Projekt Yerka Ein Albtraum für Fahrraddiebe

Zweiräder gehören zu den begehrtesten Objekten von Langfingern, immer raffiniertere Designs sollen es Dieben schwerer machen. Drei Chilenen scheinen den Traum vom absolut diebstahlsicheren Rades nun erfüllen zu können.

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Der untere Fahrradrahmen lässt sich öffnen und mit einem Ende etwa um einen Laternenpfahl schließen. Diebe müssten so das ganze Rad zerstören, um es stehlen zu können- Quelle: dpa

Santiago Es ist der Traum eines jeden Radfahrers – das Zweirad, das man nicht stehlen kann. Schon seit geraumer Zeit gibt es den Trend, Fahrräder zu sichern, indem eigene Teile des Drahtesels in Schlösser verwandelt werden können. So erfand eine New Yorker Designfirma „Seatylock“, einen Sattel, der etwa die Speichen blockieren kann. Und das aus Seattle stammende Design „Denny“ funktioniert kurzerhand einen abnehmbaren Handlenker zu einem Schloss um.

Doch drei Studenten aus Chile scheinen den Traum des absolut diebstahlsicheren Rades nun tatsächlich erfüllen zu können. Ihr Prototyp „Yerka“ gibt den bisherigen Erfindungen noch einmal einen ganz neuen Dreh: Der untere Fahrradrahmen lässt sich öffnen und mit einem Ende etwa um einen Laternenpfahl schließen.

Diebe müssten so das ganze Rad zerstören, um es stehlen zu können – doch damit wäre es wertlos. Und mit dieser Überlegung spielen auch die Erfinder.

„Deshalb ist unser Motto: Ein Rad, das gestohlen wird, ist nicht länger ein Rad“, erklärt Cristóbal Cabello, der das Design für „Yerka“ mit zwei Jugendfreunden während eines Ingenieursseminars entwickelte. Und dafür gab es bereits Lob. Tony Hadland, Co-Autor eines Buches über die Geschichte des Raddesigns, nannte den Prototypen „sehr klug“.

Auch Cristóbal Galbán, ein chilenischer Doktorand an der Universität Andrés Bello von Santiago, sieht großes Potenzial in der Idee. Denn: Radfahren wird auch in Lateinamerika immer beliebter, und neue Radwege, mehr Abstellmöglichkeiten und eine wachsende Zahl von Radsharing-Anbietern locken immer mehr Pendler vom Auto aufs Zweirad.

„Das Hauptproblem in Chile und anderswo sind aber die Diebstähle, und „Yerka“ könnte dabei Abhilfe schaffen“, sagte Galbán, dessen Rad kürzlich ebenfalls auf Nimmerwiedersehen verschwand.


Mitte 2015 sollen die ersten Räder zu haben sein

Trotz erster Designs, die ein Schloss als Diebstahlbremse in das Rad integrieren, überwiegen nach Beobachtung von Hadland noch immer die traditionellen Schlösser in Form von Ketten oder Stahlringen, die das Rad an einem Pfosten, Baum oder Radständer sichern lassen. Doch Diebe könnten diese durchaus mehr oder weniger leicht knacken.

„Die effizienteste und verbreitetste Strategie in London ist es deshalb, das Rad mit in das Büro zu nehmen“, sagt Hadland. Das Brompton-Klapprad etwa sei schon fast so etwas wie eine Ikone in der britischen Hauptstadt. Es lasse sich leicht zusammenklappen und sei so kompakt, dass viele Pendler es mit an ihren Arbeitsplatz nähmen. „Andere Anti-Diebstahlstrategien bestehen darin, ein Fahrrad zu fahren, das unattraktiv aussieht, dass es niemand stehlen will“, sagt Hadland.

Auch die chilenischen Tüftler kamen nicht von ungefähr auf ihr möglicherweise bahnbrechendes Design: Ihre Experimente begannen, nachdem einem von ihnen das Zweirad abhanden gekommen war. Nun warten sie darauf, dass ihr Prototyp patentiert wird. Dann stehen weitere Tests an, um die Widerstandskraft von „Yerka“ bei Diebstahlsversuchen zu optimieren, bevor sie sich auf die Suche nach Geldgebern machen.

Wenn alles klappt, so hoffen die drei Studenten, könnte die erste Charge von 1000 Rädern Mitte 2015 für Radfans zu haben sein. Zu welchem Preis die diebstahlsicheren Zweiräder zu haben sein werden, ist noch unbekannt.

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