2. "Die vielen Impfungen sind ein Grund für die Zunahme von Allergien"
Obwohl der Zusammenhang zwischen Allergien und Impfungen immer wieder angeführt wird, ließ er sich bisher wissenschaftlich nicht belegen. Es scheint eher eine gleichzeitige, aber unabhängige Entwicklung zu sein - wie beim Geburtenrückgang und dem Verschwinden der Störche: Seit Kinderschutzimpfungen in den Fünfzigerjahren ihren Siegeszug antraten, sind auch Allergien auf dem Vormarsch.
Gegen die Vermutung, dass Impfungen die Ursache von Allergien sind, spricht zudem eine innerdeutsche Beobachtung: In der DDR, wo Impfpflicht bestand, gab es kaum Allergien. Erst als die Impfraten nach der Wende auch in Ostdeutschland deutlich sanken, nahmen dort die Allergien zu.
Führende Allergologen wie der inzwischen emeritierte Berliner Charité-Professor Ulrich Wahn haben trotzdem seit Jahren den Verdacht, "dass ein bisschen krank sein gar nicht schlecht ist, um Allergien zu vermeiden". Dann sei "das Immunsystem mit wirklich wichtigen Dingen beschäftigt, statt sich auf Feinde zu stürzen, die keine sind". Impfungen vor gefährlichen Krankheiten seien dennoch unverzichtbar.
3. "Impfungen sind die Ursache von Autismus und multipler Sklerose"
Dass Impfungen für schwerste Leiden wie die Nervenentzündung multiple Sklerose (MS), die chronische Darmentzündung Morbus Crohn oder psychische Erkrankungen wie den Autismus verantwortlich sein könnten, ließ sich nach Einschätzung des PEI bislang nicht nachweisen. Die einzige Studie, die einen klaren Zusammenhang zwischen MS und der Impfung gegen Hepatitis B belegt haben will, beurteilt die Weltgesundheitsorganisation kritisch, weil sie methodische Mängel aufweise und beispielsweise zu wenig Fälle betrachte. Eine sehr ähnliche, methodisch bessere Studie konnte keinen Zusammenhang entdecken.
Für Aufsehen sorgte eine 1998 im renommierten Fachblatt "The Lancet" veröffentlichte Studie des britischen Kinderarztes Andrew Wakefield. Sie schien zu beweisen, dass die Dreifach-Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln der Auslöser für Autismus sei. Auch Wakefield wurden methodische Mängel vorgehalten, aber es kam noch schlimmer. Im Jahr 2004 wurde bekannt: Wakefield hatte sich die Studie mit 55.000 britischen Pfund von Anwälten finanzieren lassen, die Eltern von autistischen Kindern bei ihren Klagen gegen die Hersteller des MMR-Impfstoffs vertraten.
Weil er diesen Interessenkonflikt weder "The Lancet" noch seinen Mitforschern mitgeteilt hatte, zog die Zeitschrift den Artikel schließlich zurück.