Auch dem Handel steht ein radikaler Wandel bevor. Etwa durch vollautomatische Supermärkte, die rund um die Uhr geöffnet haben – und wie ein riesiger Kaugummiautomat funktionieren: Roboter mit Greifarmen rollen durch die Gänge, legen die gewünschten Produkte in einen Korb, die der Kunde an einer Schleuse abholt.
Das mag abwegig klingen, aber Online-Händler Amazon hat schon jetzt einen Wettbewerb für Greifroboter ins Leben gerufen. Forscher sollen Maschinen entwickeln, die verschiedenste Objekte erkennen, fassen und in Regale sortieren. Heute packen noch Tausende Kommissionierer in den Lagern die Pakete. Bald könnten das Maschinen erledigen – und den Versand noch preiswerter und schneller machen.
Hilfe, ein Roboter klaut meinen Job!
Dass die Zeichen der Zukunft auf digital stehen - geschenkt. Doch ein Journalist der britisch-amerikanischen Webseite Mashable hat darüber einen Artikel veröffentlicht, welche Jobs schon im nächsten Jahr von Robotern ersetzt werden könnten. Das Ergebnis ist überraschend: Ein Blick in die Gegenwart zeigt, dass die Zukunft oft schon da ist.
Sie heißen Scooba 230 oder Braava 380: Roboter, die selbstständig den Boden saugen oder wischen, gibt es schon seit ein paar Jahren. Aber bei aufwendigen Reinigungen, wie zum Beispiel das Entfernen von Bakterien und Keime, war der Mensch bislang unersetzbar. Doch das ändert sich zunehmend. In einem kalifornischen Krankenhaus ist bereits ein Putzroboter im Einsatz, der gezielt zur Bekämpfung von Keimen programmiert wurde. Mithilfe von UV-Licht befreit er das Hospital von Bakterien und Schimmel.
Ob E-Learning oder Moocs: Die größten Bildungstrends der letzten Jahre fanden nicht in den Klassenräumen statt, sondern im Internet. Doch dass der Beruf des Lehrers aussterben könnte – daran haben bislang nur die wenigsten gedacht. In einer Schule im US-amerikanischen Connecticut, lernen Kindern mit Robotern – und das sehr erfolgreich. Zwar kann der Roboter noch keinen Lehrer ersetzen, aber er bringt immerhin die Qualifizierung eines Lehr-Assistenten mit.
Der vierfache Weltfußballer Lionel Messi kann ihn nicht bezwingen. Drei Mal nimmt er Anlauf und schießt mit voller Wucht auf das Tor – doch der Torwart hält den Ball. Jedes Mal. Doch nicht Manuel Neuer, Iker Casillas oder Gianluigi Buffont bewachen das Netz, sondern ein sonderlich grinsender Roboter. Jetzt arbeiten japanische Wissenschaftler an einem Roboter, der neben dem Fangen auch Werfen, Rennen und sich richtig positionieren kann. Das wäre dann der erste Roboter, der in der Lage wäre, in einer Mannschaft mit anderen Menschen zu spielen.
Kranke zu pflegen kann nicht nur psychisch belastend sein, sondern auch körperlich. Etwa um den Patienten aufzuhelfen, sich umzudrehen oder umzubetten. In einem Krankenhaus in Singapur erledigt das nun ein Roboter. Das wohl intelligenteste Bett der Welt unterstützt den Patienten bei den Bewegungen und schätzt selbstständig die Geschwindigkeit ein.
Wer im US-amerikanischen San Jose den Orchard Supply Hardware Store betritt, wird von einer rollenden weißen Säule namens OSHbot begrüßt. Der Roboter hat ein kleines Display mit integrierter Kamera, in das die Kunden ihre Wünsche äußern können. Zum Beispiel, indem sie eine bestimmte Schraube vor die Kamera halten. OShbot identifiziert die Schraube und führt den Kunden dann direkt zum entsprechenden Regal. Auch über die Lagerbestände weiß er zu jeder Zeit Bescheid.
Ein Video von Oshbot: http://www.mercurynews.com/business/ci_26815593/robots-helping-customers-at-san-jose-orchard-supply
In einem Hotel in der US-amerikanischen Stadt Cupertino, mitten im Tech-Paradies Silicon Valley gelegen, begleitet ein Roboter namens SaviOne, die Gäste des Drei-Sterne-Hotels Aloft in ihre Zimmer. In diesem Jahr befand sich das Projekt noch in der Testphase, ab 2015 soll eine kleine Armee von Robotern die Gäste der Starwood-Hotelkette, zu der auch das Aloft gehört, glücklich machen.
