Kleiner Pieks, große Wirkung Impfung ersetzt Hunderte Pillen

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Impf-Cocktail aus vier Viren soll besser vor Grippe schützen

Verbesserungspotenzial gibt es zum Beispiel bei Impfungen gegen die Grippe, deren Saison jetzt wieder mit dem Herbst beginnt. Weil sich ihre Erreger, die Influenza-Viren, sehr schnell genetisch verändern und zudem verschiedenste Virenstämme grassieren, mixen die Pharmafirmen jedes Jahr einen neuen Impfcocktail aus drei Virentypen. Nicht immer treffen aber die Vorhersagen der von der Weltgesundheitsorganisation WHO beauftragten Forscher 100-prozentig zu. Deshalb bietet GSK in dieser Saison einen Wirkstoff mit vier Virusvertretern an. Das erhöht die Chance für den Geimpften, auf all die Grippeviren vorbereitet zu sein, denen er im Laufe des Winterhalbjahrs begegnen wird.

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Ebenfalls zu den Klassikern gehören Allergie-Impfungen. Sie sollen den Körper an Stoffe gewöhnen, gegen die er seine Immuntruppen versehentlich in Stellung bringt, weil er sie als gefährlich einstuft – wie Wespengift, Erdnusseiweiß oder Blütenpollen. Bisher müssen Allergiker drei bis fünf Jahre lang alle paar Wochen eine Spritze bekommen. Um das Immunsystems schneller umzuerziehen, arbeiten Forscher seit einiger Zeit statt mit Naturstoffen mit künstlichen Eiweißen.

Neue Impfung gegen Birkenpollen-Allergie

Das scheint jetzt zu klappen: Die Firma Anergis aus der Nähe von Lausanne hat eben eine Studie abgeschlossen, bei der Patienten innerhalb von acht Wochen fünf Injektionen mit einem neuen Impfstoff gegen Birkenpollen bekamen. Anergis-Chef Vincent Charlon kann sich freuen: „Auch im zweiten Jahr nach der Behandlung traten keine Allergiesymptome mehr auf.“

Klassische Impfkonzepte richten Forscher neuerdings aber auch gegen Erreger, die Krebs auslösen können. Erst in den Siebzigerjahren haben Forscher herausgefunden, dass etwa Viren für Tumore verantwortlich sind. Für die sensationelle Entdeckung erhielt der deutsche Krebsforscher Harald zur Hausen den Medizin-Nobelpreis. Mittlerweile testen Pharmafirmen eine Reihe von Krebsimpfungen. Auch die Impfstoffe gegen Hepatitis-C- und -B-Viren gehören dazu, denn diese Viren zerstören nicht nur die Leber, sie sind auch eine wesentliche Ursache für Leberkrebs. Ähnlich sieht es beim Epstein-Barr-Virus aus: Das verursacht einerseits das Pfeiffersche Drüsenfieber und ist anderseits der Auslöser für zahlreiche Blutkrebsarten.

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Immerhin existieren bereits für eine Gruppe der krebsauslösenden Viren – die humanen Papillomaviren (HPV) – zwei zugelassene Impfstoffe der Hersteller GSK und Sanofi-Pasteur MSD. HP-Viren führen zur Warzenbildung und meist gutartigen Wucherungen. Diese können jedoch entarten und tödliche Tumore bilden, am häufigsten betroffen ist der Gebärmutterhals. Frauen können sich mit den Impfungen davor schützen.

Kampf gegen Krebsviren

Und weil der Schutz am effektivsten ist, wenn Mädchen sich vor dem ersten Sexualkontakt impfen lassen, hat die Ständige Impfkommission in ihrer neuesten Empfehlung gerade die Altersgrenze auf neun Jahre herabgesetzt. An diese Vorgaben des unabhängigen Expertengremiums sollen sich Ärzte in Deutschland halten, die Krankenkassen übernehmen in der Regel die Kosten. Derzeit arbeitet Sanofi-Pasteur MSD an einem Impfstoff, der neun statt aktuell vier HPV-Virenstämme beinhaltet.

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Diese Bekämpfung von Krebsviren ist nicht zu verwechseln mit einer Reihe von Behandlungen, die unter dem Begriff therapeutische Impfungen firmieren. Hier geht es darum, die Abwehrkräfte bereits an Krebs erkrankter Menschen mit sogenannten Immunmodulatoren gezielt auf die Tumorzellen zu lenken. Denn die sind wahre Meister darin, sich zu tarnen und den körpereigenen Abwehrtruppen zu entgehen.

Mit Provenge gegen Prostatakrebs hat die US-Firma Dendreon 2011 einen ersten Immunmodulator auf den Markt gebracht. Auch deutsche Biotech-Unternehmen wie Immatics, Curevac oder Biontec arbeiten an therapeutischen Krebsimpfungen und erproben sie bereits am Menschen.

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