Nasa-Studie Das Ende der Menschheit ist nah

Amerikanische Forscher haben den Ressourcenverbrauch unserer Gesellschaft in einen Algorithmus gepackt. Das Ergebnis ist eindeutig: Unsere Zivilisation ist dem Ende geweiht.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Schnelle Wege aus der Klimafalle
Klimaexperten haben mehr als 400 Methoden zur Bekämpfung des Klimawandels unter die Lupe genommen. Im Fokus der im Wissenschaftsmagazin „Science“ veröffentlichten Untersuchung stand ausnahmsweise nicht der Klimakiller CO2, sondern das Treibhausgas Methan sowie Ruß, der in der Atmosphäre dafür sorgt, dass weniger Sonnenstrahlung ins All reflektiert wird. Schon mit einigen einfachen Maßnahmen, so die Wissenschaftler, ließe sich der Ausstoß von Methan und Ruß so stark reduzieren, dass der globale Temperaturanstieg bis zum Jahr 2050 um ein Drittel geringer ausfallen würde als bislang vorhergesagt. Die zehn wichtigsten Maßnahmen im Überblick. Quelle: dpa
Durch eine bessere Filterung bei der Entlüftung von Kohleminen würde deutlich weniger Methan freigesetzt. Quelle: dpa
Lecke Gaspipelines sind eine weitere Treibhausgas-Quelle, die sich mit relativ geringem Aufwand schließen ließe. Quelle: dpa
Deponie-Gas, dessen Hauptbestandteil Methan ist, entsteht durch den bakteriologischen und chemischen Abbau von organischen Inhaltsstoffen des Mülls. Seine Freisetzung zu verhindern und es nutzbar zu machen, würde dem globalen Klimawandel entgegenwirken, so die Forscher. Quelle: dpa
Durch unkontrolliertes Abblasen bei der Ölförderung gelangen ebenfalls große Mengen Methan in die Atmosphäre, die durch verbesserte Fördertechnik eingefangen werden könnten. Quelle: dpa
Auch durch eine bessere Aufarbeitung der bei der Nutztierhaltung anfallenden Exkremente – etwa durch Vergärung in Biogasanlagen – ließe sich der Methanausstoß deutlich verringern. Quelle: dpa
Keine andere Kulturpflanze setzt soviel Methan frei wie Reis. Durch verbesserte Anbaumethoden, weniger Dünger und eine weniger intensive Bewässerung ließe sich der Methanausstoß beim Reisanbau reduzieren. Quelle: dpa

Aus vorbei, nichts geht mehr. Die Menschheit ist am Ende. Das prophezeit eine aktuelle Studie, die von der amerikanischen Raumfahrtbehörde Nasa mitfinanziert wurde. Darin spielte die amerikanische Raumfahrtbehörde etliche Szenarien über den Fortbestand der Erde durch und kam immer zu dem gleichen Ergebnis: Unsere Zivilisation wird aufgrund des Klimawandels, des Ressourcenverbrauchs und des Bevölkerungswachstums nicht überleben. Das Ende der Ära Mensch sei unausweichlich, heißt es in der Studie.

Die Begründung klingt nach einer Neuauflage der Abhandlung „Der Untergang des Abendlandes“, die der Philosoph Oswald Sprengler bereits 1918 veröffentlichte. Darin richtete sich der Wissenschaftler aus dem Harz gegen eine lineare Geschichtsschreibung, in der die Geschichte der Menschheit eine fortlaufende Erfolgs- und Wohlstandsstory ist. Vielmehr favorisierte er eine Zyklentheorie, nach der Kulturen immer wieder neu entstehen, eine Blütezeit erleben und schließlich untergehen.

So glauben auch die von der Nasa beauftragten Forscher, dass der Grund für das Ende unserer Gesellschaft in ihrer Natur liegt. „Der Prozess des Aufstiegs und Kollapses ist ein immer wiederkehrender Prozess, wie die Geschichte zeigt“, heißt es in der Forschungsarbeit. Sie wurde vom Nasa Goddard Space Flight Center finanziert und brachte die Arbeit von Mathematikern, Soziologen und Ökologen zusammen. Nach ihren Erkenntnissen seien sehr hoch entwickelte Kulturen immer wieder stark anfällig für existenzielle Krisen gewesen.

„Der Niedergang des römischen Reiches und die einst ähnlich weit entwickelten Dynastien von Han, Maurya und Gupta sowie die mesopotamischen Hochkulturen sind Beispiele für die Tatsache, dass hoch entwickelte, fortschrittliche, komplexe und kreative Zivilisationen sowohl zerbrechlich als auch nicht von Dauer sind“, heißt es in der Studie.

