Raumfahrt Rohstoffe aus dem Weltraum

Luxemburg will Rohstoffe im Weltraum abbauen Der Zwergstaat will in Startups investieren, die Gold, Platin oder Wasser auf Asteroiden abbauen.

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Tausende von Asteroiden in der Nähe der Erde sind leichter zu erreichen als der Mond und könnten sich so zum Abbau von Ressourcen eignen Quelle: dpa

Luxemburg ist bekannt für seine Banken und Schlösser, nicht aber dafür, neue Welten zu erobern. Doch nun plant das Großherzogtum offenbar einen Coup, der wie aus einem Science-Fiction-Film klingt: Der Zwergstaat will in die Suche nach Schätzen im Billionenwert einsteigen - und zwar im Weltraum.

Wirtschaftsminister Etienne Schneider stellte die Pläne heute in einer Pressekonferenz zusammen mit Jean-Jacques Dordain vor, dem ehemaligen Chef der Europäischen Weltraumagentur Esa. Das Land wolle zum europäischen Zentrum für den Abbau von Rohstoffen auf Asteroiden werden, sagte Schneider. Die Himmelskörper, Reste aus der Geburtsstunde des Sonnensystems, enthalten Gold, Platin und andere Rohstoffe im Wert von Trillionen von Euro. 2012 hatten zwei Startups aus den USA - Planetary Resources und Deep Space Industries - Pläne für den Abbau dieser Ressourcen angekündigt. Zu den Investoren von Planetary Resources zählen die Google-Milliardäre Larry Page and Eric Schmidt.

Goldrausch am Himmel

Luxemburg arbeitet offenbar seit Monaten daran, in das kosmische Geschäft einzusteigen. Das Land möchte, wie Schneider nun bekannt gab, in Forschungsprojekte der Unternehmen investieren. Zudem plant der Staat, sich direkt an den Weltraum-Startups zu beteiligen. Obendrein will Schneider Gesetze auf den Weg bringen, die den Schatzsuchern im All Rechtssicherheit und Ansprüche an den gefundenen Rohstoffen gewähren. „Zunächst möchten wir das Thema erforschen“, sagte Schneider, „und zu späterer Zeit vielleicht konkret Aktivitäten im All starten." Konkrete Pläne zu einzelnen Investitionen gibt es noch nicht.

"Mehr Ressourcen als der Mensch je verbrauchen kann"

Der Abbau von Asteroiden gilt unter Experten als der Schlüssel zur Eroberung des Weltraums - und für neuen Reichtum auf der Erde. "Im All gibt es mehr Ressourcen, als die Menschheit je verbrauchen kann“, sagte der US-Planetenforscher John Lewis im Interview mit der WirtschaftsWoche. Lewis gilt als Vordenker der Goldminen im Weltraum. Allein der 2,3 Kilometer große Asteroid 1986 DA, hat Lewis berechnet, enthalte so viel Eisen, Kupfer, Aluminium, Platin und Gold, wie die Menschheit in ihrer gesamtes Geschichte geschürft hat. "Wer 1986 DA kaufen wollte, müsste nur für die Platinmetalle, die in ihm enthalten sind, 60 Billionen Dollar hinlegen.“

Zunächst interessiert die Raumfahrtbranche aber ein scheinbar gewöhnlicher Rohstoff, der in großen Massen in den Himmelsbrocken vorhanden ist: Wasser. Die Raumfahrt braucht es nicht nur, um Astronauten zu verpflegen, sondern auch, um Raketentreibstoff herzustellen. "Auf der Basis von Wasser aus Asteroiden ließen sich künftig Tankstellen im All errichten“, sagt Lewis. Bisher kostet es mehr als 10.000 Dollar, einen Liter Wasser zur Raumstation ISS zu transportieren. Gibt es im All künftig billiges Wasser in Massen, werden Flüge zum Mars oder Stationen auf dem Mond viel erschwinglicher als bisher. Auch könnten Satelliten, die regelmäßig mit Schubdüsen ihre Bahnhöhe halten müssen, per Roboter aufgetankt werden und dadurch länger im All bleiben.

Noch bringen Sonden nur Staubkrümel mit

Die Zeiten des Überflusses stünden der Menschheit erst noch bevor, glaubt der US-Unternehmer Peter Diamandis, einer der Gründer von Planetary Resources. Der studierte Luftfahrtingenieur Diamandis hat Erfahrung mit der Raumfahrt: Sein Startup Space Adventures hat acht Weltraumtouristen zur Internationalen Raumstation geflogen. Mit der X-Prize-Stiftung, die Innovationen fördert, machte Diamandis 2004 den ersten Weltraumflug eines privaten Raumschiffs möglich. Er wolle der erste Billionär der Welt werden, kündigte Diamandis bereits an. Mit dem Geld, erzählte er der WirtschaftsWoche, würde er in Technologien investieren, um die größten Probleme der Menschheit zu lösen: Hunger, Krankheit, Tod.

