Verunsicherte Patienten, die fürchten, der Roboter könnte den Arzt ersetzen, beschwichtigt MedTech-Gründer Nahum: Rosa sei wie ein Navigationssystem. „Der Roboter führt den Chirurgen präzise zum Ziel, ohne umliegendes Gewebe oder Nervenbahnen zu verletzen. Aber operieren muss er schon noch selbst.“
Früher spannten die Mediziner bei Gehirn-OPs den Kopf der Patienten in einen Metallrahmen ein, führten eine Computertomografie durch und gaben die so gewonnenen Daten anschließend händisch in die herkömmliche Zielvorrichtung für diese stereotaktischen Eingriffe ein. „Dabei konnten sich, trotz aller Sorgfalt, Fehler einschleichen“, sagt Thomas Freiman, Leitender Oberarzt für Neurochirurgie am Universitätsklinikum Frankfurt.
Durch Rosa reduzieren sich die Dauer der Narkose und die Gefahr von Komplikationen, weil die OP schneller geht. „Pro Einsatz einer Elektrode musste ich früher 30 Minuten veranschlagen, mit dem Roboter sind es nur noch 10“, sagt Freiman, der mit Rosas Hilfe Epilepsiepatienten bis zu zwölf Elektroden implantiert, die die typischen Anfälle der Patienten verhindern sollen.
Idee entstand schon 1994
Die erste Idee für einen OP-Roboter hatte Nahum, der mit knapp einem Jahr nach Frankreich kam, bereits während seiner Diplomarbeit 1994 in einem Lyoner Krankenhaus. Doch erst mit der eigenen Firma gelang dem 46-Jährigen der Durchbruch. Seit Ende 2013 ist MedTech börsennotiert. Am Firmensitz stehen gerade knapp 20 Roboter fertig zum Versand in alle Welt. Rund zwei Drittel des Umsatzes von zuletzt 6,5 Millionen Euro macht MedTech in den USA. In Europa ist Deutschland der wichtigste Markt.
Nach Rosa Brain für Gehirn-OPs soll Rosa Spine nun Eingriffe an der Wirbelsäule erleichtern. Anders als bei Operationen im Kopf, der sich fixieren lässt, ist die Wirbelsäule ständig in Bewegung – weil der Patient atmet. Damit Rosa dennoch zielgenau die OP-Instrumente führt, haben sich Nahum und seine 40 Mitarbeiter einen Kniff ausgedacht: Ein Infrarotsensor registriert die kleinste Abweichung an der Operationsstelle. So kann sich der Roboter pausenlos neu justieren.
Weltweit rechnet Nahum für Rosa Spine mit einem Marktpotenzial von drei Milliarden Euro. Das scheint nicht hoch gegriffen, denn Rückenleiden kosten allein in Deutschland Krankenkassen und Wirtschaft jährlich fast 50 Milliarden Euro.