der Nacht, weil der Mitschläfer die Bettdecke geklaut hat. Quelle: dpa

„Intelligentere Weckersysteme scheinen vor allem dem Wunsch entgegenzukommen, sich selbst immer weiter zu optimieren und mit so wenig Schlafzeit wie möglich auszukommen – das gelingt aber nicht“, sagt Grüger. Ob der Wecker mich aus der Tief- oder Leichtschlafphase heraushole unterscheide sich lediglich darin, dass man sich im ersten Moment wacher fühle, wenn man nicht aus einer Traumschlafphase gerissen wurde.

Zudem bezweifelt der Arbeitsforscher die Genauigkeit der Messungen: Die meisten Wecker messen die Schlafphasen über die Bewegung des schlafenden Körpers. Die Sensoren sind aber noch nicht ausgeklügelt genug und daher ungenau.

„Der Wecker macht dann Sinn, wenn er den Schlaf richtig erkennen würde – was aber nur eingeschränkt funktioniert – und mir so auch mehr Schlaf ermöglicht“, lautet Grügers Fazit. „Er macht auf keinen Fall Sinn, wenn er immer den Aufwachzeitpunkt aufgrund der Schlafphasen vorverlegt, weil ich mich dann vielleicht etwas besser fühle. Denn dann habe ich wichtigen Schlaf verpasst.“

Ein kleines Beben im eigenen Bett

Erfolgsversprechender scheinen da Vibrationswecker. Ob man wenige Euro für das vibrierende Armband am Handgelenk oder viel Geld etwa für ein vibrierendes Kissen oder eine Matratzenunterlage zahlt, ist für den Effekt an sich nicht relevant. Denn wach machen die Vibrationen laut Grüger in jedem Fall: „Die Schallwellen beim normalen Weckergeräusch oder bei Musik sind im Vergleich deutlich leiser“, sagt Grüger. „Die Vibration dringt in die Knochen und erreicht so eine ganz andere Qualität.“ Das Summen im eigenen Körper ist demnach deutlich intensiver, als wenn es von außen kommt.

„Genauso gut könnte ich aber auch einfach den Wecker lauter stellen“, schränkt Grüger ein.

Schlafprobleme wegen der Hitze? Das hat unangenehme Folgen
DepressionenAusgeruht und erholt sieht die Welt meistens schon besser aus. Aber umgekehrt bedeutet das auch: Wer zu wenig schläft, ist häufiger gereizt und schlecht gelaunt. Wissenschaftler der New Yorker Columbia-Universität gehen sogar noch weiter und warnen vor schlimmeren Folgen, vor allem bei Jugendlichen. In ihrer Studie mit über 15.000 Schülern haben sie herausgefunden, dass die Depressionsgefahr bei denjenigen Schülern, die nach 24 Uhr ins Bett gehen, um 24 Prozent höher ist als bei denen, die zwei Stunden früher schlafen gehen. Außerdem sind sie anfälliger für Suizidgedanken: Im Vergleich zu den Früh-Schlafenden sogar 20 Prozent mehr. Grund dafür ist auch, dass sie im ermüdeten und erschöpften Zustand ihren Stress und den richtigen Umgang mit anderen Menschen kaum bewältigen können. Quelle: dpa
NachlässigkeitDie Gefahren von Schlafmangel können urplötzlich auftreten. Mindestens genauso gefährlich wie schleichende, langwierige Symptome ist der Sekundenschlaf im Auto. Nach Schätzungen der amerikanischen „Sleep Research Society“ nicken in den USA etwa 80.000 Menschen am Lenkrad kurz ein – pro Tag. Die „Sleep Research Society“ vermutet, dass sie damit für etwa 20 Prozent aller Unfälle auf amerikanischen Straßen verantwortlich sind. Bei LKW-Unfällen soll der Anteil sogar bei rund 30 bis 40 Prozent der Unfälle liegen. Europäische Studien kommen zu ähnlichen Ergebnisse. Der Sekundenschlaf ist dabei seltener das Ergebnis einer schlaflosen Nacht, Termindruck oder Stress - sondern vielmehr das Resultat chronischen Schlafmangels. Quelle: Blumenbüro Holland/dpa/gms
StoffwechselDas nächste Opfer des Schlafmangels sind Genaktivitäten. Im Normalfall folgen diese einem bestimmten 24-Stunden-Biorythmus, sind mal aktiver, mal nicht. Dabei sind sie unter anderem für regenerative Prozesse in den Zellen des Körpers verantwortlich. Wie britische Wissenschaftler der Universität von Surrey herausfanden, kann Schlafmangel die Aktivität von bis zu 711 Genen verändern. 444 davon zeigten bei ihren Probanden nach einem Schlafmangel-Versuch überhaupt keine Aktivität mehr. Betroffen waren vor allem Gene, die im Stoffwechsel, der Regulierung des Immunsystems und bei der Bekämpfung von Stress und Entzündungen aktiv sind. Eine mögliche Folge: Beschädigtes Körpergewebe wird nicht mehr regeneriert und bleibt anfällig für Krankheiten. Quelle: dpa
DiabetesStudien unterschiedlichster Akademien von der Harvard Medical School bis zur niederländische Universität Leiden kommen zu dem Schluss, dass Schlafmangel zu einem erhöhten Diabetes-Typ-2-Risiko führt. Diabetes entsteht durch eine Insulinresistenz in den Zellen. Diese verhindert, dass Zucker aus dem Blut in die Zellen weitergeleitet wird. Dadurch steigt zwar der Zuckerspiegel im Blut, in den Zellen kommt jedoch kaum etwas davon an. Für einen geregelten Hormonhaushalt ist ein regelmäßiger und ausreichender Schlaf deswegen besonders wichtig. Denn durch Schlafmangel gerät der Rhythmus des Körpers durcheinander, sodass es zu Über- oder Unterproduktionen von bestimmten Hormonen kommen kann. Aber Vorsicht: Diabetes mit Schlaftabletten zu bekämpfen, ist keine Lösung. Quelle: dpa
Schlaganfälle und Herzattacken Wer zu wenig schläft, spielt mit Leib und Leben. Fast eine halbe Million Menschen aus acht Ländern nahmen an einer Langzeitstudie der Warwick Medical School teil, um die Auswirkungen von Schlafmangel auf die Gesundheit zu erforschen. Als „Kurzschläfer“ zählte dabei jeder, der pro Nacht durchschnittlich weniger als sechs Stunden schläft. Der Studie zufolge ist die Wahrscheinlichkeit, einen Schlaganfall zu erleiden, für Kurzschläfer um 15 Prozent höher als bei Normal- oder Langschläfern. Die Wahrscheinlichkeit, an einer Herzkrankheit zu sterben ist sogar 48 Prozent höher. Besonders gefährlich für Schlaganfälle und Herzattacken ist das sogenannte Schlafapnoe-Syndrom, bei dem während des Schlafs unbemerkt die Atmung aussetzt und der Puls hochschnellt. Quelle: dpa
ÜbergewichtWenig Schlaf, viel Gewicht: Wer zu wenig schläft, der verliert schneller die Kontrolle über Appetit und Figur. Das haben Forschungen der Universität von Colorado ergeben. Vereinfacht gesagt: Wer weniger schläft, der isst mehr. Vor allem abends griffen die Schlafmangel-Probanden viel häufiger zu kalorienreicher Kost als die Kontrollgruppe. Und auch nächtlichen Snacks am Kühlschrank konnten sie deutlich seltener widerstehen. Durch kohlenhydrat- und fettreiche Lebensmittel am Abend und durch nächtliches Naschen steigt aber nicht nur das Körpergewicht – sondern auch die Gefahr, an Diabetes oder Herz-Kreislauf-Problemen zu erkranken. Quelle: dpa
GehirnveränderungenWährend des Schlafs speichern und verarbeiten wie nicht nur Erlebtes, sondern entsorgen auch den zellulären „Müll“ des Gehirns. In zahlreichen Versuchen an Mäusen fand Maiken Nedergaard von der Universität Rochester heraus, dass das „Reinigungssystem“ des Gehirns während des Ruhezustandes in der Nacht rund zehnmal aktiver ist als am Tag und dann den Großteil der Abfallprodukte entsorgt. Die Forscherin vermutet jetzt, dass ein chronischer Schlafmangel zu degenerativen Veränderungen im Gehirn wie der Alzheimer-Krankheit beitragen kann, da diese auch durch schädliche Eiweißablagerungen entstehen. Quelle: dpa

