Der Grund sind die ins bodenlose gefallenen Preise. Brachten 1000 Kubikfuß Erdgas (was rund 28 Kubikmetern entspricht) im Jahr 2008 noch fast 11 Dollar ein, waren es 2013 im Schnitt nur noch 3,7 Dollar. Da die Förderung von Erdgas aus Schiefergestein aufwendiger ist als aus konventionellen Quellen, lohnt es sich für die Unternehmen auf den weniger ergiebigen Feldern kaum noch, den Rohstoff an die Oberfläche zu holen.
Warum dennoch immer neue Bohrtürme in den Himmel über Pennsylvania, Ohio oder Texas wachsen, hat mit den speziellen Vorgaben zur Landnutzung in den USA zu tun: Wer in Amerika Land über einem Gas- oder Ölfeld pachtet, muss es nach einer bestimmten Zeit auch erschließen. Wenn das Land über mehrere Jahre still liegt, verlieren die Unternehmen die Pacht. Die Unternehmen wählen hier meist das kleinere Übel und schreiben Verluste bei der Förderung in der Hoffnung auf bessere Zeiten.
Die Unternehmen bohren Gasfelder an, nur um die Rechte an dem Land zu halten. Die Folge dieser Taktik war ein Überangebot an Erdgas und ein dramatischer Preiseinbruch. Der führte Schiefergasunternehmen wie Chesapeake - nach eigener Aussage der größte Erdgasförderer in den USA - an den Rand der Pleite. Die mehrere Millionen Dollar teuren Bohrungen spielten schlicht ihr Geld nicht mehr ein. Unternehmen wie ExxonMobil und Shell, die eher spät in die Schiefergasförderung einstiegen, verloren in den vergangenen Jahren deshalb viele Milliarden Dollar.
Unkonventionelle Gasvorkommen
Schiefergas lagert in dichten Tonsteinschichten, in denen es sich auch gebildet hat. In Norddeutschland liegen diese in Tiefen von etwa 1000-25000 Metern. Schiefergas wird in Deutschland bisher nicht gefördert. Um es zu fördern, bedarf es der Hydraulic Fracturing Methode - also Fracking.
Kohleflözgas bezeichnet Erdgas, das in den Kohleschichten entstanden und enthalten ist. Diese Vorkommen befinden sich hierzulande in den Tiefen ab etwa 1000 Metern. Aus internationaler Erfahrung lässt sich eine Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent ableiten, bei der Gewinnung von Kohlflözgas auf Fracking verzichten zu können.
Tight Gas befindet sich in besonders dichten Sand- oder Kalksteinschichten in Tiefen unterhalb von 3500 Metern. Die Gesteinsschichten zeichnen sich durch eine extrem verringerte Durchlässigkeit aus. Anders als bei Schiefer- oder Kohlflözgas befindet sich das Erdgas hier in Speichergesteinen, und nicht dort, wo das Gas entstanden ist. Tight Gas wird in Niedersachsen seit den 1990er Jahren gefördert, besitzt mit rund drei Prozent aber nur einen geringen Anteil am Gesamtfördervolumen. Tight Gas lässt sich nur durch Fracking fördern. Aufgrund der vielen Erfahrungen der Fachleute, wird Tight Gas heute kaum noch als "unkonventionell" bezeichnet.
Dass nun die Investitionen in das Verlustgeschäft einbrechen, ist also kein Wunder. Die Förderung hat das allerdings noch nicht eingeschränkt: Laut den neuesten Zahlen der US-Energiebehörde EIA holten Öl- und Gasunternehmen in diesem Januar mehr Rohstoffe aus dem Boden als vor 12 Monaten (hier als PDF).
Eine Korrektur des Marktes, die Angebot und Nachfrage wieder ins Gleichgewicht bringt und die Gasförderung wieder rentabler macht, ist also vorerst nicht abzusehen. Viele Produzenten hoffen deshalb, dass die USA in einigen Jahren ihr Schiefergas über Flüssiggas-Terminals ins Ausland exportiert. Erst dann könnten die Preise wieder anziehen.
Dass der Erdgasmarkt in den USA derzeit in einer desolaten Verfassung ist, ruft auch in Europa zunehmend Skepsis hervor. Vor allem, weil die Schiefergasförderung hier noch ganz am Anfang steht.