Schneller schlau: Weltraum-Recht

Noch aber ist das Projekt Weltraumbergbau erst ganz am Anfang. Die einzige Sonde, die bisher einen Asteroiden besucht hat, brachte nur ein paar Staubkrümel zurück. Danach brach die japanische Mission Hayabusa 2 zum Asteroiden1999 JU3 auf. Wenn sie den 900 Meter großen Himmelskörper im Jahr 2020 erreicht, wird sie ihn mit verschiedenen Sensoren vermessen. Danach schickt Hayabusa 2 ein Landegerät, groß wie in Schuhkarton, auf die Oberfläche des Asteroiden, um seine Zusammensetzung zu untersuchen. Dann werden die Forscher genauer erfahren, welche Materialien wirklich in den fliegenden Bergen stecken.

Curiosity kommt in die Jahre
März 2017Curiosity hat inzwischen deutliche Abnutzungsspuren. Ein Routine-Check der Reifen im März zeigt, dass es am linken mittleren Reifen zwei Brüche der sogenannten Stege im Profil gibt. Der Rover hat während seiner Reise über den Roten Planeten inzwischen etwa 16 Kilometer zurückgelegt. Curiosity-Projektmanager Jim Erickson sagte, alle sechs Reifen hätten trotz der sichtbaren Schäden noch genug Lebenszeit, um den Rover zu allen geplanten Orten zu bringen. Die regelmäßige Überwachung der Reifen wurde eingeführt, nachdem die Forscher im Jahr 2013 deutlich mehr Dellen und Löcher in den Rädern entdeckt hatten, als erwartet worden war. Tests auf der Erde hatten gezeigt, dass der Bruch von drei Stegen zeigt, dass etwa 60 Prozent der Lebenserwartung des Reifens erreicht sind. Curiosity hat aber bereits deutlich mehr als diesen Anteil an der geplanten Strecke zurückgelegt. Quelle: NASA/JPL-Caltech/MSSS
US-Präsident Barack Obama verlässt das Weiße Haus - und auch Curiosity verabschiedet sich. Quelle: Screenshot
Mars: Curiosity untersucht Meteoriten Quelle: NASA, JPL-Caltech, LANL, CNES, IRAP, LPGNantes, CNRS, IAS, MSSS
September 2016Die Kuppen und herausstehenden Felsen aus Schichtgestein am Mount Sharp entstanden wohl aus von Wind abgelagertem Sand. Sie erinnern stark an Wüstenlandschaften auf der Erde, etwa im Grand Canyon oder dem Monument Valley. Quelle: NASA
September 2016Der Rover sendet neue Fotos vom Mars: Im Hintergrund der Aufnahme ist der Rand des Gale-Kraters zu sehen, in dem Curiosity seit 2012 aktiv ist. Geologisch ist die Region besonders interessant, da sie die Untersuchung zahlreicher Gesteinsschichten ermöglicht. Der etwa fünf Kilometer hohe Mount Sharp liegt in der Mitte des Gale-Kraters. Quelle: NASA
Juli 2016Curiosity kann jetzt seine eigenen Ziele für die Laser-Analyse auswählen. Bisher wurden diese von der Erde aus anhand von Fotos ausgewählt. Die Wissenschaftler auf der Erde werden dadurch aber nicht ersetzt: Die neue Funktion soll vor allem dann zum Einsatz kommen, wenn die Nasa-Forscher anderweitig beschäftigt sind. Curiosity sendet auch nicht ständig Bilder, sondern am Ende seiner Wegstrecken. Bisher könnten wichtige Objekte auf Fahrten daher übersehen worden sein. Quelle: NASA
Curiosity: Mars hatte wahrscheinlich einst eine sauerstoffreiche Atmosphäre Quelle: dpa

Planetary Resources baut unterdessen an einer eigenen Flotte von Weltraum-Teleskopen, die sich auf die Suche nach den spannendsten Himmelskörpern machen sollen, die sich von der Erde leicht mit Raumschiffen erreichen lassen. Vergangenen Sommer ließen Astronauten das erste Teleskop von der Raumstation ISS ins All, damit die Ingenieure seine Funktionen testen konnten. In Erdnähe sind mehr als 9000 Asteroiden identifiziert, die größer als 36 Meter sind, 4000 davon lassen sich laut Planetary Resources leichter erreichen als der Mond. Weiter draußen im Weltraum viele Millionen Asteroiden unterwegs, vor allem im so genannten Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter. 2018 möchten die Amerikaner den ersten Asteroiden aus der Nähe begutachten, Anfang der 2020er Jahre eine Probe per Sonde zurück zur Erde bringen.

Offen ist, ob sich der Bergbau im All überhaupt rechnet. Die Nasa schickt im September die Sonde Osiris-Rex zu einem Asteroiden und will 60 Gramm Material zurückholen - Kosten: Eine Milliarde Dollar. Planetary Resources rechnet dagegen laut einem Bericht von Bloomberg mit Kosten pro Mission von nur hundert Millionen Dollar. Nasa-Wissenschaftler wiederum haben berechnet, was eine Mine auf dem mit 414 Millionen Kilometern weit entfernten Riesenasteroiden Ceres kosten würde. Ihr Ergebnis: 27 Milliarden Dollar. Das ist laut dem Bericht immer noch preiswerter als etwas das Riesen-Gasprojekt von Chevron in Australien mit Kosten von 54 Milliarden Dollar.

Sollte Luxemburg tatsächlich groß in den Bergbau investieren, wäre es ein Risikoinvestment mit großer Verlustwahrscheinlichkeit - aber auch der Chance auf gigantische Gewinne.

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