Neue Batterietechnologie Der Akku, der die Reichweite von E-Autos verdoppelt

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Kunden scheuen vor Elektroautos zurück

Die Ziel des Autozulieferers Bosch ist es, in den nächsten fünf Jahren die Dauerhaltbarkeit des Materials im Alltag zu sichern und dann die Massenproduktion der Zellen aufzubauen. Dabei vertraut der weltgrößte Automobilzulieferer auf das Joint Venture namens Lithium Energy and Power, das Bosch 2014 zusammen mit GS Yuasa und der Mitsubishi Corporation gegründet hat.

Trotz der derzeitigen Ernüchterung auf dem Elektromobilitätsmarkt – die Kunden lassen Elektroautos wegen zu hoher Kosten, kurzer Reichweiten und langer Ladezeiten links liegen – bleiben die Stuttgarter bei ihrer Prognose: Im Jahr 2025 werden danach weltweit rund 15 Prozent allerweltweit gebauten Neufahrzeuge einen elektrischen Antrieb haben. In Europa wird sogar ein Drittel aller Autos elektrisch angetrieben.

Produktion möglicherweise in Deutschland

Bosch hatte in den vergangenen Jahren gezielt nach einem Unternehmen und Forschern gesucht, die die Zellchemie der Lithium-Ionen-Batterie verbessern. Seit etwa zwei Jahren stehen die Bosch-Verantwortlichen mit dem 2007 gegründeten Seeo und seinem Chef, dem Physiker Hal Zarem, in engem Kontakt.

Es gibt, so ein Bosch-Sprecher, noch mehrere Forschergruppen, die an Festkörperbatterien arbeiten. Dass die Technik prinzipiell funktioniert, hat beispielsweise das französische Unternehmen Blue Solutions bewiesen, das zum Mischkonzern Bolloré gehört.

Mit welchen Hindernissen Elektroautos kämpfen

Aber niemand ist wohl technisch so weit wie Seeo gewesen und hatte funktionierende Zellen vorweisen können, die für den Automobilbereich auch tauglich sind. Die müssen dann beispielsweise bei minus 30 Grad genauso funktionieren wie bei plus 40 Grad Celsius. Und sie dürfen nach 1000 Ladezyklen noch nicht schlapp machen.

Im Unternehmen selbst, so ist zu hören, ist die Euphorie über die neue Technik viel größer, als die öffentlichen Verlautbarungen vermuten lassen. Es sieht ganz so aus, als wenn Bosch jetzt eine Technik im Portfolio hat, die der Elektromobilität und damit einer umweltfreundlichen Mobilität einen wichtigen Push geben könnten. Martin Winter, Professor an der Universität Münster und wissenschaftlicher Leiter des Meet-Batterieforschungszentrums, hält das Unternehmen Seeo und deren Polymer-Elektrolyt-Technik „für sehr spannend“. „Aber erfahrungsgemäß sind die letzten fünf Prozent der Batteriezellentwicklung die schwierigsten“, sagt Winter.

Wenn die Zellen im Auto funktionieren, steht als nächstes die Frage an, wo die neuen Batteriezellen hergestellt werden: „Ist der technologische Durchbruch da, werden wir natürlich über eine Zellfertigung nachdenken. Ob Bosch in die Zellfertigung einsteigt, werden wir in den nächsten zwei bis drei Jahren entscheiden“, sagt Rolf Bulander, Bosch-Geschäftsführer. Sie werde dort entstehen, wo die Nachfrage am größten ist. Denn Batteriezellen lassen sich nicht ganz so einfach wie ein Stück Stahl über die Weltmeere karren. „Für den Standort Deutschland wäre es wünschenswert, dass die Zukunftstechnologie Batterie über eine Zellproduktion in Deutschland verankert ist“, sagt der Münsteraner Batterieexperte Winter.

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