Kaffeeduft, Tageslicht und Vibration Diese Wecker hassen wir nicht fürs Klingeln

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Ein kleines Beben im eigenen Bett

Erfolgsversprechender scheinen da Vibrationswecker. Ob man wenige Euro für das vibrierende Armband am Handgelenk oder viel Geld etwa für ein vibrierendes Kissen oder eine Matratzenunterlage zahlt, ist für den Effekt an sich nicht relevant. Denn wach machen die Vibrationen laut Grüger in jedem Fall: „Die Schallwellen beim normalen Weckergeräusch oder bei Musik sind im Vergleich deutlich leiser“, sagt Grüger. „Die Vibration dringt in die Knochen und erreicht so eine ganz andere Qualität.“ Das Summen im eigenen Körper ist demnach deutlich intensiver, als wenn es von außen kommt.

„Genauso gut könnte ich aber auch einfach den Wecker lauter stellen“, schränkt Grüger ein.

Schlafprobleme wegen der Hitze? Das hat unangenehme Folgen
DepressionenAusgeruht und erholt sieht die Welt meistens schon besser aus. Aber umgekehrt bedeutet das auch: Wer zu wenig schläft, ist häufiger gereizt und schlecht gelaunt. Wissenschaftler der New Yorker Columbia-Universität gehen sogar noch weiter und warnen vor schlimmeren Folgen, vor allem bei Jugendlichen. In ihrer Studie mit über 15.000 Schülern haben sie herausgefunden, dass die Depressionsgefahr bei denjenigen Schülern, die nach 24 Uhr ins Bett gehen, um 24 Prozent höher ist als bei denen, die zwei Stunden früher schlafen gehen. Außerdem sind sie anfälliger für Suizidgedanken: Im Vergleich zu den Früh-Schlafenden sogar 20 Prozent mehr. Grund dafür ist auch, dass sie im ermüdeten und erschöpften Zustand ihren Stress und den richtigen Umgang mit anderen Menschen kaum bewältigen können. Quelle: dpa
NachlässigkeitDie Gefahren von Schlafmangel können urplötzlich auftreten. Mindestens genauso gefährlich wie schleichende, langwierige Symptome ist der Sekundenschlaf im Auto. Nach Schätzungen der amerikanischen „Sleep Research Society“ nicken in den USA etwa 80.000 Menschen am Lenkrad kurz ein – pro Tag. Die „Sleep Research Society“ vermutet, dass sie damit für etwa 20 Prozent aller Unfälle auf amerikanischen Straßen verantwortlich sind. Bei LKW-Unfällen soll der Anteil sogar bei rund 30 bis 40 Prozent der Unfälle liegen. Europäische Studien kommen zu ähnlichen Ergebnisse. Der Sekundenschlaf ist dabei seltener das Ergebnis einer schlaflosen Nacht, Termindruck oder Stress - sondern vielmehr das Resultat chronischen Schlafmangels. Quelle: Blumenbüro Holland/dpa/gms
StoffwechselDas nächste Opfer des Schlafmangels sind Genaktivitäten. Im Normalfall folgen diese einem bestimmten 24-Stunden-Biorythmus, sind mal aktiver, mal nicht. Dabei sind sie unter anderem für regenerative Prozesse in den Zellen des Körpers verantwortlich. Wie britische Wissenschaftler der Universität von Surrey herausfanden, kann Schlafmangel die Aktivität von bis zu 711 Genen verändern. 444 davon zeigten bei ihren Probanden nach einem Schlafmangel-Versuch überhaupt keine Aktivität mehr. Betroffen waren vor allem Gene, die im Stoffwechsel, der Regulierung des Immunsystems und bei der Bekämpfung von Stress und Entzündungen aktiv sind. Eine mögliche Folge: Beschädigtes Körpergewebe wird nicht mehr regeneriert und bleibt anfällig für Krankheiten. Quelle: dpa
DiabetesStudien unterschiedlichster Akademien von der Harvard Medical School bis zur niederländische Universität Leiden kommen zu dem Schluss, dass Schlafmangel zu einem erhöhten Diabetes-Typ-2-Risiko führt. Diabetes entsteht durch eine Insulinresistenz in den Zellen. Diese verhindert, dass Zucker aus dem Blut in die Zellen weitergeleitet wird. Dadurch steigt zwar der Zuckerspiegel im Blut, in den Zellen kommt jedoch kaum etwas davon an. Für einen geregelten Hormonhaushalt ist ein regelmäßiger und ausreichender Schlaf deswegen besonders wichtig. Denn durch Schlafmangel gerät der Rhythmus des Körpers durcheinander, sodass es zu Über- oder Unterproduktionen von bestimmten Hormonen kommen kann. Aber Vorsicht: Diabetes mit Schlaftabletten zu bekämpfen, ist keine Lösung. Quelle: dpa
Schlaganfälle und Herzattacken Wer zu wenig schläft, spielt mit Leib und Leben. Fast eine halbe Million Menschen aus acht Ländern nahmen an einer Langzeitstudie der Warwick Medical School teil, um die Auswirkungen von Schlafmangel auf die Gesundheit zu erforschen. Als „Kurzschläfer“ zählte dabei jeder, der pro Nacht durchschnittlich weniger als sechs Stunden schläft. Der Studie zufolge ist die Wahrscheinlichkeit, einen Schlaganfall zu erleiden, für Kurzschläfer um 15 Prozent höher als bei Normal- oder Langschläfern. Die Wahrscheinlichkeit, an einer Herzkrankheit zu sterben ist sogar 48 Prozent höher. Besonders gefährlich für Schlaganfälle und Herzattacken ist das sogenannte Schlafapnoe-Syndrom, bei dem während des Schlafs unbemerkt die Atmung aussetzt und der Puls hochschnellt. Quelle: dpa
ÜbergewichtWenig Schlaf, viel Gewicht: Wer zu wenig schläft, der verliert schneller die Kontrolle über Appetit und Figur. Das haben Forschungen der Universität von Colorado ergeben. Vereinfacht gesagt: Wer weniger schläft, der isst mehr. Vor allem abends griffen die Schlafmangel-Probanden viel häufiger zu kalorienreicher Kost als die Kontrollgruppe. Und auch nächtlichen Snacks am Kühlschrank konnten sie deutlich seltener widerstehen. Durch kohlenhydrat- und fettreiche Lebensmittel am Abend und durch nächtliches Naschen steigt aber nicht nur das Körpergewicht – sondern auch die Gefahr, an Diabetes oder Herz-Kreislauf-Problemen zu erkranken. Quelle: dpa
GehirnveränderungenWährend des Schlafs speichern und verarbeiten wie nicht nur Erlebtes, sondern entsorgen auch den zellulären „Müll“ des Gehirns. In zahlreichen Versuchen an Mäusen fand Maiken Nedergaard von der Universität Rochester heraus, dass das „Reinigungssystem“ des Gehirns während des Ruhezustandes in der Nacht rund zehnmal aktiver ist als am Tag und dann den Großteil der Abfallprodukte entsorgt. Die Forscherin vermutet jetzt, dass ein chronischer Schlafmangel zu degenerativen Veränderungen im Gehirn wie der Alzheimer-Krankheit beitragen kann, da diese auch durch schädliche Eiweißablagerungen entstehen. Quelle: dpa

