Kritik am Gesundheitssystem Madrider Ebola-Patientin geheilt

Die Madrider Pflegehelferin hat kein Ebola mehr. Dennoch reißt die Kritik an Mängeln bei der Behandlung von Infizierten nicht ab. Auch in deutschen Labors soll ein Impfstoff getestet werden.

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Die mit Ebola infizierte Madrider Krankenpflegerin ist geheilt. Das verkündete die Klinik in der sie behandelt worden war. Quelle: dpa

Madrid/Genf Die Madrider Ebola-Patientin hat die gefährliche Virus-Krankheit überwunden. Bei einer zweiten Blutanalyse seien bei der Pflegehelferin keine Ebola-Viren festgestellt worden, teilte das Ärzteteam der Carlos-III-Klinik in der spanischen Hauptstadt am Dienstag mit. Die Pflegehelferin werde von der Krankheit keine Folgeschäden davontragen, müsse aber weiterhin kontrolliert werden, sagte der Tropenmediziner José Ramón Arribas. „Bis die Patientin sich von der schweren Infektion vollständig erholt hat, werden einige Tage vergehen.“ Die 44-Jährige hatte sich bei der Behandlung eines Missionars in dem Krankenhaus angesteckt.

MANGELHAFTE AUSRÜSTUNG: Kurz zuvor hatten die spanischen Krankenpfleger den Gesundheitsbehörden ihres Landes gravierende Mängel bei der Behandlung von Ebola-Patienten vorgeworfen. Die Schutzanzüge und die Quarantäne-Vorschriften seien unangemessen, betonte der Berufsverband in einem Bericht.

NEUE VORSCHRIFTEN: In den USA waren ähnliche Vorwürfe erhoben worden. Dort hat die US-Gesundheitsbehörde CDC (Centers for Disease Control and Prevention) jetzt die Vorschriften für das Pflegepersonal verschärft. Die neuen Regeln legten unter anderem fest, dass alle Krankenpfleger, die sich um Ebola-Patienten kümmern, nochmals intensiv im Umgang mit der Schutzkleidung geschult werden müssten, teilte die Behörde mit. In einer Klinik in Dallas hatten sich zuvor zwei Krankenschwestern bei einem Ebola-Patienten angesteckt. Sie werden derzeit behandelt.

IMPFSTOFFE: Im Kampf gegen das Virus wird nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Kürze auch in Deutschland ein Impfstoff getestet. Dabei handelt es sich um Teile der Charge von 800 Ampullen, die Kanada zur Verfügung gestellt hat, wie die stellvertretende WHO-Generaldirektorin Marie Paule Kieny in Genf sagte. Der Stoff wird demnach zunächst nach Genf gebracht und von dort weiter an Testlabors - unter anderem am Universitätsklinikum in Hamburg-Eppendorf - verteilt.

Bis Dezember hoffe man auf erste gesicherte Erkenntnisse über die Sicherheit der Impfstoffe. Mit dem Einsatz in Afrika könne gegebenenfalls im Januar begonnen werden, sagte Kieny weiter. Neben dem kanadischen Produkt gebe es einen weiteren vielversprechenden Impfstoff, der gerade getestet werde. Zudem werden laut Kieny etwa in Russland Impfstoffe entwickelt.

EU-STAATEN: Die 28 EU-Staaten wollen den Kampf gegen die gefährliche Epidemie verstärken. Die Staats- und Regierungschefs werden bei ihrem Brüsseler Gipfel von Donnerstag an darüber beraten. Derzeit wird nach einem Experten gesucht, der die Hilfen der EU koordiniert. Es soll im Idealfall ein Mediziner sein. Großbritanniens Premier David Cameron fordert ein „ehrgeiziges Unterstützungspaket“, konkret eine Steigerung der Finanzmittel von etwa einer halben auf eine Milliarde Euro.

KONTROLLEN: Am Prager Vaclav-Havel-Flughafen haben im Kampf gegen Ebola umfassende Kontrollen begonnen. Alle Ankömmlinge sollen eine Ankunftskarte ausfüllen, wie das tschechische Gesundheitsministerium mitteilte. Darin sind Angaben über Person, Hotelunterkunft sowie eventuell zurückliegende Reisen nach Westafrika zu machen. Passagiere, die sich in den letzten 42 Tagen in Liberia, Guinea oder Sierra Leone aufgehalten haben, erwarten Fiebermessung und ein Arztgespräch. Bei Nichtausfüllung der Karte droht ein Ordnungsgeld. Ähnliche Kontrollen gibt es auch in Großbritannien, Belgien und Frankreich.

„TODESZENTREN“: Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen will ihre Arbeit für die Menschen in den von Ebola betroffenen Ländern transparenter machen. Zahlreiche Patienten hätten Angst, sich von den Helfern behandeln zu lassen, berichtete die Krankenschwester und Notfallkoordinatorin der Organisation, Anja Wolz. „Viele nehmen die Ebola-Behandlungszentren eher als Todeszentren wahr, weil sie mitbekommen, dass Patienten hier auch sterben“, sagte sie im Interview mit der Nachrichtenagentur dpa.

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