Schauspieler müssen sich jede Rolle hart erkämpfen, bei so gut wie jedem Casting ist die Konkurrenz groß. Und künftig wird sie noch größer. In diesem Jahr wurde eine Rolle in der Theateraufführung von Franz Kafkas „Die Verwandlung“ von einem Roboter gespielt. Gregor Samsa, der sich eines Morgens in ein Ungeziefer verwandelt sieht, wacht in der neuen Interpretation als Roboter auf.
In einem Flugzeug ist schon viel automatisiert – doch so ganz ohne Piloten aus Fleisch und Blut ging es bislang nicht. Das will das Advance Institute of Science and Technology in Südkorea ändern. Pibot ist ein Roboter mit Armen, Beinen und einem Kopf. Und soll ein Flugzeug durch schwierige Manöver fliegen. Im nächsten Jahr wird das wahrscheinlich noch nicht möglich sein, zumindest nicht im normalen Passagierverkehr. Aber Pibots Zeit wird kommen, und wahrscheinlich schneller als heute gedacht.
Auch der stationäre Handel bereitet sich schon auf die Ära der Serviceroboter vor. In einigen Apotheken stapeln inzwischen metallene Greifarme, etwa vom Münchner Start-up Magazino, die Tausenden Medikamentenschachteln. Auf Knopfdruck sucht die Maschine binnen Sekunden die gewünschte Arznei heraus. Im Berliner Schuhladen Solebox wiederum bringt ein baumstammdicker Roboterarm den Kunden Slipper und Pumps zur Anprobe. In einer japanischen Filiale der Marke Crocs kamen die Kunststoffschuhe neulich sogar per Drohne herbeigeflogen.
Servicekräfte aus Metall haben ihre Vorzüge: Sie werden nie müde, sind immer höflich – und brauchen statt einer Weiterbildung nur ein Update via Internet.
Roboter ersetzen keine Fachverkäufer
Vom Aussterben bedroht könnte darum bald etwa der Zimmerbote im Hotel sein. Im kalifornischen Cupertino erledigt seit vergangenem Sommer ein rollender Roboter namens Botlr den Job: Im Aloft Hotel der Starwood-Kette liefert er Schampus und Kaviar aufs Zimmer. Der Blech-Butler vom US-Start-up Savioke weicht Hindernissen aus, bedient den Aufzug und lässt das Zimmertelefon klingeln, wenn er vor der Tür steht. Anklopfen klappt noch nicht.
Sogar als Verkäufer sind erste Roboter beschäftigt: In einer Filiale der US-Kette Orchard Supply Hardware in San Jose hilft ein mannshoher rollender Bildschirm den Besuchern. Der OSHbot, entwickelt vom US-Unternehmen Fellow Robots, weiß, wo der Hammer hängt – oder jeder andere Artikel, den das Geschäft verkauft. Er versteht, was Kunden ihn fragen, und lotst sie zum richtigen Regal.
Roboter mögen noch nicht den Fachverkäufer ersetzen – Hilfe und Attraktion sind sie heute schon. Etwa der Androide Nao, ein rund 60 Zentimeter großer Roboter des französischen Herstellers Aldebaran, der läuft, tanzt und spricht: In den Filialen der französischen Elektronikkette Darty erläutert Nao die Vorzüge von Flachbildfernsehern oder vernetzten Glühlampen. Er schaut den Kunden direkt ins Gesicht, stellt ihnen einfache Fragen, und wenn jemand lacht, lacht er mit.
„Nao versteht Sprache und Gesichtsausdrücke“, bewirbt Laura Bokobza, Marketingchefin bei Aldebaran, die schlaue Maschine, „und mit jedem Update wird er intelligenter.“ In Japan stattet die Firma 1000 Kaffeeläden von Nestlé mit Robotern aus, die Kaffeemaschinen anpreisen.
Wo führt das alles hin? Im schlechten Fall steht uns eine Welt bevor, in der uns das begriffsstutzige Computerwesen von der Telefonhotline jetzt auch am Bahnschalter begegnet, nur in 3-D. Im besten Fall treffen wir auf Androiden, die uns den Alltag sogar in den eigenen vier Wänden erleichtern.