Soylent-Nahrung Super-Pulver soll Hunger auf der Welt stoppen

Ingenieur Rob Rhinehart will das Essen abschaffen. Seine bräunlich-gelbe Pulver-Plörre habe ihn nach 30 Tagen Selbsttest fröhlicher und optimistischer gemacht. Sein Pulver soll sogar den Welthunger stoppen.

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Salat ist für Ziegen: Eine begeisterte Fan-Gemeinte wartet auf Rhineharts Pulver Quelle: obs

Blätter zu essen sei etwas für Ziegen oder Elefanten – nicht aber für Menschen, fand Rob Rhinehart schon als Kind. Salat zu putzen, Spinat zu kochen und Essen generell zubereiten zu müssen störte ihn. Erst recht während seines Studiums, denn es stahl ihm wertvolle Zeit. Und als der heute 25-jährige Elektroingenieur und Softwareentwickler aus Atlanta im US-Bundesstaat Georgia ins kalifornische Silicon Valley zog, stellte er fest, dass dort sein bis dahin favorisiertes, da zeitsparendes Fast Food, enorm teuer war.

Da verging Rhinehart endgültig der Appetit auf klassisches Essen, das er kochen und kauen muss – und das auch noch dreckiges Geschirr und Töpfe hinterlässt. Der Mann schritt zur Tat, las sich in die Ernährungsliteratur ein und mixte sich ein Pulver, das alle für den Körper wichtigen Nährstoffe enthielt. Er verquirlte es mit Wasser zu einer bräunlich-gelben Plörre und lebte 30 Tage lang ausschließlich davon.

Rhinehart war begeistert, so wie Menschen, die einige Wochen fasten: „Ich hatte mehr Energie. Ich schlief besser. Ich konnte mich besser konzentrieren.“ Sogar fröhlicher und optimistischer sei er gewesen, sagte er Journalisten, die ihn interviewten. Weil er in einem Blog täglich über seine Erfahrungen berichtete, wurde er blitzschnell berühmt. Und weil seine Fan-Gemeinde das Pulver, das er Soylent nannte, ebenfalls haben wollte, gründete er in San Francisco die Firma Rosa Labs. Die sammelte vergangenes Jahr per Crowdfunding erstaunliche zwei Millionen US-Dollar ein – in Form von Vorbestellungen des Pulvers.

