Länger Leben Kommt bald die Wunderpille gegen das Altern?

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Der Evolution egal

So klappt die Geldanlage für Sparer ab 50
Keine langen LaufzeitenGeht es ums Sparen im Alter, müssen sich Anleger zunächst die Frage stellen, wie sie ihr Geld besser nicht anlegen sollten. Denn vor allem Sparprodukte, die sehr langfristig angelegt sind, sind für Ältere nicht geeignet. Zu hoch ist das Risiko, dass das Ende der Laufzeit nicht mehr erlebt wird. Die Riester-Rente hat beispielsweise eine Mindestlaufzeit von zwölf Jahren. Auch Schiffsfonds, die viele Rentner zeichneten, hatten oft eine lange Laufzeit. Anleger hätten teilweise über 100 Jahre alt werden müssen, um kündigen zu dürfen. Für Ältere sind flexiblere Anlagezeiträume wichtig, um im Notfall auf zusätzliche Liquidität zugreifen zu können. Quelle: dpa
SparstrumpfBei vielen Hausentrümpelungen findet er sich noch an: der gute alte Sparstrumpf. Zwar liegt die Idee eines Notgroschens unter dem Kopfkissen nah. Allerdings gibt es mittlerweile kaum noch Argumente für viel zu Hause gelagertes Bargeld. Denn die jüngste Geschichte und ihre Bankenrettungen durch den Staat haben bewiesen, dass eine Bank in Deutschland nicht so einfach Pleite geht. Plötzliche Bargeld-Knappheiten sind daher unwahrscheinlich. Langfristig verliert das Bargeld im Strumpf aufgrund der Inflation seinen Wert. Die entgangenen Zinsen fallen trotz der aktuellen Niedrigzinsphase zusätzlich ins Gewicht. Quelle: dpa
Geschlossene FondsGerade Senioren wurden in den letzten Jahren immer wieder von ihren Bankberatern in undurchsichtige, riskante geschlossene Fonds gelockt. Auch die Zertifikate der 2008 in die Insolvenz gerutschten US-Bank Lehman Brothers vertickten die Berater gerne an ältere Anleger, die ihrem langjährigen Ansprechpartner vertrauten. Gleiches gilt für Schiffsfonds, auch hier waren viele Senioren investiert. Von derart riskanten Papieren sollten Sie in jedem Fall die Finger lassen. Sie sind nicht nur zu intransparent, auch die Laufzeiten sind in der Regel für Senioren viel zu lange. Nur wer seine Geldanlage versteht, kann weiterhin ruhig schlafen. Quelle: dpa
Kredite abzahlenOberste Priorität für reifere Geldanleger sollte das Tilgen der Altkredite haben, wie beispielsweise Hypotheken auf Wohneigentum. Denn nur wer schuldenfrei ist, kann sich über den Aufbau des weiteren Vermögens kümmern. Quelle: AP
Rentenversicherung/SofortrenteWer als älterer Mensch viel angespart hat, kann auch eine Rentenversicherung abschließen, die sogenannte Sofortrente. Der Versicherte zahlt eine größere Menge Geld ein, aus diesem Topf wird dann ab sofort eine regelmäßige Rente gezahlt. Immerhin garantiert die Rentenversicherung eine lebenslange Zahlung, während etwa ein Banksparplan irgendwann ausläuft. Allerdings ist diese Form der Rentenvorsorge eine Wette auf ein langes Leben. Stirbt der Versicherte kurz nachdem er eingezahlt hat, ist das Geld futsch - die Reste eines Banksparplans könnten an die Nachkommen vererbt werden. Quelle: dpa
AktienAuch Aktien sind für Ältere eine gute Geldanlage, viele Senioren halten Papiere. Das wird spätestens auf den jährlichen Hauptversammlungen der Konzerne klar, die Senioren gerne als Ausflug mit Erbsensuppe und Bockwurst nutzen. Der Zeithorizont sollte beachtet werden, da möglicherweise nicht endlos Zeit bleibt, um ein Kurstief auszusitzen. Vergleichsweise sicher fahren ältere Anleger mit der Dividendenstrategie, bei der gezielt Titel mit einer hohen Dividendenrendite ausgewählt werden, wie Aktien des Schweizer Lebensmittelherstellers Nestlé oder des Rückversicherers Munich Re. Auf diese Weise bringen die jährlichen Ausschüttungen regelmäßige Renditen ins Depot. Und die Bockwurst gibt es als Bonus oben drauf. Quelle: dpa
Tages- und FestgeldTages- oder Festgeldkonten sind ein Klassiker unter den Geldanlagen von Senioren. Das Ersparte ist vergleichsweise sicher angelegt und - im Fall von Tagesgeld - auch täglich verfügbar. Allerdings drohen angesichts der niedrigen Zinsen und etwas Inflation real bei vielen Konten sogar Verluste. Denn die meisten Banken und Sparkassen geizen gerade bei den Zinsen. Wer eine erträgliche Rendite einfahren will, muss sich mit Hilfe der verfügbaren Tagesgeldrechner über die aktuell besten Angebote informieren und möglicherweise den Kontoanbieter wechseln. Oft sind es Direktbanken, die beim Tagesgeld die besten Zinsen bieten. Wer sein Geld bei einer ausländischen Bank parkt, sollte sich informieren, wie die Einlagensicherung geregelt ist. Diese greift im Fall einer Pleite der Bank in der Regel für Einlagen bis 100.000 Euro. Quelle: Blumenbüro Holland/dpa/gms

