Medikamente, Impfstoffe und Co. Was das Pflaster der Zukunft alles kann

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Beatmung für die Wunde

Die hartnäckigsten Gesundheitsmythen
Eine junge Frau putzt sich mit einem Papiertaschentuch die Nase Quelle: dpa
Mann mit Rückenschmerzen sitzt im Büro Quelle: obs
In einer Zahnarztpraxis werden die Zähne eines Jungen untersucht Quelle: dpa
Ein Fieberthermometer liegt auf verschiedenen Arten und Formen von Tabletten Quelle: dpa
Ein Mann zieht an seinem Finger und erzeugt ein Knackgeräusch. Quelle: dpa
Angela Merkel hält ein Schnapsglas in der hand Quelle: AP
Ein Junge steht unter einer Dusche Quelle: dpa

Dirk Marks kennt das Problem. Auf solch eine innovative Therapie hatte er lange vergeblich gewartet. Heute verdankt der 43-jährige Duisburger dem Schnellheilspray, dass er wieder ein normales Leben führen kann. Vor 15 Jahren musste Marks sich einer Operation unterziehen. Dabei verletzten die Chirurgen die Blutversorgung seines rechten Beins. Die Folge war, dass der Mitarbeiter eines Logistikunternehmens am Ende eines Arbeitstages kaum noch stehen konnte: "Abends war das Bein dick wie ein Elefantenfuß, und ich bekam offene Stellen", sagt er. Einige davon verheilten nicht mehr.

Bis ihn die Duisburger Wundspezialistin Zeynep Babadagi-Hardt mit dem Granulox-Spray behandelte. Heute ist das Bein verheilt, alle Wunden sind geschlossen. "Jetzt kann ich endlich mit meinen beiden Jungs ins Schwimmbad gehen", sagt Marks. All die Jahre war das nicht möglich.

Nicht nur bei Marks liefert die Granulox-Behandlung gute Ergebnisse. Nach einer Studie des Dermatologen Peter Arenberger von der Universitätshautklinik Prag schlossen sich bei 39 von 42 chronischen Patienten die Wunden komplett – eine sensationell hohe Erfolgsquote von 93 Prozent. Noch spannender: Die Behandlungszeit ließ sich im Schnitt von 110 auf 55 Tage halbieren, die Behandlungskosten um 40 Prozent senken. Der Spareffekt könnte erheblich sein: Allein in Deutschland leiden vier Millionen Menschen an offenen Wunden, weltweit sind es 37 Millionen.

Bis das Schnellheilspray in Pflasterform Hausapotheken und Sportler-Notfall-Sets erobert, könnte es noch ein bis zwei Jahre dauern. Schneller am Markt soll das Sprühpflaster des Mainzer Unternehmens Medoderm sein. Auch dieser Sprühverband greift aktiv in den Körper ein – und ist gleich in dreifacher Hinsicht hilfreich für die Wunde: Er weist Bakterien ab, wirkt blutstillend und sorgt wie Granulox für eine schnelle Wundheilung.

Der Grund: Die neue Substanz Chitosan, aus der das Sprühpflaster besteht, lockt körpereigene Wachstumsstoffe in die Wunde. Die wiederum sorgen dafür, dass sich neue Hautzellen bilden. Das Chitosan, ein Biokunststoff, gewinnen die Mitarbeiter der jungen Universitätsausgründung in ihren Laborräumen aus dem Insektenpanzer-Baustoff Chitin.

Karamell statt Pflaster

Dass dieser Kunststoff hochinteressant für die Medizinbranche ist, wissen Forscher seit Jahren. Nur haperte es bisher bei der Verarbeitung des Chitosans. Da es aus Vielfach-Zuckermolekülen besteht, karamellisiert es gerne aus, wenn es beim Pressen durch Düsen zu heiß wird. Doch Medoderm-Chef Thomas Freier meint: "Diese Probleme haben wir mit unserem Herstellungsverfahren gelöst." Das Aktivspray soll Anfang 2013 auf den Markt kommen.

Aktiv die Wundheilung zu beschleunigen – mit dieser Fähigkeit stattet auch der Weltkonzern Beiersdorf immer mehr Produkte seiner Pflastermarke Hansaplast aus. Verantwortlich dafür ist der Biologe Rainer Wolber. Der Chef der Pflasterentwicklung arbeitet im Beiersdorf-Hautforschungszentrum im Hamburger Stadtteil Lokstedt – einem der größten Zentren dieser Art.

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