Nobelpreise 2015 Das sind die Preisträger des Jahres 2015
Die Journalistin Swetlana Alexijewitsch hat den Literaturnobelpreis bekommen. Neben ihr dürfen sich nur eine Handvoll weitere Autoren und Wissenschaftler Nobelpreisträger nennen. Wer dieses Jahr den Preis bekommen hat.
Swetlana Alexijewitsch
Die weißrussische Autorin Swetlana Alexijewitsch bekommt als Chronistin des Leids und des Alltags in der zerfallenden Sowjetunion den Literaturnobelpreis. Ausgezeichnet wird sie „für ihr vielstimmiges Werk, das dem Leiden und dem Mut in unserer Zeit ein Denkmal setzt“, wie die Schwedische Akademie in Stockholm am Donnerstag mitteilte. Die 67-Jährige ist erst die 14. Frau, die den wichtigsten Literaturpreis der Welt erhält. Seit mehreren Jahren gehörte die Schriftstellerin schon zu den Favoriten. Ihre Würdigung gilt als politisches Signal und stieß auf viel Zustimmung.
„Das ist ganz groß, diesen Preis zu bekommen“, sagte Alexijewitsch dem schwedischen Fernsehsender SVT kurz nach der Verkündung. Es sei eine Ehre, in einer Reihe mit Schriftstellern wie Boris Pasternak zu stehen. Vor Journalisten in Minsk beklagte sie, dass sie in ihrer Heimat Weißrussland totgeschwiegen werde. „Ich werde nicht gedruckt, ich darf nirgendwo auftreten.“ Das Außenministerium in Minsk erklärte, der Nobelpreis für Alexijewitsch werde in die Geschichte des Aufbaus von Nation, Gesellschaft und Staat eingehen. Das Werk von Swetlana Alexijewitsch ist nach Angaben des Verlags Hanser Berlin komplett in deutscher Übersetzung verfügbar.
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Thomas Lindahl, Paul Modrich, Aziz Sancar
Für ihre Forschung zur Reparatur von Erbgut erhalten drei Wissenschaftler aus Schweden, den USA und der Türkei den diesjährigen Nobelpreis für Chemie. Die Arbeit der drei Preisträger Tomas Lindahl, Paul Modrich und Aziz Sancar habe „grundlegende Kenntnisse darüber geliefert, wie eine lebende Zelle funktioniert“, erklärte die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften am Mittwoch in Stockholm. Die Forschung könnte unter anderem zur Entwicklung neuer Krebsbehandlungen dienen hieß es.
Wie die Akademie erklärte, war bis zu den 1970er Jahren angenommen worden, dass es sich bei der DNA um ein stabiles Molekül handele. Der Schwede Lindahl habe dann gezeigt, dass die Desoxyribonukleinsäure in schnellem Tempo zerfällt: Das Erbgut wird von UV-Strahlen der Sonne und krebserregenden Substanzen beschädigt.
Sancar, der die amerikanische und die türkische Staatsbürgerschaft hat, habe den Mechanismus entdeckt, mit dem Zellen UV-Schäden an der DNA reparieren. Der Amerikaner Modrich habe vor Augen geführt, wie die Zelle Fehler korrigiert, wenn die DNA während der Zellteilung reproduziert wird, würdigte die Akademie. Der 77-jährige Lindahl ist emeritierter Gruppenleiter am Francis Crick Institute in Großbritannien. Modrich, Jahrgang 1946, ist Professor and der Duke University School of Medicine im US-Staat North Carolina. Der 69 Jahre alte Sancar ist Professor an der University of North Carolina School of Medicine, ebenfalls in den USA.
Der Chemie-Nobelpreis ist mit acht Millionen Schwedischen Kronen (rund 855 000 Euro) dotiert. Er wird zusammen mit den anderen Nobelpreisen am 10. Dezember verliehen, dem Todestag des Preisstifters Alfred Nobel. Im vergangenen Jahr hatten der Deutsche Stefan Hell und die beiden Amerikaner Eric Betzig und William Moerner den Nobelpreis für Chemie erhalten. Sie bekamen die Auszeichnung für ihre Entwicklung der superauflösenden Fluoreszenzmikroskopie. Am Montag und Dienstag waren die diesjährigen Gewinner der Nobelpreise für Medizin und Physik bekanntgegeben worden. Am (morgigen) Donnerstag wird mitgeteilt, wer den Literaturnobelpreis erhält. Am Freitag wird der Friedensnobelpreis zugeteilt. Abschließend folgt am Montag die Enthüllung, wer den Wirtschaftsnobelpreis bekommt.
