Medizin Neues Hormon kann Insulin-Spritze überflüssig machen

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Hilfe zur Selbsthilfe

Deutsche Firmen investieren am meisten in Forschung
Ein Schild mit dem Infineon-Logo Quelle: dpa
Merck Quelle: AP
 In einer Spritzkabine werden die Pflanzen auf rotierenden Tellern durch die Anlage transportiert und mit Wirkstoff besprüht. Quelle: obs
Fahnen mit dem Continental-Logo Quelle: dapd
Das Logo des Softwareherstellers SAP Quelle: dapd
Eine Mitarbeiterin der Bayer Bitterfeld GmbH posiert in Bitterfeld mit einer Aspirintablette des Unternehmens in der Hand Quelle: dapd
Ein Arbeiter montiert im BMW-Werk in Muenchen das BMW-Logo auf eine Motorhaube einer 3er BMW-Karosserie Quelle: dapd

Sollte das allerdings klappen, wäre möglicherweise auch ein Fernziel der Stammzellforschung erreicht: Statt außerhalb des Körpers Stammzellen in Beta-Zellen zu verwandeln und sie in den Menschen zu transplantieren, könnte die Gabe des Hormons ausreichen, um körpereigene Stammzellen in Beta-Zellen zu verwandeln. Hilfe zur Selbsthilfe sozusagen.

Wie aufwühlend die Entdeckung auch für die Forscher selbst war, schildert Yi so: "Ich saß da am Mikroskop und sah all diese sich replizierenden Beta-Zellen." Selbst an den Tag kann er sich genau erinnern, es war der 20 Februar 2010. Der Forscher traute seinen Augen kaum, sagt Yi: "Solch eine Vermehrungsrate hatte ich noch nie beobachtet." Er überlegte, ob er zur Sicherheit den Versuch wiederholen sollte, bevor er es seinem Chef Melton zeigen sollte. Doch dann ging er sofort zu ihm und zeigte ihm die Bilder, die er gemacht hatte.

Auch Melton erinnert sich gut an den Moment - und hat den Schwarz-Weiß-Ausdruck aufgehoben. "Wir haben inzwischen viel schönere Farbdrucke", sagt Melton. Aber er mag das Schwarz-Weiß-Bild so gerne, weil es ihn an die Situation erinnert: "Es war einer dieser Momente in denen man weiß, dass etwas sehr spannendes passiert." Seinem Mitarbeiter Yi legte er am nächsten Morgen einen Brief mit folgenden Worten auf den Tisch: "Lieber Peng, ich konnte kaum schlafen, so aufgeregt bin ich."

Wie die Karnickel

Tatsächlich ließen sich die Ergebnisse wiederholen. Und zunächst gaben Yi und Melton dem Hormon den Namen Rabbit. Denn die Beta-Zellen vermehrten sich sprichwörtlich wie die Karnickel.

Bis aus der Entdeckung des Hormons eine Therapie entsteht, werden allerding noch Jahre vergehen. Melton hofft: "Mit ein bisschen Glück könnte der Wirkstoff in drei bis fünf Jahren erstmals am Menschen getestet werden."

Bei dieser Entwicklung - vom Fund zum Medikament - setzen die Harvard-Forscher auf ein kleines, aber weltweit bekanntes deutsches Biotech-Unternehmen, die 1993 gegründete Hamburger Evotec. Das Unternehmen sicherte sich schon im Frühjahr 2011 die Vermarktungsrechte der neuen Therapie.

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