Nach heftiger Kritik US-Krankenschwester aus Zwangsquarantäne entlassen

Ende der Zwangsquarantäne: Eine US-Krankenschwester darf die Klinik verlassen - vorher hatte es Kritik gehagelt. UN-Botschafterin Samantha Power reist unterdessen durch das westafrikanische Krisengebiet.

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Angst und Aufklärung: In den USA steigt die Furcht vor dem Virus. Die Behörden verteilen Info-Material. Quelle: dpa

Newark/Conakry Nach heftiger Kritik an ihrer Zwangsquarantäne hat eine aus Westafrika zurückgekehrte US-Krankenschwester am Montag die Klinik in New Jersey verlassen. Kaci Hickox habe 24 Stunden lang keine Symptome einer Ebola-Infektion gezeigt und werde in ihren Wohnohrt Maine gebracht, teilte das Gesundheitsministerium von New Jersey mit. Hickox selbst sowie Hilfsorganisationen, Bürgerrechtler und Gesundheitsexperten hatten ihre Isolierung verurteilt.

Nach Angaben einer Krankenhaussprecherin verließ Hickox das Universitätskrankenhaus in der Stadt Newark in einem privaten Fahrzeug. In einer Erklärung des Büros des Gouverneurs von New Jersey, Chris Christie, hieß es, die Gesundheitsbehörden im US-Staat Maine seien über die Ankunft der Krankenschwester in Kenntnis gesetzt worden. Sie könnten von dort über die Behandlung und Beobachtung der Frau entscheiden.

Hickox war die erste, die unter die verschärften Sicherheitsmaßnahmen in mehreren US-Staaten fiel, die nach der Rückkehr eines mit Ebola infizierten Arztes aus Westafrika eingeführt wurden. Die Staaten New Jersey, New York und Illinois verfügten eine verpflichtende 21-tägige Quarantäne für alle, die von Ebola-Hilfseinsätzen in die USA zurückkommen - auch wenn sie keine Symptome haben, so wie Hickox.

Nach einem Aufschrei der Kritik stellten die Gouverneure von New York und New Jersey, Andrew Cuomo und Christie, am Sonntagabend (Ortszeit) klar, dass auch eine Isolierung in den eigenen vier Wänden möglich sei.

Hickox hatte während ihrer Quarantäne den prominenten New Yorker Bürgerrechtsanwalt Norman Siegel angeheuert. Dieser erklärte, seine Mandantin schließe rechtliche Schritte gegen das Vorgehen der Behörden nicht aus.

Die UN-Botschafterin der USA, Samantha Power, sagte, Ärzte und Krankenschwestern sollten nach Einsätzen gegen Ebola als Helden empfangen werden und nicht stigmatisiert werden. Bei einem Besuch in Westafrika sagte sie langfristige Hilfe der USA im Kampf gegen Ebola zu. „Wir sind auf Dauer an Ihrer Seite.“

Ihre Reise führte Power am Montag nach Sierra Leone. Am Vortag hatte sie bereits Gespräche in Guinea geführt, wo der Ebola-Ausbruch im März festgestellt worden war. Das dritte schwer betroffene Land ist Liberia. Inzwischen sind 5000 Menschen an der gefährlichen Virusinfektion gestorben, die meisten davon in diesen drei Ländern.

Nach einem Krisenplan der Vereinten Nationen sollen bis zum 1. Dezember zunächst mindestens 70 Prozent der Ebola-Infizierten isoliert werden, um die Verbreitung der Krankheit zu bremsen. Bis zum 1. Januar soll eine Quote von 100 Prozent erreicht sein.

Es gibt kein lizenziertes Medikament oder eine Impfung für Ebola, die Trennung der Kranken von den Gesunden ist der einzige Weg, das Virus wirksam einzudämmen. Das wurde allerdings dadurch erschwert, dass die Krankheit in Westafrika erst spät identifiziert wurde und nicht mehr nachzuvollziehen war, wer mit wem Kontakt hatte. Zudem fehlen in der Region Betten in den Ebola-Behandlungszentren sowie Krankenwagen, um die Infizierten dorthin zu bringen.

In Spanien konnte nach der ersten Ebola-Ansteckung eine Ausbreitung offenbar verhindert werden. Die infizierte Krankenschwester ist seit vergangener Woche ebolafrei, ihr Mann und neun andere Personen, die auf Symptome beobachtet wurden, konnten am Montag das Krankenhaus Carlos III. in Madrid verlassen, wie eine Sprecherin mitteilte. Sie waren 21 Tage lang - die Inkubationszeit von Ebola - auf erhöhte Temperatur oder andere Symptome getestet worden.

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