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Takaaki Kajita und Arthur B McDonald
Der Kanadier Arthur B. McDonald und der Japaner Takaaki Kajita werden für ihre Arbeit zu atmosphärischen Neutrinos mit dem Nobelpreis für Physik geehrt. Ihre Entdeckung, dass diese elektrisch neutralen Elementarteilchen eine Masse haben, sei für die Teilchenphysik ein historischer Schritt gewesen, teilte die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften in Stockholm am Dienstag mit. Die beiden Forscher hätten ein physikalisches Rätsel gelöst, das die Wissenschaft jahrzehntelang beschäftigt habe.
Die Wissenschaftler werden den mit acht Millionen Schwedischen Kronen (rund 855.000 Euro) dotierten Preis am 10. Dezember in Stockholm überreicht bekommen. Ihre Entdeckung habe das Verständnis für die Wirkungsweise der Materie fundamental verändert und könne sich entscheidend auf das Bild der Menschheit vom Universum auswirken, ließ die Akademie weiter wissen.
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Youyou Tu
Die für Fortschritte in der Malariaforschung mit dem Medizin-Nobelpreis ausgezeichnete Chinesin Youyou Tu hat die Nachricht mit großem Stolz aufgenommen. „Den Preis zu gewinnen, ist eine Ehre für Chinas Wissenschaft“, sagte die 84-Jährige laut der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua am späten Montagabend. Das von ihr und ihrem Team entdeckte Mittel zur Behandlung von Malaria ist „ein Geschenk der traditionellen chinesischen Medizin an die Menschen der Welt“, sagte Youyou Tu demnach.
Chinas Premier Li Keqiang gratulierte der Preisträgerin in einem Brief. Die Auszeichnung ist ein „Zeichen für Chinas Fortschritt in Wissenschaft und Technologie“, schrieb Li. Der Preis „unterstreicht Chinas wachsende Stärke und Weltgeltung“, heißt es weiter.
Youyou Tu entdeckte Anfang der 1970er Jahre bei Testreihen mit Pflanzenstoffen das Potenzial des Artemisinins, einer in der traditionellen chinesischen Medizin verwendeten Substanz aus Blättern und Blüten des Einjährigen Beifußes. Sie wirkt gegen Plasmodium falciparum, den Erreger der Malaria tropica. Die Chinesin teilt sich den diesjährigen Preis mit dem gebürtige Iren William C. Campbell und dem Japaner Satoshi Omura, die für ihre Arbeit in der Parasitenforschung ausgezeichnet wurden.
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Satoshi Omura
Der mit dem diesjährigen Medizin-Nobelpreis ausgezeichnete Japaner Satoshi Omura hat die Ehre mit großer Bescheidenheit aufgenommen. „Ich dachte „Darf ich es wirklich sein!?“. Denn vieles habe ich ja von den Mikroorganismen gelernt. Es wäre angemessen, wenn man ihnen den Preis verleihen könnte“, sagte der 80-Jährige. Auf den japanischen Biochemiker Satoshi Omura gehen mehrere ursprünglich in Mikroorganismen vorkommende Pharmazeutika zurück. Der 80-Jährige entwickelte in seiner 40-jährigen Karriere viele Methoden dafür, Mikroorganismen zu isolieren, zu kultivieren und zu klassifizieren. Er entdeckte mehr als 470 Substanzen, die zum Teil zu neuartigen Medikamenten, Präparaten für die Tiermedizin oder Pflanzenschutzmitteln führten.
Der 1935 in der japanischen Provinz Yamanashi geborene Omura promovierte 1968 in Pharmazie und zwei Jahre später in Chemie an der Naturwissenschaftlichen Universität Tokio. Heute ist er Professor Emeritus an der japanischen Kitasato University sowie Professor an der Wesleyan University in den USA. Im Verlauf seiner Karriere erhielt er zahlreiche hohe Auszeichnungen, darunter 1997 die Robert-Koch-Medaille in Gold.
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William C. Campbell
Der gebürtige Ire William C. Campbell entwickelte gemeinsam mit Satoshi Omura den Wirkstoff Avermectin. Davon abgeleitete Präparate hätten die Häufigkeit von Flussblindheit und Elephantiasis (lymphatischer Filariose) vermindert, auch gegen andere Parasiten wirkten sie effizient.
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