Bei Manchem ist das Problem aber gar nicht das Aufmachen - sondern vielmehr das Wachbleiben. Doch auch dafür gibt es eine Vielzahl teils kurioser Erfindungen.

Etwa den Raketenwecker, der kurzerhand in die Luft abhebt. Oder der Wecker auf Rädern, der nach einem beherzten Sprung vom Nachttisch kreuz und quer durchs Zimmer rast. Beide müssen erstmal eingefangen werden, bevor sie sich abschalten lassen.

Für Fitness-Begeisterte ist der Hantelwecker gedacht. Er stellt den Alarm erst ein, wenn man ihn oft genug auf und ab bewegt hat. So etwas gibt es übrigens auch als App fürs Handy.

Sanft ist zwar etwas anderes, wach ist man hinterher aber auf jeden Fall. „Bewegung ist ein massiver Reiz, um zu verhindern, dass ich wieder einschlafe“, erklärt Grüger.

Ein Wecker löst niemals ein Schlafproblem

Pfiffige Wecker hin oder her: Schlussendlich ist jeder Morgen, an dem es einem wahnsinnig schwerfällt, das Bett zu verlassen, ein Zeichen dafür, dass man nicht genug auf den eigenen Körper hört und ihm nicht den Schlaf gönnt, den er braucht. „Mit dem Wecker löse ich meine Schlafprobleme nicht. Das Entscheidende sind ausreichende und geregelte Schlafzeiten“, sagt Grüger.

Was Schlafforscher seit Jahren beobachten: Die Gesamtschlafdauer hat sich in unserer Gesellschaft verkürzt – insbesondere durch ein späteres Zu-Bett-gehen. Allein in den vergangenen zehn Jahren ging die Schlafzeit im Schnitt um eine Stunde zurück. Dabei ist Schlaf lebenswichtig, nicht nur für Gedächtnisleistung, Reaktionsgeschwindigkeit oder Wohlbefinden, auch das Immunsystem leidet unter Schlafmangel.

Die ausgefallenen Wecker haben laut Grüger auch einen grundlegenden Vorteil: "Es ist ein Ansatz, dass Menschen sich damit beschäftigen, was gesunder Schlaf ist und wie sie es schaffen, am Morgen ausgeschlafen zu sein“.

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