Dafür suchen die Forscher aber noch nach einem Alternativnährboden für ihre falschen Buletten. Denn um das Fleisch in der Petrischale wachsen zu lassen, brauchen sie bisher noch Kälberserum, das aus den Herzen ungeborener Kälber abgesaugt wird. Verstrate will das schnellstmöglich ersetzen, etwa durch eine aus Algen gewonnene Nährlösung.
Das Start-up SuperMeat aus Jerusalem behauptet, genau das schon hinzubekommen – auch wenn Gründer Yaakov Nahmias, ein Medizinprofessor, nicht verrät, woraus er die pflanzliche Lösung generiert. SuperMeat verspricht, binnen zwei Jahren den ersten Prototyp eines Broiler-Generators zu bauen, der künstliches Hähnchenfleisch liefern soll. In sieben Jahren will SuperMeat dann in Serie produzieren und damit auf den Massenmarkt. Die Zielgruppe: Supermärkte, Restaurants und Hobbyköche.
Um die Akzeptanz des Kunstfleisches am Markt zu testen, haben die Israelis eine Kampagne auf der Crowdfunding-Plattform Indiegogo gestartet. Ihr Ziel – 100.000 Dollar – haben sie problemlos erreicht. Die Gründer von SuperMeat sehen das als Beweis, dass die Verbraucher bereit seien, Kunstfleisch gegen echte Steaks einzutauschen.
Ganz so einfach ist es aber nicht. Das Bundesforschungsministerium etwa lässt derzeit die Akzeptanz von künstlichem Fleisch prüfen. Erstes Ergebnis: „Technisiertes Essen wird als künstlich angesehen und problematisiert“, sagt Arianna Ferrari, Wissenschaftlerin am Institut für Technikfolgenabschätzung in Karlsruhe, das diese Studie für das Ministerium durchführt. Untersuchungen aus anderen Ländern deuteten aber darauf hin, dass jüngere Menschen Kunstfleisch gegenüber offener seien als ältere.
Fallende Preise, Geschmack fast wie beim Original – die größte Herausforderung auf dem Weg in eine fleischlose Zukunft dürfte somit für die Food-Techies sein, den Menschen ihre Vorbehalte vor Hightechfleisch zu nehmen.
Künstliche Fleischbällchen für Toprestaurants
Die dafür nötige Portion Größenwahn bringen die Hightechfleischer jedenfalls mit. Memphis Meats, ein Start-up aus San Francisco, züchtet aus Stammzellen Rind- und Schweinefleisch. Demnächst sollen die ersten daraus bestehenden künstlichen Fleischbällchen ausgerechnet in ausgewählten Toprestaurants in Memphis, Tennessee, auf den Tisch kommen. Die Stadt, in der die jährliche Weltmeisterschaft im Barbecue-Grillen ausgefochten wird, gilt bei Fleischenthusiasten als der härteste Markt der Welt.