Bei Manchem ist das Problem aber gar nicht das Aufmachen - sondern vielmehr das Wachbleiben. Doch auch dafür gibt es eine Vielzahl teils kurioser Erfindungen.

Etwa den Raketenwecker, der kurzerhand in die Luft abhebt. Oder der Wecker auf Rädern, der nach einem beherzten Sprung vom Nachttisch kreuz und quer durchs Zimmer rast. Beide müssen erstmal eingefangen werden, bevor sie sich abschalten lassen.

Für Fitness-Begeisterte ist der Hantelwecker gedacht. Er stellt den Alarm erst ein, wenn man ihn oft genug auf und ab bewegt hat. So etwas gibt es übrigens auch als App fürs Handy.

Sanft ist zwar etwas anderes, wach ist man hinterher aber auf jeden Fall. „Bewegung ist ein massiver Reiz, um zu verhindern, dass ich wieder einschlafe“, erklärt Grüger.

Ein Wecker löst niemals ein Schlafproblem

Pfiffige Wecker hin oder her: Schlussendlich ist jeder Morgen, an dem es einem wahnsinnig schwerfällt, das Bett zu verlassen, ein Zeichen dafür, dass man nicht genug auf den eigenen Körper hört und ihm nicht den Schlaf gönnt, den er braucht. „Mit dem Wecker löse ich meine Schlafprobleme nicht. Das Entscheidende sind ausreichende und geregelte Schlafzeiten“, sagt Grüger.

Was Schlafforscher seit Jahren beobachten: Die Gesamtschlafdauer hat sich in unserer Gesellschaft verkürzt – insbesondere durch ein späteres Zu-Bett-gehen. Allein in den vergangenen zehn Jahren ging die Schlafzeit im Schnitt um eine Stunde zurück. Dabei ist Schlaf lebenswichtig, nicht nur für Gedächtnisleistung, Reaktionsgeschwindigkeit oder Wohlbefinden, auch das Immunsystem leidet unter Schlafmangel.

Die ausgefallenen Wecker haben laut Grüger auch einen grundlegenden Vorteil: "Es ist ein Ansatz, dass Menschen sich damit beschäftigen, was gesunder Schlaf ist und wie sie es schaffen, am Morgen ausgeschlafen zu sein“.

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