Künstliches Fleisch Hightech me(a)ts Hack

Seite 4/4

Umbraten im Kopf

Dafür suchen die Forscher aber noch nach einem Alternativnährboden für ihre falschen Buletten. Denn um das Fleisch in der Petrischale wachsen zu lassen, brauchen sie bisher noch Kälberserum, das aus den Herzen ungeborener Kälber abgesaugt wird. Verstrate will das schnellstmöglich ersetzen, etwa durch eine aus Algen gewonnene Nährlösung.

Das Start-up SuperMeat aus Jerusalem behauptet, genau das schon hinzubekommen – auch wenn Gründer Yaakov Nahmias, ein Medizinprofessor, nicht verrät, woraus er die pflanzliche Lösung generiert. SuperMeat verspricht, binnen zwei Jahren den ersten Prototyp eines Broiler-Generators zu bauen, der künstliches Hähnchenfleisch liefern soll. In sieben Jahren will SuperMeat dann in Serie produzieren und damit auf den Massenmarkt. Die Zielgruppe: Supermärkte, Restaurants und Hobbyköche.

Um die Akzeptanz des Kunstfleisches am Markt zu testen, haben die Israelis eine Kampagne auf der Crowdfunding-Plattform Indiegogo gestartet. Ihr Ziel – 100.000 Dollar – haben sie problemlos erreicht. Die Gründer von SuperMeat sehen das als Beweis, dass die Verbraucher bereit seien, Kunstfleisch gegen echte Steaks einzutauschen.

Ganz so einfach ist es aber nicht. Das Bundesforschungsministerium etwa lässt derzeit die Akzeptanz von künstlichem Fleisch prüfen. Erstes Ergebnis: „Technisiertes Essen wird als künstlich angesehen und problematisiert“, sagt Arianna Ferrari, Wissenschaftlerin am Institut für Technikfolgenabschätzung in Karlsruhe, das diese Studie für das Ministerium durchführt. Untersuchungen aus anderen Ländern deuteten aber darauf hin, dass jüngere Menschen Kunstfleisch gegenüber offener seien als ältere.

Fallende Preise, Geschmack fast wie beim Original – die größte Herausforderung auf dem Weg in eine fleischlose Zukunft dürfte somit für die Food-Techies sein, den Menschen ihre Vorbehalte vor Hightechfleisch zu nehmen.

Die zehn größten Bio-Mythen
Mythos 1: Bioprodukte sind gesünderZwar gibt es Studien, die belegen, dass ökologische Lebensmittel mehr Vitamine und Nährstoffe enthalten – doch andere Untersuchungen widersprechen hier. Daher gibt es keinen eindeutigen wissenschaftlichen Beleg dafür, dass Bio mit „gesünder“ gleichzusetzen ist. Anders sieht das bei der Pestizidbelastung aus: Hier schneiden Bio-Lebensmittel in der Regel wesentlich besser ab.  Quelle: Welt.de Quelle: dpa
Mythos 2: Bioprodukte sind teurerDer Mehraufwand, etwa für artgerechte Tierhaltung, muss bezahlt werden: 30 bis 100 Prozent kosten Bio-Produkte im Durchschnitt mehr. Doch in vielen Bereichen ist der Preisunterschied zwischen Produkten aus ökologischer und denen aus konventioneller Landwirtschaft kaum noch spürbar – erst recht, seitdem es auch immer mehr Bio-Ware in den Discountern gibt. Bei Obst und Gemüse, etwa bei Karotten oder Äpfeln,  ist der Preisunterschied oft schon verschwunden. Deutlich spürbar bleibt er jedoch bei Fleisch. Quelle: dpa
Mythos 3: Bio-Produkte sind transparentDas stimmt so nicht. Die Vielzahl an unterschiedlichen Siegeln, vom deutschen über das europäische Bio-Siegel bis zu Demeter oder Bioland, ist für Verbraucher kaum zu überschauen – zumal bei allen Kennzeichnungen unterschiedliche Richtlinien gelten. Anbauverbände wie Demeter stellen in der Regel die strengsten Anforderungen, das europäische Bio-Siegel bietet hingegen nur den Mindeststandard.    Quelle: dpa
Mythos 4: Bio ist ein NischenproduktDas galt nur in den Anfangsjahren. 2013 kletterten die Umsätze der Bio-Branche um stattliche 7,2 Prozent auf 7,55 Milliarden Euro, meldet der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW). Im Öko-Barometer des Bundesernährungsministeriums heißt es, dass inzwischen drei von vier Verbrauchern beim Lebensmitteleinkauf auch nach ökologisch hergestellter Ware greifen. Dabei sind die Konsumenten vor allem junge Verbraucher unter 30 Jahren. Für Gerald Herrmann, Geschäftsführer der Beratungsgesellschaft Organic Services, keine Überraschung: „Die jungen Generationen sind vielfach damit aufgewachsen, für sie ist Bio selbstverständlich geworden." Quelle: dpa
Mythos 5: Bio ist bei Bauern beliebtLandwirte, die Bio-Landbau betreiben wollen, haben mit vielen Hürden zu kämpfen. Zum Beispiel mit dem Flächenproblem: Durch die Subventionierung von Energiemais für Biogasanlagen, die durch das EEG festgelegt ist, können sich viele Öko-Betriebe die teuren Pachtpreise nicht mehr leisten. Zudem gibt es Umstellungsfristen von zwei bis drei Jahren, in denen die Landwirte zwar ökologisch produzieren, ihre Ware aber nur zu den Preisen für konventionelle Ware verkaufen dürfen. Quelle: dpa
Mythos 6: Bio ist regional und nachhaltigDie Nachfrage nach Bio-Produkten wächst schnell – die Größe der Anbaufläche und die Zahl der Bauern können da hierzulande nicht mithalten. Deutschland fehlen Tausende Biobauern. Dadurch wird viel importiert: Jede dritte Bio-Kartoffel stammt aus dem Ausland, bei Möhren, Äpfeln und Gurken ist es etwa die Hälfte. Besonders krass ist es bei Bio-Tomaten und –Paprika, sie stammen zu 80 beziehungsweise über 90 Prozent aus allen Ecken der Welt. Wie nachhaltig eine Bio-Kartoffel aus Ägypten, die intensiv bewässert werden muss, dann noch ist, ist äußerst fraglich. Quelle: dpa
Mythos 7: Bio-Produkte enthalten keine ZusatzstoffeDas kann man pauschal so nicht sagen. Insgesamt 50 der knapp 320 zugelassenen Zusatzstoffe wie Aromen oder Konservierungsmittel sind nach der EU-Öko-Verordnung auch für Bio-Lebensmittel zugelassen, sofern das Produkt ohne diese Zusätze nicht hergestellt oder haltbar gemacht werden kann. Quelle: dpa

Künstliche Fleischbällchen für Toprestaurants

Die dafür nötige Portion Größenwahn bringen die Hightechfleischer jedenfalls mit. Memphis Meats, ein Start-up aus San Francisco, züchtet aus Stammzellen Rind- und Schweinefleisch. Demnächst sollen die ersten daraus bestehenden künstlichen Fleischbällchen ausgerechnet in ausgewählten Toprestaurants in Memphis, Tennessee, auf den Tisch kommen. Die Stadt, in der die jährliche Weltmeisterschaft im Barbecue-Grillen ausgefochten wird, gilt bei Fleischenthusiasten als der härteste Markt der Welt.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%