Welche Unternehmen vom Klimawandel profitieren
Im Jahr 2007 erstellte die Forschungsabteilung der Deutschen Bank eine Studie zu den Gewinnern und Verlierern des Klimawandels. Zu den Gewinnern zählen demnach etwa hoch gelegene Skigebiete, wie der mehr als 3000 Meter hohe Piz Nair in St. Moritz (Bild) - zumindest vorläufig. Die Skigebiete sind bereits heute von der Erderwärmung betroffen. Vor allem niedrig gelegene Regionen leiden unter zu wenig Schnee. Ski fahren wollen die Menschen natürlich trotzdem und so profitieren hoch gelegene Gebiete von der Schneearmut ihrer Nachbarorte. Außerdem werden immer öfter Schneekanonen eingesetzt. Die Hersteller der Geräte können sich also über gute Geschäfte freuen. Quelle: ap
Der Weltklimarat erwartet unter anderem auch in Mitteleuropa und der Mittelmeerregion eine Zunahme von Dürren. Bilder wie dieses, das die durch Hitze und Trockenheit aufgebrochene Erde am Düsseldorfer Rheinufer zeigt, dürfte man demnächst häufiger sehen. Profitieren könnten davon sämtliche Technologien rund um die Wasserwirtschaft, wie etwa Hersteller und Betreiber von Wasseraufbereitungsanlagen, Kläranlagen, Meerwasserentsalzungsanlagen, Bewässerungstechnologien, Pumpen und Kompressoren. Quelle: dpa
Auch die Nachfrage nach Dünge- und Pflanzenschutzmitteln könnten aufgrund der Klimaveränderungen steigen. Profiteure wären dann die Produzenten der entsprechenden Güter wie etwa der Düngemittelhersteller K+S aus dem hessischen Kassel. Quelle: dpa
Speziell in Westeuropa werden die Hitzewellen zunehmen, erwartet der Weltklimarat in seiner jüngsten Studie. Davon könnte der Maschinenbau profitieren - schließlich steigt dann auch der Bedarf an Klima- und Lüftungstechnik. Quelle: dpa
Vor allem ältere Menschen werden von den extremen Temperaturen heftig getroffen werden und entsprechende Medikamente benötigen. Davon könnte die Pharmaindustrie profitieren. Zudem erwarten Experten, dass sich in Europa bislang unbekannte Krankheiten oder Krankheitserreger weiter nach Norden ausbreiten, zum Beispiel Malaria. Dann würden entsprechende Impfstoffe oder Medikamente stärker nachgefragt. Allerdings erwarten Fachleute auch, dass typische Winter- und Herbstkrankheiten wie Grippe oder Erkältungen auf Grund der milderen kalten Jahreszeiten abnehmen werden. Quelle: dpa
Bereits heute zählt die Bauindustrie zu den Gewinnern des Klimawandels. Um Energie zu sparen, wurden und werden zahlreiche Gebäude saniert. Auch die Beseitigung von Schäden durch die sich in Zukunft wohl häufenden extremen Wetterereignisse könnte Sonderkonjunkturen auslösen. Zudem müssen durch den steigenden Meeresspiegel gefährdete Küstenregionen stärker geschützt werden. Die Investitionen in die Aufstockung der Deiche kommen auch der Baustoffindustrie zugute. Quelle: dpa
Generell profitieren natürlich diejenigen Branchen, die auf Grund des Klimawandels besonders gefördert werden. Dazu zählen alternative Energien, wie etwa Windräder des Offshore-Windparks "EnBW Baltic 1" auf der Ostsee vor der Halbinsel Darß.  Die Energiewirtschaft ist aber auch negativ von Klimaeffekten betroffen. So könnten die Kosten für Versicherungen für Kraftwerke an Standorten, die häufiger extremen Wetterereignissen ausgesetzt sind, steigen. Auch der Reparaturbedarf könnte zunehmen. Quelle: dpa

Laut den Berechnungen von Mathematiker Safa Motesharrei und seinem Team seien fünf Entwicklungen für den Kollaps unserer Gesellschaft verantwortlich: Bevölkerungswachstum, Klimawandel, Wasserversorgung, Landwirtschaftsentwicklung und Energieverbrauch. Sobald zwei Entwicklungen einsetzen, die diese Faktoren maßgeblich beeinflussen, sei der Untergang nicht mehr aufzuhalten. Und eben das sei bereits passiert. Unsere Gesellschaft überlaste die Ökosysteme, was in der Kettenreaktion zu einem zu hohen Verbrauch der Globalressourcen führt. Entsprechend werden die Ressourcen teurer und die Gesellschaft spaltet sich in Reiche und Arme. Diese Tendenzen zeigen sich schon heute und waren in der Historie immer die zentrale Dynamik für den Niedergang von Hochkulturen.

„Der angehäufte Überfluss ist in der Gesellschaft nicht gleich verteilt und wird stattdessen von einer Elite kontrolliert. Der Großteil der Menschen, der den Wohlstand produziert, bekommt nur den Bruchteil von dem, was die Elite bekommt“, heißt es in der Studie. Mit der Elite meinen die Forscher die westlichen Industriestaaten.

Warum uns der technologische Fortschritt nicht retten wird

All diese Argumente sind nicht neu. Auch ohne die aufwendigen Berechnungen der Wissenschaftler sind diese Überlegungen schon aus Gesellschafts- und Umweltstudien bekannt. Schon 1972 veröffentlichten Forscher aus St. Gallen ganz ähnliche Ergebnisse in ihrem Bericht „Die Grenzen des Wachstums“, der im Auftrag des Club of Rome erstellt wurde.

Letzter Rettungsanker war stets, dass der technologische Fortschritt die Menschheit vor dem Untergang retten könne. Auch diese These haben die Wissenschaftler vorerst wiederlegt. „Technologischer Fortschritt kann die Effizienz in der Ressourcen-Nutzung steigern. Aber er steigert ebenfalls die Ressourcennutzung durch diejenigen, die Kapital besitzen und erhöht damit wieder den Verbrauch von Ressourcen durch diese Elite“, heißt es in der Studie. Die Politik müsse hier regulierend tätig werden, fordern die Wissenschaftler.

Wie lange sich die Menschheit als Hochkultur noch auf der Erde halten wird, konnten die Forscher übrigens nicht berechnen. Das hänge davon ab, wie wir künftig mit unseren Ressourcen umgehen.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%