„Im Alter entgleisen so viele verschiedene Mechanismen, weil die Evolution kaum noch eine Angriffsfläche für die Auslese hat – eben weil wir uns im höheren Alter nicht mehr fortpflanzen“, sagt der Kölner Genforscher Björn Schumacher. Denn die Evolution funktioniert nach dem Prinzip, dass die jeweils besten und erfolgreichsten Exemplare ihrer Art ihre Gene erfolgreich in die nächste Generation weitergeben. Ob oder woran wir erkranken und sterben, wenn unser Körper keine Nachkommen mehr produzieren kann, ist der Evolution herzlich egal.

Wo die natürliche Optimierung der Gene fehlt, legen Forscher nun selbst Hand an. So hat eine spanische Forscherin kürzlich eine Gentherapie gegen das Altern etabliert. Auch sie zunächst aber nur für Mäuse.

Maria Blasco vom spanischen Krebsforschungszentrum CNIO in Madrid hat es im vorigen Jahr geschafft, die sogenannten Telomere zu stabilisieren. Sie sitzen wie Schutzkappen auf den Chromosomen, in denen das Erbgut steckt. Bei jeder Zellteilung werden sie ein Stück kürzer. Irgendwann sind sie so kurz, dass der Körper die Zelle als schadhaft erkennt und aussortiert.

Auch das ist ein Mechanismus des biologischen Alterns: eine Art biologische Uhr.

Mithilfe eines eingeschleusten Gens kann die Forscherin den Prozess aufhalten und die Uhr zurückstellen. Die Folge: Die Mäuse altern langsamer, bekommen seltener oder viel später als ihre unbehandelten Artgenossen Diabetes und Osteoporose.

Hoffnungsschimmer

Blanco schlägt diese Jungbrunnentherapie nun auch als Anti-Aging-Therapie für den Menschen vor. Denn der Alterungsprozess der Zellen sei der Grund vieler alterstypischer Krankheiten wie Krebs, Herz-Kreislauf-Probleme oder Diabetes. „Indem wir die Zellalterung behandeln, können wir diese Krankheiten verhindern.“

Ein Hoffnungsschimmer sind diese Therapien in jedem Fall. Ewiges Leben hingegen werden sie so bald nicht bringen. „Eines Tages ist biologisch definitiv das Ende des Lebens erreicht“, beantwortet etwa der Kölner Krebsforscher Michael Hallek diese fast schon philosophische Frage.

Selbstbestimmt

Hallek ist stellvertretender wissenschaftliche Koordinator von CECAD und Direktor der Klinik I für Innere Medizin der Uniklinik Köln. Ihm geht es anders als de Grey oder Kurzweil nicht darum, das Sterben an sich abzuschaffen. Wofür Hallek mit seinen Kollegen sorgen will, ist, dass wir Menschen unsere Zeit bis zum Tod möglichst gesund und fit verbringen können.

So lautet auch das CECAD-Motto: „Dem Leben nicht nur mehr Jahre geben, sondern den Jahren auch mehr Leben.“

Dann könnte ein selbstbestimmtes, tatkräftiges Leben bis zum Schluss wieder fast so üblich werden wie vor der Erfindung vieler medizinischer High-Tech-Geräte – etwa in den Fünfzigerjahren.

Damals traf etwa der Tod von Hermann Thieme die Angehörigen völlig überraschend. Der Schreinermeister radelte gerade noch von seiner Tischlerei in Berlin-Niederschönhausen die paar Hundert Meter nach Hause und winkte seiner Frau zu. Sie stellte daraufhin das Essen auf den Tisch. Doch wer nicht erschien, war der Herr des Hauses. Der 69-Jährige war beim Abstellen seines Fahrrads zusammengebrochen. Als der Arzt endlich eintraf, konnte der nur noch seinen Tod feststellen.

Was damals ein Schock war, entwickelte sich in dieser und vielen anderen Familien allmählich zum Wunschszenario: So plötzlich und schmerzlos mitten aus dem Leben zu scheiden, das musste herrlich sein: kein Leid, keine Krankheit, kein Alten- und Pflegeheim.

Einfach winken – und weg.

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