Roboter Wie digitale Dienstboten uns den Alltag erleichtern

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Putzkraft fürs Bad

Im Haushalt helfen, das ist der Job von Coro, Doro und Oro. Die drei Roboter, mannshoch und mit freundlichen Gesichtern, rollen als dienstbare Hausgeister durch die Flure eines Wohngebäudes in der toskanischen Gemeinde Peccioli und kümmern sich zuvorkommend um die Bewohner. Sie reagieren auf Befehle per App oder Sprache. Coro hat eine kleine Ladefläche vor der Brust und nimmt an der Haustür Pakete entgegen. Doro kann mit einem Greifarm Gegenstände heben und bringt auf Wunsch die Teekanne aus der Küche. Oro weicht mühelos Hindernissen aus, lässt sich von den Blechkollegen Müllsäcke geben, lädt sie draußen ab und bringt vom Tante-Emma-Laden um die Ecke die Einkäufe mit.

Das Trio ist Teil eines Tests, das Gebäude ein Großlabor, die Bewohner sind Probanden. Forscher des EU-Projekts Robot-Era wollen herausfinden, wie Maschinen uns zur Seite stehen können. Profitieren könnten vor allem Senioren, die nicht mehr gut zu Fuß sind, erklärt Filippo Cavallo, Assistenzprofessor an der Scuola Superiore Sant’Anna in Pisa und ein Koordinator des Projekts.

Per Laser und Ultraschall navigieren sich Roboter inzwischen unfallfrei durch ihnen unbekannte Räume. Und „schon in drei bis fünf Jahren“, glaubt Cavallo, „können sie jeden beliebigen Gegenstand erkennen, greifen und an seinen Platz in der Wohnung bringen“. Und später dann Bad und die Küche putzen.

Roboter als persönliche Assistenten

Noch mag das utopisch klingen. Die meisten Saug-, Wisch- und Mähroboter, die es heute zu kaufen gibt, rollen noch per Zufallsprinzip durch Wohnung oder Garten, bis sie jede Stelle einmal abgefahren haben. Immerhin: Zwischen 2014 und 2017, schätzt der Internationale Verband der Robotikindustrie, werden 31 Millionen dieser dienstbaren Kisten für den privaten Gebrauch verkauft. Dieses Jahr kommen noch deutlich schlauere maschinelle Hausfreunde in den Handel: Jibo aus den USA beispielsweise, ein sprechendes Bildschirmgesicht, lässt sich E-Mails diktieren, bestellt Pizza und erinnert an Termine.

Keecker, eine Art selbstfahrender Diaprojektor, rollt durch die Wohnung, beamt Videos an die Wand, spielt Musik ab und misst, ob es Zeit zum Lüften ist.

Werden uns Roboter bald die Hausschuhe hinterhertragen – und im Alter hegen und pflegen? Viele in der Branche sind davon überzeugt. „Langfristig werden persönliche Assistenten es alten Menschen erlauben, länger in der eigenen Wohnung zu leben“, sagt Ulrich Reiser. Er hat am Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA in Stuttgart einen Roboterassistenten namens Care-O-Bot entwickelt.

Nötig ist das. Denn die Industrienationen werden rapide älter. In Japan haben die Experten am schnellsten darauf reagiert. Honda will mit seinem Roboter Asimo künftig einen Dienstboten für Senioren anbieten, und das Forschungsinstitut Riken stellte unlängst einen Pflegeroboter vor, der Menschen aus dem Bett hebt und auf einen Stuhl setzt. Robear, ein Kraftpaket mit zwei starken Armen und niedlichem Bärengesicht, soll künftig Pflegern die Arbeit erleichtern.

Japans Premierminister Shinzo Abe ist vom Siegeszug der intelligenten Maschinen längst überzeugt. Zu den Olympischen Sommerspielen in Tokio 2020, verkündete er unlängst, wolle er einen weiteren Wettkampf ausrichten: eine Olympiade für Roboter. Es könnte ein Spaßevent werden – oder der Beginn einer neuen Ära.

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