Parabene in Kosmetik Wie gefährlich sind Parabene?

Parabene stehen im Verdacht, in den menschlichen Hormonhaushalt einzugreifen. Durch Bodylotions, Deo oder Zahnpasta haben wir sie täglich auf der Haut. Die wichtigsten Fakten zu Parabenen.

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Parabene in Kosmetik: Wie schädlich sind sie wirklich? Quelle: Fotolia

Ob Duschgel, Creme oder Zahnpasta – sogenannte Parabene finden sich in vielen Kosmetik-Produkten. Sie werden als günstige Konservierungsmittel eingesetzt, die einen vorzeitigen Verderb der Kosmetik verhindern sollen.

So weit, so praktisch. Doch Parabene stehen seit Jahren in Verdacht, in den Hormon-Haushalt des Menschen einzugreifen. Denn sie ähneln in ihrer chemischen Struktur dem weiblichen Geschlechtshormon.

Der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) hat 2013 und 2014 tausende Produkte getestet. In jedem fünften Kosmetikprodukt fanden die Tester hormonell wirksame Chemikalien, die meisten davon Parabene. „Vor allem Föten im Mutterleib, Kleinkinder und Pubertierende sind durch hormonell wirksame Chemikalien gefährdet“, warnt der BUND. Die Umweltschutzorganisation rät von Kosmetika mit hormonell wirksamen Chemikalien ab und fordert ein Verbot.

Gesundheitsrisiken bis zur Krebs-Gefahr – was ist dran an den Befürchtungen? Die wichtigsten Antworten zu Parabenen:

Was sind Parabene?

Parabene sind Salze und Ester der para-Hydroxybenzoesäure. Seit Jahrzehnten werden die Stoffe als Konservierungsmittel verwendet – nicht nur in Kosmetika, sondern auch in Medikamenten. Durch ihre antibakterielle Wirkung halten sie die Mittel frei von Krankheitserregern. Daher werden sie in vielen Kosmetika eingesetzt, von Bodylotions und Sonnenschutzmitteln bis zur Rasiercreme. Die wären sonst deutlich kürzer haltbar und müssten im Kühlschrank aufbewahrt werden.
Parabene bergen ein geringes Allergiepotential und gelten als gut hautverträglich. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) sieht daher einen grundsätzlichen Ersatz von Parabenen durch andere Konservierungsstoffe nicht als sinnvoll an, da viele davon ein deutlich höheres Allergierisiko bergen.

Warum sind Parabene so umstritten?

Die Chemikalien haben eine schwache, östrogen-ähnliche Wirkung. Östrogen ist das weibliche Sexualhormon. Aus Tierversuchen ist bekannt, dass sie in bestimmten Konzentrationen das Hormonsystem beeinflussen können.
Diskutiert wird zudem immer wieder, dass Parabene vielleicht Krebs auslösen könnten. Ihr Einsatz in Kosmetika wird etwa vom Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) äußerst kritisch gesehen.

Was ist dran am Krebs-Verdacht?

Der Verdacht kam durch eine vielbeachtete britische Studie auf, die 2004 parabenhaltige Deodorants mit der Entstehung von Brustkrebs in Verbindung brachte. Die Forscher berichteten, dass sie in Proben von Brusttumoren Parabene nachweisen konnten. Das BfR sah darin jedoch keinen wissenschaftlichen Beweis: „Allein aufgrund der Tatsache, dass Parabene in Tumorgewebe von Brustkrebskranken enthalten sein könnten, lässt sich nach Meinung des Institutes noch kein ursächlicher Zusammenhang zwischen diesen Stoffen und der Entstehung von Brustkrebs herstellen“, heißt es in einer Stellungnahme des BfR dazu.

EU verschärfte 2015 die Regeln für Parabene

Und was ist mit der hormonellen Wirksamkeit?

Tierversuche haben gezeigt, dass Parabene eine Wirkung auf das Hormonsystem haben können. Die östrogene Wirkung ist aber um ein vielfaches niedriger als die des natürlichen Hormons. Befürchtet werden etwa negative Auswirkungen von Parabenen auf die Fortpflanzungsfähigkeit. Studien mit Propyl- und Butylparaben an Ratten und Mäusen führten zu teils widersprüchlichen Ergebnissen – zudem lassen sich die Ergebnisse nicht ohne weiteres auf den Menschen übertragen. Verlässliche Daten zur Aufnahme über die Haut, zur Verstoffwechselung und zur Einschätzung der Exposition beim Menschen fehlen bislang, so dass die Stoffe nicht abschließend bewertet werden können.

Ist der Einsatz in Kosmetika nicht gesetzlich geregelt?

Diese Paraben-belasteten Kosmetika wurden am häufigsten gesucht

Doch. Einige Parabene dürfen als Konservierungsstoffe in kosmetischen Mitteln eingesetzt werden. Auch in Arznei- und Lebensmitteln sind sie als Zusatzstoffe zugelassen. Die Risikobewertung der Zusätze erfolgt durch das Scientific Committee on Consumer Safety (SCCS), die Zulassung wird dann von der Europäischen Kommission erteilt. Methyl- und Ethylparaben gelten bis zu einer Konzentration von 0,4 Prozent als sicher. Isopropylparaben, Isobutylparaben, Phenylparaben, Benzylparaben und Pentylparaben dürfen nicht in Kosmetika eingesetzt werden.

2015 hat die EU-Kommission ihre Regeln für den Einsatz der Konservierungsstoffe verschärft. Propylparaben und Butylparaben dürfen seit April 2015 nicht mehr in nicht-abwaschbaren Kinderkosmetika (etwa Wundschutzcreme für den Babypo) zum Einsatz kommen. Die erlaubte Konzentration in Duschgelen und ähnlichen Produkten für Erwachsene wurde deutlich gesenkt auf 0,14 Prozent.

Woher weiß ich, ob Parabene in meinen Kosmetika stecken?

Wer sich die Inhaltsstoffe einer Creme, Sonnenmilch oder dergleichen ansieht, findet Parabene unter Namen wie Methyl-, Ethyl-, Propyl- und Butylparaben wieder. Sie können Ihre Pflegeprodukte auch etwa mit dem ToxFox-Kosmetik-Check des BUND abgleichen.

Fazit

Ein wissenschaftlicher Beweis für einen kausalen Zusammenhang zwischen Parabenen und Brustkrebs liegt trotz der seit Jahren andauernden Debatte bisher nicht vor. Dass Parabene in den Körper aufgenommen werden und eine gewisse hormonelle Aktivität zeigen, ist unbestritten. Das bedeutet aber nicht automatisch, dass sie dem Körper auch Schaden zufügen. Auswirkungen auf das Hormonsystem hängen stark von der aufgenommenen Menge ab, und die Dosierungen in Tierversuchen, bei denen Wirkungen aufgezeigt wurden, waren extrem hoch.

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