Frisch gedruckt statt frisch gekocht
Auf der weltgrößten Backmesse iba können sich die Besucher davon überzeugen, dass die gedruckten Lebensmittel keine Zukunftsvision mehr sind: Das Startup-Unternehmen Print2Taste aus Freising bei München stellt seine Lebensmitteldrucker der Öffentlichkeit vor und will sie 2016 auf den Markt bringen. „Die Drucker funktionieren ähnlich wie der Spritzbeutel eines Konditors - nur viel feiner“, erklärt Melanie Senger das Prinzip. Die 31-jährige Ernährungswissenschaftlerin gehört zum zehnköpfigen Team des jungen Unternehmens Print2Taste. Ernährungsforscher gehen davon aus, dass „gedrucktes Essen“ bereits in wenigen Jahren zur Normalität gehören wird. Die Funktionsweise ist einfach: Der Teig oder Brei wird in einer Patrone in den Drucker gegeben und dann aus einer Spritzdüse langsam dosiert und geschichtet - so entstehen im Gegensatz zum flach ausgerollten Teig zum Beispiel auch Kekse in Form einer Schildkröte mit einem gewölbten Panzer. Der Teig muss dann nur noch gebacken werden. Quelle: dpa
Im August 2015 hat Katjes den ersten lebensmittelzertifizierte 3D-Drucker für Fruchtgummis vorgestellt. In einem Berliner Café druckt das Unternehmen seit dem in der „Magic Candy Factory“ Gummi-Naschereien nach Kundenwusch. Ein solcher zehn Gramm schwerer Oktopus wird übrigens in höchstens fünf Minuten gedruckt. Quelle: PR
Bereits 2014 hatte es die Raumfahrtbehörde NASA geschafft, die erste Pizza im 3D-Drucker herzustellen. Ob die genauso schmeckt, wie die im Bild gezeigte "normale" Pizza ist allerdings unklar. Das texanische Unternehmen Systems & Materials Research Corporation tüftelte schon seit Mai 2013 an gedruckten Lebensmitteln. Vorerst sollen sich Astronauten mit 3D-Essen versorgen, später soll die Erfindung den Hunger auf der Erde bekämpfen. Quelle: REUTERS
Der italienische Lebensmittelkonzern Barilla entwickelt gemeinsam mit einem niederländischen Institut 3D-Drucker für Pasta. Die Geräte sollen an Restaurants verkauft werden und auf Knopfdruck verschiedene Nudelsorten produzieren, wie italienische Medien berichteten. Das Forschungsinstitut TNO aus Eindhoven bestätigte der Nachrichtenagentur dpa das Projekt, Barilla war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Die „Bild“-Zeitung hatte über das Vorhaben berichtet. Projektleiter Kjeld van Bommel hatte der niederländischen Zeitung „Trouw“ vor einigen Tagen gesagt, Ziel der schon zwei Jahre dauernden Zusammenarbeit sei es, Teigpatronen an Restaurants zu liefern, mit denen diese individuelle Pasta für ihre Gäste produzieren könnten. „Zum Beispiel: Wenn jemand Silberne Hochzeit hat und mit seiner Frau essen geht und sie dann mit Pasta in Form eine Rose überrascht.“ Kunden könnten auch ihren eigenen Entwurf auf einem USB-Stick mitbringen. „Im Prinzip ist jede Form möglich.“ Nun müsse noch an der Geschwindigkeit gearbeitet werden, sagte van Bommel. Barilla wolle 15 bis 20 Nudeln innerhalb von 20 Minuten drucken. „Das werden wir schaffen“, sagte er. „Wir können jetzt schon zehnmal so schnell drucken wie zu Beginn unserer Experimente Quelle: Fotolia
Nicht nur die NASA, auch eine spanische Firma hat das 3D drucken für sich entdeckt. Unter dem Namen "Foodini" produziert ihr 3D-Drucker jetzt Pizzen, druckfrisch und lecker. Die Graphik zeigt die Produktion einer solchen 3D-Pizza in mehreren Schritten. Um einzelne Nahrungsmittel-Bestandteile zusammenzusetzen, füllt der Nutzer lediglich die vorhandenen Kartuschen mit den entsprechenden Zutaten - das "Kochen" übernimmt im Anschluss der Drucker.  Quelle: Screenshot
Ein amerikanisches Designer-Ehepaar druckt geometrische Gebilde aus Zucker für Konditoreien und Hochzeitsplaner. Eine gedruckte Hochzeitstorte sei in Planung. Die Kreationen von "The Sugar Lab" kosten derzeit noch bis zu tausend Dollar. Quelle: Screenshot
Mit der Hand verzieren, das war einmal. Jetzt könnte der 3D Drucker der Firma Hershey's diese schokoladige Aufgabe übernehmen. Auch Pizza und Ravioli kann der Drucker von Hershey's herstellen. Quelle: Screenshot

Rhinehart plant, ab Ende März die ersten je 3,10 Dollar teuren Soylent-Tütchen in den USA zu verschicken. Der Inhalt jeder Tüte soll eine Mahlzeit ersetzen.

Warum sich so viele für eine geschmacksfreie bis eklig bitter schmeckende Astronauten-Nahrung begeistern, lässt sich nur mutmaßen. Denn neu ist Rhineharts Idee keineswegs. Seit Jahren gibt es künstliche Nahrung für kranke und alte Menschen.

„Von ihr leben manche Leute schon viele Jahre“, sagt die Ernährungsphysiologin Hannelore Daniel von der Technischen Universität München. Das Pulver, das Rhinehart aus Hafermehl, Reisprotein, Tapiokastärke, Rapsöl, Vitaminen und Mineralstoffen anrührt, scheint so ausgewogen zu sein, dass Menschen damit überleben können. Doch warum sollte ein Gesunder sich das antun? Warum sollte er auf den Genuss von Fleisch und Gemüse, von Schokolade und Gummibären verzichten?

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